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Pepe und die Frage nach Gut und Böse

Pepe und die Frage nach Gut und Böse

El Clasico ist Geschichte. So scheint es zumindest.

Barca gegen Real wäre aber nicht etwas so Besonderes, würde die Partie nicht auch noch Tage danach die spanischen Fans beschäftigen.

Weniger der sportliche Bereich, der auf das Duell der beiden Doppeltorschützen beim 2:2, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, reduziert wurde, sondern die Frage nach Gut und Böse steht dabei im Mittelpunkt.

„Sie sind Schauspieler“

Auslöser für diese ethische Grundfrage ist einmal mehr Pepe, für Barca-Fans aufgrund seines wiederholten Fehlverhaltens auf dem Platz der Inbegriff des unfairen Sportsmanns, und die von ihm getätigten Aussagen nach dem Liga-Remis.

„Es war kein Elfmeter. Iniesta suchte den Kontakt. Darüber hinaus, die Art, wie er fällt und sich tausend Mal dreht. Sie sind so. Sie sind Schauspieler“, erklärte der portugiesische Innenverteidiger in Anspielung auf die Strafraumszene in der 51. Minute des Spiels, als die Fans im Stadion nach einem Foul an Iniesta Strafstoß forderten.

Ein Vorwurf, der vonseiten Real Madrids schon des Öfteren zu hören war, wenn auch selten so direkt.

Iniesta fühlt sich angegriffen

Während Barca-Coach Tito Vilanova auf die Anschuldigungen gelassen reagierte und stattdessen forderte, Pepe ein Video seiner sämtlichen Härteeinlagen der letzten Jahre vorzuspielen, ließ Andres Iniesta die Vorwürfe nicht unkommentiert.

„Wenn jemand über dich oder deine Mitspieler auf diese Weise spricht, fühlst du dich angegriffen. Die Aussagen tun weh, führt man sich die Aktionen von Pepe in jedem Spiel vor Augen. Wir kennen ihn alle“, so der Edeltechniker gegenüber dem Radiosender „Onda Cero“.

„Die Wahrheit schmerzt“

Aus dem Teamlager Portugals, wo sich Pepe mit der „Seleccao“ auf die Begegnungen gegen Russland (Freitag) und Nordirland (Dienstag) vorbereitet, folgte die erneute Antwort.

„Wenn sich jemand angegriffen fühlt, dann weil die Wahrheit schmerzt“, gab der gebürtige Brasilianer zu Protokoll und betonte, er habe lediglich das, „was wirklich während des Spiels passiert“, erläutert.

Unterstützung für Iniesta kommt von dessen Teamchef Vicente del Bosque, der das bislang letzte Kapitel in der Kontroverse schreiben durfte.

Philosoph del Bosque

„Ich kenne keine Fußballer, die schauspielern“, fasste sich der Erfolgstrainer zunächst kurz, um dann doch philosophisch zu werden:

„Im Fußball gibt es eine Komponente, wo es um die Frage geht, was ist reiner, was ist sauberer, aber das ist nicht leicht zu bewerten.“

Oder mit anderen Worten: Wer der Gute und wer der Böse ist, liegt im Auge des Betrachters.


Christian Eberle