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"Jesus ist ein Weg und das Leben"

Martin Pusic ist angekommen.

Nicht nur bei seinem neuen Verein Valerenga Oslo, wo er beim Debüt den Siegtreffer erzielte (LAOLA1-Legionärscheck), sondern auch in seinem neuen Leben.

Seit acht Monaten beschäftigt sich der 24-Jährige intensiv mit der Bibel. „Ich bin neu geboren“, sagt der frühere Admira- und Altach-Profi im LAOLA1-Interview.

Der Offensivspieler erzählt nicht nur, wie es dazu gekommen ist, sondern auch, warum er als ehemaliger ÖFB-Nachwuchs-Internationaler künftig für Kroatien spielen will.

LAOLA1: Wie geht es dir nach deinem Traum-Debüt?

Martin Pusic: Wunderbar. Es war fantastisch. Ich bin zur Pause eingewechselt worden und habe gewusst, dass wir das drehen können. Es ist dann tatsächlich so gekommen. Als ich in der 91. Minute zum Sieg getroffen habe, habe ich mein Leiberl gezeigt, auf dem „I love Jesus“ steht.

LAOLA1: Was hat es damit auf sich?

Pusic: Mir ist das in meinem Leben sehr wichtig. Ich habe vor acht Monaten begonnen, die Bibel zu lesen. Das ist die Wahrheit. Diesen Weg sollte jeder gehen. Mit Gott ist alles möglich.

LAOLA1: Gab es einen bestimmten Grund, warum du damit angefangen hast, die Bibel zu lesen?

Pusic: Ich habe früher auch an Gott geglaubt, aber nicht viel darüber gewusst. Bei Hull City habe ich dann Tormann Adriano Basso kennengelernt. Er hat mich dazu gebracht, die Bibel zu lesen. Man sieht, welche Power die Worte Gottes haben. Man reift in allen Belangen, sieht den Erfolg und hat Freude am Leben.

LAOLA1: Wie hat dich Adriano Basso dazu gebracht?

Pusic: Wir waren damals zusammen im Hotel. Einmal wollten wir Abendessen gehen. Ich bin in sein Zimmer gekommen und habe ein aufgeschlagenes Buch gesehen. Das war die Bibel. Ich bin vorher schon in die Kirche gegangen und war gläubig, aber ich habe mich nie mit der Bibel beschäftigt. Er hat mir dann Vieles darüber erzählt. Es war ein Prozess. Es ist nicht so einfach, sich von einen Tag auf den anderen zu ändern. Ich danke Adriano dafür, dass er in meinem Leben ist. Das ist alles Gottes Plan. Außerdem folge ich jetzt Pastor Chris. Er ist ein nigerianischer Pastor, der 30 Jahre lang die Bibel studiert hat.

LAOLA1: Es hat sich in den letzten Monaten von deiner Einstellung her also einiges geändert?

Pusic: Mein ganzes Leben hat sich geändert. Ich bin neu geboren. Mein Geist ist neu geboren. Viele werden das nicht verstehen. Wenn sie es verstehen wollen, müssen sie beginnen, das Neue Testament zu lesen, dann werden sie wissen, wovon ich spreche.

Pusic empfahl sich im Trainingscamp

LAOLA1: Wie hast du dich in Oslo eingelebt?

Pusic: Es ist eine wundervolle Stadt. Die Menschen sind wirklich nett, haben eine super Mentalität. Der Verein Valerenga ist wie eine Familie. Es ist alles perfekt.

LAOLA1: Dein neues Team spielt ein 4-2-3-1-System, welche Position nimmst du ein?

Pusic: Zuerst war ich linker Flügel, dann bin ich im zentralen Mittelfeld eingesetzt worden. Ich habe dem Trainer gesagt, dass ich im offensiven Bereich alles spielen kann. In den Testspielen wurde ich auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Der Trainer sieht mich als einen, der von hinten etwas für das Spiel macht. Für mich ist das kein Problem.

LAOLA1: Für dich eine eher ungewohnte Rolle. Wie kommst du damit zurecht, wenn du im Spielaufbau mehr Verantwortung übernehmen musst?

