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Celtic und das Leben nach dem Rangers-Aus

Celtic und das Leben nach dem Rangers-Aus

Man stelle sich vor: Das traditionelle Wiener Derby zwischen Austria und Rapid verschwindet von der Bildfläche, weil ein Verein aus der Bundesliga fliegt.

Die Folgen wären fatal, denn trotz der großen Rivalität profitieren beide Klubs vom  jährlichen Aufeinandertreffen.

In Schottland ist dieser Fall Realität geworden – Celtic Glasgow hat seinen Erzrivalen „verloren“.

Durch die Insolvenz der Glasgow Rangers  ist das „Old Firm“ für zumindest einmal drei Jahre Geschichte.

Der 54-fache schottische Meister wurde im Sommer aus der „Scottish Premier League“ (SPL) verbannt und  in die vierte Liga zurückgestuft. Aus der Hoffnung, in der zweithöchsten Spielkasse unterzukommen, wurde nichts.

„Im Sinne der sportlichen Fairness“

Die 30 Mitgliedsvereine der Scottish Football League (SFL), dem Dachverband der zweiten, dritten und vierten Liga, entschieden, dass die nach ihrer Bankrotterklärung im Juni neuformierten "newco Rangers" in der untersten Profi-Liga anfangen müssen.

"Es war eine schwierige Entscheidung im Sinne der sportlichen Fairness", erklärte SFL-Chef David Longmuir.

Für Stadtrivale Celtic und ganz Schottland ein herber Schlag. Denn es waren ausschließlich die Duelle gegen die Rangers, die die Liga interessant machten.

Mehr als ein Fußballspiel

Das „Old Firm“, das in dieser Saison seine 400. Auflage erlebt hätte, war für die Anhänger beider Mannschaften mehr als ein Fußballspiel.

Auf der einen Seite Celtic, der Verein mit den katholischen Wurzeln, der im Grün Irlands spielt. Auf der anderen Seite die Rangers, der Klub aus dem protestantischen Milieu, der in den Farben des Union Jack spielt.

Die Zugehörigkeit zu einem Klub ist für die Fans eine Lebenseinstellung, ein Symbol für Herkunft, Religion und politische Überzeugung.

Beim Derby gab es in der Vergangenheit bereits Tote, Morddrohungen und immer wieder Ausschreitungen. Dies wird es Gott sei Dank für einen längeren Zeitraum nicht mehr geben – wohl das einzig Positive am Zerfall der „Teddy Bears“.

Fatale Folgen

Und nicht nur „The Bhoys“ werden in den nächsten Jahren unter der Absenz des großen Konkurrenten leiden, sondern die komplette Liga.

Denn man darf nicht vergessen, dass die meisten Vereine Schottlands ihre größten Einnahmen durch die Duelle mit den beiden großen Zugpferden haben bzw. eben hatten.

Einbußen bei den Zuschauereinnahmen sind vorprogrammiert.

Verbandschef Steward Regan fürchtet enorme Konsequenzen, sollte es die Rangers irgendwann gar nicht mehr geben. „Tritt dieser Fall ein, hätte das schreckliche Folgen für den schottischen Fußball und die schottische Gesellschaft generell. Wenn man auf die große Fanbase blickt, könnte das zu einer ganzen Sorte von Problemen führen, wenn diese Fans keinen Klub mehr anfeuern können“, erklärte der 48-Jährige gegenüber der BBC.

Celtic-Fans verhöhnen die Rangers

Eintönige Liga wird erwartet

Verband und Liga fürchten, dass die Premier League ohne die Supermacht Rangers auf Dauer nicht überlebensfähig sein könnte. Die übertragenden Fernsehsender würden höchstens ein Jahr ohne das Glasgower Derby akzeptieren, deutete Premier-League-Boss Neil Doncaster an. Der bis 2017 laufende, jährlich mit 20 Millionen Euro dotierte Vertrag mit Sky und ESPN müsse eventuell nachverhandelt werden.

Weiters ist zu befürchten, dass die Liga in den kommenden Jahren langweilig wird, da Celtic allen anderen Vereinen klar überlegen ist.

Das zeigen auch die vergangenen Jahrzehnte. Der letzte Meister, der nicht aus Glasgow kam, war der FC Aberdeen im Jahre 1985 – übrigens mit einem gewissen Sir Alex Ferguson auf der Trainerbank.

Celtics Mehrheitseigentümer hofft auf schnelle Rückkehr

Daher hofft selbst Celtics Mehrheitseigentümer Dermot Desmond auf eine schnelle Rückkehr der (un)geliebten „Gers“.

 „Sie werden in der schottischen Liga gebraucht. Die Rangers sind ein riesiger Klub mit einer unglaublichen Geschichte.“

Und der irische Unternehmer ist zuversichtlich: „Ich habe kein Zweifel, dass der Klub in absehbarer Zukunft wieder in der SPL spielen wird. Mit ihrem gewaltigen Support werden sie bald zurückkehren.“

Rangers stellen Weltrekord auf

Aktuell führen die Rangers die Tabelle in der Third Division an. Beim ersten Saisonheimspiel am 18. August kamen 49.118 Fans in den Ibrox Park und stellten damit einen Weltrekordbesuch bei einem Spiel einer vierten Fußball-Liga auf.

Der bisherige Rekord für eine Partie dieser Klasse stammte aus dem Jahr 1961, als 37.774 Zuschauer zur Partie zwischen Crystal Palace und Millwall in den Selhurst Park gekommen waren.

Ein Beweis mehr, dass es nicht schnell genug gehen kann, bis der Traditionsklub wieder erstklassig ist…

Martin Wechtl