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Majid Pishyars neue Spielwiese

Majid Pishyars neue Spielwiese

Wer in der Südstadt den Namen Majid Pishyar fallen lässt, bekommt es mit verzogenen Mienen zu tun.

Die Erinnerungen an den iranischen Geschäftsmann sind schlecht. Drei Jahre lang war er bei der Admira engagiert. Hinterlassen hat er nicht mehr als verbrannte Erde.

Gleichzeitige Rückkehr

Erst in diesem Sommer haben es die Niederösterreicher nach dem Abstieg 2007 wieder in die höchste Spielklasse geschafft. Und wie es der Zufall so will, ist Pishyar praktisch zeitgleich die Rückkehr ins Oberhaus gelungen. Allerdings ins Schweizer.

Der CEO der „32Group“, einem Unternehmens-Konglomerat im arabischen Raum, ist Präsident von Servette Genf. Der Traditionsklub wurde in der abgelaufenen Saison in der Challenge League Zweiter und setzte sich in der Relegation schließlich gegen den AC Bellinzona durch.

Nicht der Genfer Stil

Was dem 55-Jährigen im Wiener Vorort Maria Enzersdorf nie gelang, ist in Genf Realität geworden. Sie haben ihn lieb gewonnen. Sie schätzen sein Engagement.

Dabei passt der Milliardär so gar nicht in jene Stadt, die immer noch protestantisch-calvinistische Bescheidenheit ausstrahlt. Pishyar hingegen fährt stets mit einem schwarzen Bentley vor, wenn er seinem Verein einen Besuch abstattet.

Costinha ist Servettes Sportdirektor

Und seit dem Sommer hat Servette auch einen portugiesischen Sportdirektor. Nicht irgendeinen. Costinha heißt der Mann. 53 Mal lief er für das Nationalteam auf, war Teil der „goldenen Generation“ rund um Luis Figo.

Ein Blick auf den aktuellen Kader: Fünf Portugiesen, zwei Brasilianer. Die Portugal-Connection ist nicht zu übersehen. Diese wurde im Frühjahr um ein Puzzleteil reicher. Pishyar übernahm den portugiesischen Verein S.C. Beira Mar.

Henslers Schlüsselrolle

Im Gegensatz zu Servette wird er dort jedoch „nur“ als Klubbesitzer, nicht aber als Präsident geführt. Der Klub in Genf ist jedoch fest in der Hand der Familie Pishyar. Majid ist Präsident, seine Söhne Amin und Ehsan werden als Vizepräsidenten ausgewiesen.

Der dritte im Stellvertreterbund ist Robert Hensler. Eine Genfer Lokalgröße. Der Schweizer wird auch „geheimer König der Stadt“ genannt. Fest steht: Er hat beste Kontakte zu Politik und Finanz. Zudem soll ihm der Iraner blind vertrauen.

Budget verdoppelt

Hensler ist es auch zu verdanken, dass der Stadionbetrieb zuletzt von der Stadt an den Verein übertragen wurde. 140 Millionen Franken (rund 120 Mio. Euro) hatte der 2003 abgeschlossene Bau des Stade de Geneve den Steuerzahler gekostet.

Zahlen die zwar die Schweizer Bevölkerung, nicht aber Pishyar beeindrucken. Der Geschäftsmann erklärte einst, monatlich rund eine halbe Million Franken (rund 424.000 Euro) in den Verein zu investieren. Nach dem Aufstieg wurde das Budget, über das von offizieller Seite Stillschweigen herrscht, angeblich sogar verdoppelt.

(Gebrochene) Versprechen

Kein Wunder, hat er mit dem 17-fachen Meister doch einiges vor. „2014 wird Servette Meister“, tönte der 55-Jährige nach dem Aufstieg gegenüber „Matin“.

Doch einmal hat der „32Group“-CEO sein Wort in Genf schon gebrochen. Wie „Eurosoccer“ berichtet, hatte er jedem seiner Spieler im Aufstiegsfall einen Porsche versprochen. Ein Blick auf den Fuhrpark des Kaders verrät, dass diese keinen Sportwagen bekommen haben.

Von nicht gehaltenen Versprechen können sie in der Südstadt ein Lied singen. Doch Pishyar scheint gelernt zu haben. Ein bisschen zumindest…

Harald Prantl

Kritisch beäugt

Nicht umsonst wurde der Iraner kritisch beäugt, als er 2008 bei Servette auftauchte. Das Schicksal der Admira hatte sich auch bis in die Romandie herumgesprochen. Außerdem hatten die Fans zuletzt schlechte Erfahrungen mit Investoren dieser Art gemacht. Der Franzose Marc Roger hatte den Verein bis an den Abgrund getrieben. 2005 musste Konkurs angemeldet werden.

„Als ich gestartet habe, hat niemand an mich geglaubt. Insgeheim haben sie sogar über mich gelacht“, erklärte Pishyar nach dem Aufstieg gegenüber „SR DRS“. Doch er scheint aus dem völlig verunglückten Engagement in der Südstadt gelernt zu haben.

Die Portugal-Connection

Auf dem Trainerstuhl herrscht etwa Konstanz. Seit Oktober 2009 betreut Joao Alves, dessen Sohn Carlos auch sein Co ist, das Team. Ein Portugiese. Nicht der einzige im Umfeld des Vereins. Als rechte Hand Pishyars wird nämlich Nuno Patrao bezeichnet. Ein Spielervermittler, der als Berater des Klub-Bosses fungiert.