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Freundschaft abseits aller Rivalität

Freundschaft abseits aller Rivalität

„Für Iker Casillas und Xavi Hernandez, die etliche Clasicos gegeneinander bestritten haben und dennoch eine beispielhafte Freundschaft bewahren.“

Mit dieser Widmung startet Alfredo Relano, Herausgeber der spanischen „as“, sein umfangreiches Erzählwerk „Nacidos para incordiarse“ (dt.: Geboren, um sich zu ärgern).

Dass im Buch, das die Geschichte des Duells Barca gegen Real im Lauf der Geschichte Spiel für Spiel analysiert, zuallererst auf die persönliche Beziehung zweier Protagonisten hingewiesen wird, kommt nicht von ungefähr.

Streit der Teamkollegen

Vergiftete Stimmung in den letzten Jahren führte zu verbalen und handgreiflichen Entgleisungen zwischen den Spielern sowohl auf, als auch abseits des Platzes.

Die Tätlichkeit von Sergio Ramos gegenüber Carles Puyol am Ende der 0:5-Niederlage Ende 2010 ist dabei nur einer der Negativ-Höhepunkte. Nationalteamkollegen wie David Villa, Xabi Alonso, Alvaro Arbeloa oder Sergio Busquets gerieten mehrere Male ungebührend aneinander.

„Wenn die EM 2011 gewesen wäre, hätten wir Probleme bekommen. Nicht, dass wir uns nicht verstanden hätten, aber die Interessen beider Vereine haben sich überschnitten“, sprach Casillas während der EURO in Polen und der Ukraine die Spannungen im Vorjahr an.

Die eingangs erwähnte Freundschaft zu Xavi, die zu Zeiten des erfolgreichen Auftritts Spaniens bei der U20-WM 1999 ihren Anfang nahm, hielt in dieser schwierigen Phase aber stand. Selbst Real-Trainer Jose Mourinho, der laut Aussagen von Xavis Vater ein Problem mit diesem Naheverhältnis zum Erzrivalen hat(te), konnte sie nicht stören.

Ehrenpreis für Sportlichkeit

Ganz im Gegenteil: Der am 20. Mai 1981 in Mostoles geborene Keeper und der knapp ein halbes Jahr ältere katalanische Mittelfeld-Stratege gelten weiter als Paradebeispiel für Sportsgeist und Fairness.

Eigenschaften, für die das Duo Anfang September mit dem „Premio Principe de Austurias“ ausgezeichnet wurde - einem spanischen Preis, der unter anderem in den Kategorien Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft und Sport vergeben wird.

"Sie symbolisieren die Werte von Freundschaft und Kameradschaft über der höchsten Rivalität ihrer beiden Vereine hinaus. Ihr sportliches Verhalten ist ein Vorbild für die Jugendlichen“, lautete die nachvollziehbare Begründung des Komitees.

„San Iker“ verwies in Bescheidenheit auf die Mithelfer der „Entspannungspolitik“: „Wir kennen uns schon sehr lange. Ich glaube, wir zwei sind dabei der sichtbare Kopf, aber es gibt sehr viele Spieler, die dazu beigetragen haben, gewisse Dinge zu kitten.“

Iker Casillas Fernandez
Alter: 31
Geburtsort: Mostoles (Madrid)
Bei Real seit: 1989
Debüt: 1999
Erfolge Verein: 5x Meister, 2x CL-Sieger, 1x Copa del Rey
Erfolge individuell: 4x Welttorhüter
Xavier Hernandez i Creus
Alter: 32
Geburtsort: Terrassa (Katalonien)
Bei Barca seit: 1991
Debüt: 1998
Erfolge Verein: 6x Meister, 3x CL-Sieger, 2x Copa del Rey
Erfolge individuell: 3x Dritter bei der Wahl zum Weltfußballer

„Er ist so lästig“

Mit dem dritten Titelgewinn in Folge hat sich das spanische Nationalteam ein Denkmal gesetzt und gleichzeitig die These, die Spieler aus den unterschiedlichen Regionen könnten nie zu einer funktionierenden Einheit geformt werden, eindrucksvoll und wiederholt widerlegt.

Ehe sich die Weltmeister-Elf vor dem Länderspiel-Doppel gegen Weißrussland und Frankreich wieder trifft, stehen sich Casillas und Xavi aber zum 33. Mal als „Feinde“ gegenüber.

>>> El Clasico, So., 7.10., ab 19:20 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv <<<

Xavi hat dabei mit 14 Siegen die Nase vor seinem Teamkollegen aus der „Seleccion“, der zehn Duelle gewann.

„Er ist so lästig und bringt mich aus dem Häuschen, wenn er so viele Bälle pariert“, unterstreicht der Barca-Star mit einem Lächeln die Qualitäten des Real-Keepers, den er dennoch schon vier Mal überwinden konnte.

Wenn die beiden am Sonntag den Rasen als Kapitäne betreten, stehen für 90 Minuten die eigenen Interessen im Vordergrund.

Erst nach Schlusspfiff sind sie wieder Iker und Xavi, zwei Superstars des Fußballs, Ikonen ihres Vereins, Freunde abseits aller Rivalitäten.


Christian Eberle