news

Die galicische Überraschung

Die galicische Überraschung

Es war die schlimmste Barca-Niederlage in La Liga seit dem 1:4 gegen Real Madrid im Santiago Bernabeu in der Saison 2007/08.

Und es war just Luis Enriques Ex-Klub Celta Vigo, der die Katalanen am Dienstag-Abend mit einem 4:1-Heimsieg in Schockstarre versetzte.

Nach fünf Runden ungeschlagen auf dem zweiten Platz – etwas mehr als zwei Jahre nach dem Abgang Enriques zum FC Barcelona stehen „Os Celestes“ ausgezeichnet da.

Es hatte sich schon in der Vorsaison abgezeichnet, als die Galicier die Saison auf dem achten Rang abgeschlossen hatten – einen Platz besser als unter Enrique.

Ein Bielsa-Jünger als Erfolgscoach

Eduardo Berizzo hatte die Lücke, die sein Vorgänger hinterlassen hatte, umgehend geschlossen und gleichzeitig die Tradition erfolgreicher argentinischer Trainer in Spanien fortgeführt.

!!!SAMSTAG, 22:05 UHR, EIBAR GEGEN CELTA VIGO IM LIVE-STREAM!!!

Der 45-Jährige ist ein alter Bekannter im Balaidos. Von 2001 bis 2005 verteidigte der „Gaucho“ im himmelblauen Trikot des Vereins. Eine Zeit, die von Höhen und Tiefen geprägt war – erstmaliger Einzug in die Champions League und darauffolgend der Abstieg in die Segunda Division.

Als Trainer konnte Berizzo vor seiner Zeit auf der iberischen Halbinsel schon in Chile für Schlagzeilen sorgen. Mit dem chilenischen Klub O’Higgins wurde er in seiner Debüt-Saison Vizemeister, in der Apertura 2013 feierte der ehemalige Teamspieler (13 Ländermatches) den ersten Meistertitel in der 58-jährigen Geschichte des Klubs. Im Mai 2014 folgte der Triumph in der Supercopa de Chile.

Gelernt hat Berizzo von einem der Besten – Marcelo Bielsa. Als Co-Trainer von „El Loco“ lernte der nunmehrige Celta-Coach von 2007 bis 2010 beim chilenischen Nationalteam das Trainer-Handwerk.

Aspas‘ schwierige Jahre

Wie der Trainer ist auch Iago Aspas ein Rückkehrer. Der 28-Jährige stammt aus dem Nachwuchs des Vereins und schaffte bei den Profis in der zweiten Liga 2009 seinen Durchbruch. Mit 23 Treffern verhalf er „Os Celestes“ 2011/12 zur Rückkehr in die höchste Spielklasse.

Im Sommer 2013 griff Liverpool zu und bezahlte fast elf Millionen Euro für den Spanier. Eine Fehlinvestition. Aspas kam so gut wie überhaupt nicht zum Einsatz und konnte im FA-Cup gegen Oldham Athletic seinen einzigen Treffer für die „Reds“ erzielen.

Die Engländer verliehen den Angreifer daraufhin zum FC Sevilla. Dort kam der nunmehr 28-Jährige nicht viel öfter zum Spielen und sorgte nur mit zwei Triplepacks in den beiden Cup-Duellen mit CE Sabadell für Schlagzeilen. Immerhin darf sich der Angreifer seit Ende Mai Europa-League-Sieger nennen, wenngleich er im Frühjahr nicht mehr international im Einsatz war und im Finale auch nicht im Kader stand.

Celta empfing den verlorenen Sohn diesen Sommer mit offenen Armen. Die 5,3 Millionen Euro wurden ohne mit der Wimper zu zucken überwiesen. Immerhin hatten die Galicier dringenden Bedarf in der Offensive.

