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Fußball im Zentrum des Doping-Prozesses

Fußball im Zentrum des Doping-Prozesses

Im Prozess um den großen Dopingskandal der "Operacion Puerto" ging es bisher nur um Fälle im Radsport.

Nach gut einer Woche häufen sich die Anzeichen, dass auch Aktive aus anderen Sportarten die Dienste des spanischen Dopingarzts Eufemiano Fuentes in Anspruch genommen haben könnten.

Wofür steht das Kürzel "Rsoc"? Diese Frage ist nach einer Woche in den Mittelpunkt gerückt.

Das Kürzel taucht in mehreren Unterlagen von Fuentes auf, die die Polizei bei dem Mediziner sichergestellt hatte und die jetzt am Rande des Madrider Verfahrens bekannt wurden.

"Rsoc könnte für Real Sociedad stehen", vermutete Inaki Badiola, der im Jahr 2008 der Präsident des spanischen Fußballclubs in San Sebastian war. "Definitiv bestätigen kann das aber nur Fuentes selbst."

Eine gute Weinsorte?

Im größten Dopingprozess der spanischen Sportgeschichte ist auch der Fußball ins Gerede gekommen.

Der Hauptangeklagte Fuentes hatte bei seiner Vernehmung selbst ausgesagt, dass er neben Radsportlern auch Fußballer, Boxer und Leichtathleten zu seinen Kunden gezählt habe.

Namen nannte er aber nicht. Als er nach der Bedeutung von "Rsoc" gefragt wurde, witzelte der Mediziner: "Das klingt wie eine gute Weinsorte."

Vorwürfe schon 2008

Badiola hatte bereits 2008 als Clubchef von Real Sociedad die Behauptung aufgestellt, der Verein habe unter seinen Amtsvorgängern jahrelang Dopingmittel gekauft und mit Schwarzgeld bezahlt.

"Pro Jahr wurden 327.443 Euro ausgegeben", sagte er damals. "Das Geld ging an Fuentes, an den von der Operacion Puerto."

Sein Vorwurf sorgte damals für keinen allzu großen Wirbel, wohl auch weil San Sebastian in jener Zeit nur in der 2. Liga spielte und vor der Insolvenz stand.

"Asti" als Indiz

Der Ex-Clubchef bekräftigte nun in einem Interview des Sportblattes "as" seine Doping-Behauptungen. Vor dem Hintergrund des Fuentes-Prozesses schlug Badiola damit jetzt Wellen.

In einer der Unterlagen, die bei dem Dopingarzt beschlagnahmt wurden, sind unter dem Titel "Rechnungen Asti" mehrere Einnahmen aufgelistet.

Das Kürzel Asti, so wird in der Presse spekuliert, könnte für Jose Luis Astiazaran stehen. Astiazaran war von 2001 bis 2005 Präsident von Real Sociedad - in einer Zeit also, in der nach Darstellung von Badiola die Dopingpraktiken stattgefunden haben sollen.

2002/03 war der Club spanischer Vizemeister geworden. Der damalige Klubchef wies die Vorwürfe energisch zurück.

Verein nimmt erstmals Stellung

Er ist heute ein Schwergewicht im spanischen Fußball: Astiazaran steht an der Spitze der Profi-Liga LFP, des Zusammenschlusses der Erst- und Zweitligavereine.

Real Sociedad nahm in einem Kommunique zu den Vorwürfen Stellung.

"Der jetzige Vorstand kann garantieren, dass seit seinem Amtsantritt am 28. Dezember 2008 keinerlei irregulären Praktiken vorgenommen wurden", heißt es in dem Papier. Während der Ermittlungen zur "Operacion Puerto" sei kein einziges Mitglied des Vereins vorgeladen worden.

Schützt die Regierung den Fußball

In ihren mehr als sechsjährigen Untersuchungen zur Dopingaffäre hatte die Polizei nur die Namen von Radsportlern genannt.

Dies hatte zu Spekulationen geführt, die damalige Regierung könne auf die Ermittlungen Einfluss genommen haben.

Spanien musste sich im Ausland vorhalten lassen, den Skandal auf den Radsport beschränkt und andere Sportarten geschont zu haben.

Der Polizeioffizier, der die Ermittlungen geleitet hatte, nannte in seiner Zeugenaussage vor Gericht bedenkenlos die Namen von Radsportlern wie Ivan Basso, Oscar Sevilla oder Jörg Jaksche, die die Dienste von Fuentes in Anspruch genommen hätten.

Als der Beamte jedoch nach Fuentes-Kunden aus anderen Sportarten gefragt wurde, wiegelte er ab: "Das gehörte nicht zu den Aufgaben der Ermittler."