Pusic: Wenn du Gott in deinem Leben hast, willst du diese Verantwortung auch übernehmen. Außerdem ist es egal, auf welcher Position du spielst, wenn du ein guter Fußballer bist.

LAOLA1: Trainer Martin Andresen ist erst 35 Jahre alt. Das ist verhältnismäßig jung. Was ist er für ein Typ?

Pusic: Ich komme mit ihm gut zurecht. Wir sprechen offen über alles. Man merkt, dass er Erfolg haben will. Ich werde alles dazu beitragen, damit wir den auch haben und den Titel holen.

LAOLA1: Wie hat dein Umfeld auf deinen Wandel reagiert?

Pusic: Sie kennen mich so nicht. Aber es interessiert mich nicht, was die anderen denken. Ich gehe den Weg Gottes. Wer mitziehen will, soll das tun, wer nicht will, der nicht. Man wird es dann an den Resultaten sehen. Die Menschen wollen Resultate sehen. Die werden ihnen auch gezeigt.

LAOLA1: Hattest du eine gewisse Vorahnung, weil du dieses Shirt getragen hast?

Pusic: Sicher! Deswegen habe ich es gedruckt. Ich weiß, dass es in meinem Leben ab jetzt nur aufwärts gehen wird. Ich habe das richtige Leben gefunden. Jeder Mensch dieser Welt sollte den Weg Gottes einschlagen. Aber die meisten vergessen das, weil sie glauben, dass sie Reichtum glücklich macht. Natürlich hat uns Gott auch das gegeben, aber der erste Schritt ist, ihm zu folgen, ihm zu dienen.

LAOLA1: Vor allem im Fußball-Geschäft spielt Geld eine große Rolle…

Pusic: Es ist zuviel Geld im Spiel. Aber man sieht, dass viele im Endeffekt damit nicht glücklich sind. Geld bringt keine Freude.

LAOLA1: Sprechen wir über deine neue Aufgabe bei Valerenga: Wie ist es zu deinem Wechsel nach Oslo gekommen?

Pusic: Ich habe für Valerenga im Trainingslager in Spanien zwei Testspiele gemacht. Dort habe ich im Cup (Anm.: Trainingslager-Turnier in La Manga) gegen Dnjepropetrovsk den entscheidenden Elfmeter verwandelt. Danach war ich eine Woche in Oslo, weil sie sehen wollten, wie ich mich hier verhalte. Alles war perfekt und ich habe für ein Jahr unterschrieben.

LAOLA1: Ist das das erklärte Ziel?

Pusic: Ja. Das Ziel ist die Meisterschaft und die Einberufung ins kroatische Nationalteam.

LAOLA1: Das heißt, dass der ÖFB für dich vorerst kein Thema mehr ist? Immerhin hast du im Nachwuchs für Österreich gespielt.

Pusic: Es hat sich noch keiner bei mir gemeldet. Der ÖFB ist auch interessant. Aber im Endeffekt gibt es nur Kroatien für mich. Ich bin in Wien geboren und liebe dieses Land, aber meine Eltern sind aus Kroatien. Als kleines Kind war ich schon Fan der Kroaten, Kroatisch ist meine Muttersprache. Es ist mein Traum, für dieses Land zu spielen. Aber derzeit fokussiere ich mich auf Valerenga. Der Rest kommt dann von alleine.

LAOLA1: Ein kurzer Rückblick auf Hull…

Pusic: Das war das Beste, was mir passieren konnte. Immerhin habe ich dort Adriano Basso kennengelernt. Außerdem habe ich es dort auch in die Stammelf geschafft, aber durch Verletzungen ist mir der Durchbruch verwehrt geblieben.

LAOLA1: Sehen wir auch beim nächsten Torjubel wieder das Shirt?

Pusic: Sie haben gesagt, dass man das eigentlich nicht darf – politische und religiöse Sachen auf dem Shirt stehen zu haben. Ich habe ihnen gesagt:“ Jesus ist keine Religion, Jesus ist ein Weg und das Leben. Das hat nichts mit Religion zu tun.“ Aber gut, wenn ich das Leiberl nicht mehr zeigen darf, werde ich auf den Himmel zeigen. Das Wichtigste ist sowieso, dass ich weiß, dass er immer in meinem Herzen ist.


Das Gespräch führte Harald Prantl