Wo die Liebe, da die Hochform

Der Argentinier Joaquin Larrivey, der 2014/15 für elf Treffer gesorgt hatte, folgte im Alter von 31 Jahren nämlich dem Lockruf des Geldes zum SC Baniyas in die Vereinigten Arabischen Emirate. Außerdem musste man Shootingstar Santi Mina (sieben Tore, drei Assists) für zehn Millionen Euro zum FC Valencia ziehen lassen.

Dem Duo weint aber schon nach Wochen keiner mehr eine Träne nach. Denn kaum zurück in Vigo hat Aspas wieder zurück zu seiner Form gefunden – drei Tore, darunter ein Doppelpack gegen Barca, und zwei Assists sprechen eine deutliche Sprache.

„Hier lieben mich die Leute. Das ist genau das, was ich wollte, als ich zurückgekehrt bin“, strahlt der Stürmer.

Nolito macht einfach weiter

Doch es gibt einen Mann, der dem Rückkehrer zum Saisonstart die Show gestohlen hat: Manuel Agudo Duran, besser bekannt als Nolito. Der 28-Jährige beherrscht seit geraumer Zeit die Schlagzeilen rund um den Verein.

13 Tore und 13 Assists sowie das späte Debüt im spanischen Nationalteam in der Vorsaison weckten nämlich Begehrlichkeiten. Der FC Barcelona wollte den Linksaußen im Sommer als Ersatz für den zu Chelsea abgewanderten Pedro. Doch der Transfer, obwohl die Gerüchte medial bis zum Exzess ausgeschlachtet wurden, kam nicht zustande.

Also hat Nolito in den vergangenen Wochen einfach dort weitergemacht, wo er am Ende der vergangenen Saison aufgehört hat. Fünf Tore und drei Assists sind ihm in den ersten fünf Runden gelungen – damit führt er die Scorerwertung in La Liga vor den Real-Stars Cristiano Ronaldo (5 Tore/1 Assist) und Gareth Bale (2 Tore/4 Assists) an.

Guidetti in der Warteschleife

Unter dem Höhenflug des Duos Aspas/Nolito leidet einer, in den in diesem Sommer eigentlich große Hoffnungen gesetzt wurden: John Guidetti, der Schwede kam ablösefrei von Manchester City.

Beim ehemaligen Riesentalent, das sämtliche Nachwuchs-Auswahlen durchlaufen, im September 2010 sein Profi-Debüt bei den „Citizens“gegeben und 2011/12 bei Feyenoord 20 Treffer erzielt hatte, stellte sich zuletzt ein wenig Stagnation ein. Guidettis Ausbeute bei Celtic, das ihn ausgeliehen hatte, war mit 15 Toren und zwölf Assists in 35 Pflichtspielen zwar beachtlich, aber die schottische Liga ist eben nur die schottische Liga.

Celta-Coach Berizzo hat den 23-Jährigen bisher nur als Joker zum Einsatz gebracht. Mit seinem Treffer gegen Barca könnte aber der Knoten geplatzt sein.

Ein Linksverteidiger für höhere Aufgaben

Eine bessere Figur gibt ein anderes, mit 21 Jahren auch noch jüngeres Talent in den Reihen des Überraschungsteams ab. Schon seit dem Frühjahr 2014 ist Jonny Castro fixer Bestandteil der Celta-Elf. Unter Enrique noch manchmal als Innen- und Rechtsverteidiger aufgestellt, hat er sich im letzten Jahr in der Linksverteidigung seinen Stammplatz gesichert – in Spaniens U21 übrigens auch. Diverse spanische Top-Klubs haben den Jungen aus Vigo bereits am Zettel.

Doch trotz des Höhenflugs sind alle Beteiligten von „Os Celestes“ bemüht, mit beiden Beinen am Boden zu bleiben. „Ja, es herrscht Enthusiasmus. Aber unsere Priorität ist es, 40 oder 42 Punkte zu erreichen, um so bald wie möglich den Klassenheralt zu sichern. Erst danach können wir von mehr träumen“, sagt Aspas.

Harald Prantl