Capdevila: Es ist eine Liga für zwei. Die zwei Teams sind in einer eigenen Welt. Ich wurde mit Deportivo und Villarreal Vizemeister – eine Sache, die heutzutage unvorstellbar ist.

LAOLA1: Wieso hat sich das in den letzten Jahren so extrem verändert?

Capdevila: Weil es in Zeiten einer Krise oft so ist, dass die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer werden. Da gibt es kein Gleichgewicht mehr. Früher konnte man trotz der zwei „Oberen“ interessante Spieler verpflichten, jetzt heißt es nur noch verkaufen, Spieler leihen und nur wenig mehr.

LAOLA1: Glaubst du, dass die Liga da reglementierend eingreifen sollte?

Capdevila: Ich weiß nicht, was die Lösung wäre. Ich habe keine Idee. Aber wenn sich nichts ändert, wird sich die Lage nur noch verschlimmern. Ich sehe da schwarz, wir sind zu tief darin verwickelt. Mittlerweile werden schon Klubs aus der zweiten Liga zwangsrelegiert. Das gab es früher nur auf Regionalebene. In Kürze wird das auch die Primera Division treffen. Wenn da keiner eine Lösung findet, und ich weiß nicht, wer, zieht sich diese Negativ-Schleife bis ganz nach oben.

LAOLA1: In diesem Sommer hat sich La Liga schon zu einer klaren Export-Liga gewandelt, was zahlreiche namhafte Abgänge unterstreichen.

Capdevila: Die spanische Liga wertet sich ab. Soldado weg, Falcao weg, Llorente weg, Negredo und Navas weg. Alle sind sie ins Ausland gegangen. La Liga war immer eine der stärksten. Ich glaube, dass sie das jetzt nicht mehr ist.

LAOLA1: Andere Ligen, wo mehr Geld vorhanden ist, werden Spanien also überholen?

Capdevila: Ich glaube, dass die deutsche Liga uns bereits überholt hat.

LAOLA1: Obwohl durch die gute Jugendarbeit zahlreiche Lücken gefüllt werden?

Capdevila: Wir können den Status halten, aber für wie lange? Wenn du dir Deutschland ansiehst: die Stadien voll, die Liga umkämpft. Klar sind Bayern und Dortmund über die anderen zu stellen, aber sie gewinnen nicht mit der Leichtigkeit von Barca oder Real 7:0 oder 5:0.

LAOLA1: Jetzt hast du während deines Auslands-Engagements bei Benfica die portugiesische Liga kennengelernt. Wie ist die Situation dort?

Capdevila: Schlimmer als hier. Dort gibt es aufgrund der 16 Mannschaften nur 30 Spieltage. Abgesehen von Benfica, Porto, Sporting oder Braga gibt es viele kleine Vereine mit kleinen Stadien. Die Liga ist nicht sonderlich attraktiv. Wenn du wie ich das Glück hast, bei einem der Großen zu spielen, kannst du dich in Europa vor 70.000 Zusehern präsentieren, in der nächsten Runde spielst du auswärts vor 2.000 Zusehern. Auch die portugiesische Liga ist abgewertet.