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"Es ist ganz anders gekommen"

Philipp Hosiner und der FC Stade Rennes.

Eine Ehe, die bereits nach knapp einem halben Jahr zum Scheitern verurteilt ist.

Der 25-Jährige brachte es seit seinem Wechsel im Sommer von der Wiener Austria zum Tabellenneunten der Ligue 1 gerade einmal auf 275 Liga-Einsatzminuten.

Deswegen wird nicht nur in französischen Medien von einem Abschied im Winter spekuliert (LAOLA1 berichtete), sondern auch der Stürmer macht keinen Hehl daraus, dass er Rennes lieber heute als morgen verlassen möchte.

Im LAOLA1-Interview spricht Hosiner über das angebliche Interesse des 1. FC Köln und erklärt, warum der Transfer ein großes Missverständnis war.

LAOLA1: Philipp, deine Situation schaut momentan nicht gerade rosig aus. Wie geht es dir?

Philipp Hosiner: Mir geht es persönlich ganz gut, ich bin gesund, topfit. Sportlich könnte es aber natürlich wesentlich besser laufen. Es ist nicht zufriedenstellend, weil ich höhere Ziele habe.

LAOLA1: In Frankreich wird von einem möglichen Abgang berichtet. Kannst du dazu schon etwas sagen?

Hosiner: Da musst du meinen Manager (Jürgen Werner, Anm. d.R.) fragen. Er schaut sich momentan nach Optionen um - ob und was möglich wäre. Wie fortgeschritten die Suche ist, kann ich noch nicht sagen. Wir sind so verblieben, dass er sich bei mir meldet, sobald etwas spruchreif wird. Da das nicht der Fall ist, kann ich noch keine Entscheidung treffen.

LAOLA1: Die Gerüchteküche bringt dich jedenfalls mit dem 1. FC Köln in Verbindung. Es wäre doch schön, wieder unter Peter Stöger zu trainieren.

Hosiner (lacht): Auch dazu kann ich nichts sagen, es gab bisher keinen Kontakt mit Peter Stöger. Das Fußballgeschäft ist kein Wunschkonzert. Natürlich wäre die deutsche Bundesliga schön, ich weiß aber nicht, ob das in meiner sportlichen Situation möglich wäre. Vor einem halben Jahre wäre das vorstellbar gewesen. Jetzt, wo ich kaum mehr spiele, ist es nicht mehr so realistisch. Zwar bin ich noch immer der gleiche Fußballer, aber es ist nunmal so, dass die Vereine Schlange stehen, wenn du deine Leistung bringst, aber wenn du eine Zeit lang nicht spielst, wird es schwierig.

LAOLA1: Jede Liga hat seinen eigenen Stil. Wäre die Ligue 1 prinzipiell etwas für dich?

Hosiner: Es ist schon anders. Hier sind sehr robuste Spieler, es wird viel geflankt, es gibt viele Standards, viele Kopfballduelle. Die Mannschaften sind auf Ballbesitz aus, es wird selten schnell umgeschaltet. Das Spiel in die Tiefe, was meinen Stärken entgegen kommt,  ist hier kaum der Fall. Auch deswegen bin ich wohl nur selten zum Einsatz gekommen.

LAOLA1: Hättest du dir vor deiner Unterschrift mehr Gedanken über die Liga machen sollen?

Hosiner: Nicht alle Mannschaften spielen so. Außerdem hat mir der Trainer gesagt, dass er einen schnellen Spieler, der in die Tiefe geht, sucht. Er hat mir versichert, dass sie über flinke Flügelspieler und ein starkes offensives Mittelfeld verfügen, die mich mit Bällen füttern. Wenn du solche Aussagen hörst, denkst du nicht daran, dass es komplett anders kommt. Ich kann mir ja nicht alle Spiele der Ligue 1 anschauen, sondern muss mich darauf verlassen, was der Trainer sagt. Als naiv würde ich es nicht bezeichnen.

LAOLA1: Es klingt fast so, als wäre die Ehe Philipp Hosiner und Stade Rennes ein großes Missverständnis.

Hosiner (zögert): Schon, wenngleich es schwierig zu sagen ist, weil ich ganz selten die Chance hatte, auf meiner Position zu spielen. Ich bin stattdessen oft rechts im Mittelfeld eingesetzt worden. Teilweise hat die Leistung dort gepasst. Ich habe etwa ein Tor vorbereitet und einen Elfmeter herausgeholt. Doch seit dem 0:4 daheim gegen Montpellier, als ich zur Halbzeit ausgewechselt wurde, gab es für mich keine Einsatzzeit mehr – ohne Erklärung warum.

 

Das Gespräch führte Martin Wechtl

LAOLA1: Bist du bezüglich eines neuen Arbeitgebers in allen Richtungen offen oder soll es weiterhin eine Adresse im Ausland sein?

Hosiner: Ich bin jetzt nicht in der Situation, dass ich zwischen 20 Vereinen auswählen kann. Daher bin ich für alles offen. Wenn Angebote kommen, werde ich sie mir anhören, ob es sportlich und finanziell passt. Ich bin natürlich bereit, auf Geld zu verzichten. Das Gesamtpaket muss passen.

LAOLA1: Das gilt auch für eine mögliche Rückkehr nach Österreich?

Hosiner: Ja, warum nicht?

LAOLA1: Ich schließe also daraus, dass du Rennes lieber heute als morgen verlassen willst?

Hosiner: Rennes und ich, das ist irgendwie komisch und eine längere Geschichte. Im Endeffekt ist es nicht so, wie es sich der Verein und ich vorgestellt haben. Deswegen wäre es für beide wohl am besten, wenn wir uns verändern. Sollte kein Transfer zustande kommen, werde ich aber nicht aufgeben, sondern weiter alles probieren und mich im Training anbieten. Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch jetzt immer 100 Prozent in den Einheiten gebe.

LAOLA1: Du hast von einer längeren Geschichte gesprochen. Kannst du ein bisschen ins Detail gehen?

Hosiner: Bei den Gesprächen im Vorfeld meiner Unterschrift wurde mir gesagt, dass ich als Mittelstürmer  und Ola Toivonen auf der Zehner-Position zum Einsatz kommen soll. Das war ein Mitgrund, warum ich mich für Rennes entschieden habe. Doch schon in der Vorbereitung hat Toivonen nie als Zehner gespielt. Da habe ich mich schon gewundert. Bis zum heutigen Tag hat sich daran nichts geändert, er hat immer auf meiner Position gespielt und ist dort unumstrittener Stammspieler. Es war von Anfang an praktisch unmöglich, an ihm vorbeizukommen – er ist unser Topstar. Warum das Ganze so gelaufen ist, weiß ich nicht. Es gab nie eine Erklärung. Ich wäre daher froh, wenn ich mich irgendwo anders weiterentwickeln könnte.

LAOLA1: Ärgerst du dich im Nachhinein?

Hosiner: So ist halt der Fußball. Ein gewisses Risiko ist bei jedem Wechsel dabei. Ich habe mich im Sommer darauf eingelassen, weil ich geglaubt habe, dass es für mich eine gute Chance ist. Es ist zwar anderes gekommen, ich habe aber im  letzten halben Jahr dennoch viele Erfahrungen sammeln können. Ich habe einen anderen Fußball, eine andere Kultur kennengelernt.