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Jung und spanisch - Real Madrid der Zukunft

Jung und spanisch - Real Madrid der Zukunft

Nicht Luis Suarez, nicht Gareth Bale, nicht Zlatan Ibrahimovic.

Zumindest noch nicht. Die Transferpolitik bei Real Madrid wird bislang von spanischen Namen bestimmt.

Im Kampf um die Rückeroberung der Nummer-1-Position in La Liga und dem lange ersehnten zehnten Titel in der Champions League scheint Einkaufen a la "Galacticos" nicht mehr en vogue zu sein.

Vielmehr setzen die „Königlichen“ auf junge und großteils einheimische Kräfte.

*Nacho und Morata waren schon 2012/13 Teil der ersten Mannschaft


Erinnerung an Sacchi

Zwei Personen sind bei der Kaderplanung für die bevorstehende Saison, die bislang schon über 80 Millionen Euro verschlungen hat, federführend:

Einerseits Zinedine Zidane, der etwa Offensivspieler Isco persönlich von einem Wechsel überzeugt haben soll, andererseits Carlo Ancelotti, der – so wird zumindest gemunkelt – schon vor seiner offiziellen Präsentation Wünsche und Anregungen lanciert hat.

Der Italiener ist Schüler von Trainer-Legende Arrigo Sacchi und hat dessen Erfolgsrezept in seiner Biografie beschrieben: „Der AC Milan unter Sacchi war großartig, da es eine starke italienische Seele hatte.“

Eine ähnliche „nationale Seele“ versucht der Neo-Coach nun auch in der spanischen Hauptstadt zu etablieren. Basis hierfür sollen die Spieler sein, die mit den spanischen Junioren-Nationalteams bereits Siegermentalität bewiesen haben.

Fünf Europameister im Team

Durch die Rückholung Daniel Carvajals und die Verpflichtungen von Isco und zuletzt Asier Illarramendi stehen inklusive der arrivierten Nacho Fernandez und Alvaro Morata insgesamt fünf amtierende U21-Europameister im Kader der Madrilenen. Bester Torschütze des Turniers (Morata) inklusive.

Was in „La Rojita“ funktioniert, soll in Zukunft auch in weißen Dressen Früchte tragen. Die Chemie unter den Neuzugängen kann jedenfalls vorausgesetzt werden. Ein Faktor, der in den letzten, von internen Spannungen geprägten Jahren immer wieder für Diskussionen sorgte.

„Sie versuchen mich ständig von einem Wechsel zu Real zu überzeugen“, verkündete der zum besten Spieler des Turniers gewählte Isco schon vor dem EM-Finale mit einem Lachen und konnte Sympathien für seine nunmehrigen Mannschaftskollegen nicht verbergen.

Illarramendi ergänzt bei seiner offiziellen Präsentation: "Isco, Morata, Carvajal und Nacho zu kennen, ist schon sehr verlockend. Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam auch hier Titel gewinnen können."

Name Alter Verein Ablösesumme Vertragsende
Asier Illarramendi 23 Real Sociedad 39 Mio. Euro 2019
Isco 21 FC Malaga 30 Mio. Euro 2018
Daniel Carvajal 21 Bayer Leverkusen 6,5 Mio. Euro 2019
Casemiro 21 FC Sao Paulo 6 Mio. Euro 2017
Jese 20 Real Madrid Castilla - 2014
*Morata 20 Real Madrid Castilla - 2015
*Nacho Fernandez 23 Real Madrid Castilla - 2017

Forderung nach "Baby-Sturm"

Während das Mittelfeld um knapp 75 Millionen Euro aufgerüstet wurde, sind die Verstärkungen im Sturm gratis. Morata wurde schon in der vergangenen Spielzeit in die erste Mannschat hochgezogen, Jese erwartet dieser Schritt - und eine Vertragsverlängerung - heuer.

Aufgrund der Leistungen der beiden Eigengewächse in der U21 bzw. U20 Spaniens mehren sich unter den Fans die Forderungen nach mehr Einsatzzeit.

Da der Abgang von Gonzalo Higuain als beschlossene Sache gilt, soll nach Meinung zahlreicher „Madridistas“ der fehlende Platz nicht mit einem teuren Neuzugang, sondern mit einer internen Lösung nachbesetzt werden.

Die Sehnsucht nach einem „neuen Raul“ ist groß. Wer der beiden Zukunftshoffnungen die besseren Karten hat, in die Fußstapfen der legendären Nummer 7 zu treten, rein darüber scheiden sich die Geister.

Was passiert mit dem Rest?

Die präsentierte Aufstellung stellt lediglich den "Idealtypus" des jungen Real-Systems dar. Ancelotti muss seine Elf erst finden und hat dafür zahlreiche weitere Granaten im Köcher.

Noch nicht geklärt scheint etwa die Zukunft von Angel di Maria, der in den letzten Jahren eigentlich einen Stammplatz innehatte, immer wieder aber mit Klubs aus England - allen voran Manchester United - in Verbindung gebracht wird.

Karim Benzema wird seine Position im Sturm nicht widerstandslos räumen, nur weil "ein paar Twens" bei Nachwuchsturnieren glänzen. Der Franzose hat noch zwei Jahre Vertrag und trachtet selbst danach, sich als Angreifer Nummer eins zu profilieren.

Real bleibt Real

Sami Khedira, Luka Modric und nicht zuletzt der einstige Ancelotti-Liebling Kaka kämpfen ebenso um ihren Platz im Mittelfeld wie Xabi Alonso.

Der Welt- und Europameister sollte eigentlich in den nächsten Tagen zu einer Vertragsverlängerung bewogen werden, die Ankunft von Illarra wirft aber auch in diesem Punkt Fragen auf.

Alvaro Arbeloa und Marcelo galten schon länger als angezählt, haben sich aber immer wieder aufs Neue bewiesen. Die jüngere Konkurrenz könnte auch einen leistungssteigernden Effekt auf die beiden Außenverteidiger haben.

Wo man auch hinsieht, der Kader von Real strotzt vor Qualität. Das ist seit Jahren so. Die Neuen könnten aber dennoch eine neue Ära in Madrid auslösen. Eine junge Ära. Sofern die sportliche Führung das will.


Christian Eberle