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El Shaarawy - Milans Lebensversicherung

El Shaarawy - Milans Lebensversicherung

Marco van Basten, George Weah, Patrick Kluivert, Andrei Shevchenko, Filippo Inzaghi, Zlatan Ibrahimovic.

Seit Silvio Berlusconi die Aktienmehrheit des AC Milan im Jahr 1986 erwarb, hatte der Klub stets einen Mittelstürmer von Weltklasse-Format im Kader.

In Mailand regiert der Rotstift

Doch die „Rossoneri“ müssen sparen. Zur Überraschung vieler Fans wurde Ibrahimovic im Sommer an Paris St. Germain verkauft. Auch der Wechsel von Antonio Cassano zum Stadtrivalen Inter sorgte für Verwunderung.

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Dass das eingesparte Geld aber nicht in eine namhafte Verstärkung investiert wurde, war dann selbst den Treuesten unter dem Milan-Anhang zu viel des Guten.

Wer soll die Lücke ausfüllen, die die beiden Stars zweifelsohne hinterließen? Den Neuzugängen Giampaolo Pazzini und Bojan Krkic traute man dies nicht zu und Pato war aufgrund zahlreicher Verletzungen weit von seiner Normalform entfernt.

Lob von höchster Stelle

Ein Name der vor der Saison kaum fiel, war der von Stephan El Shaarawy. Trotz seines augenscheinlichen Talents waren sich die meisten Tifosi alles andere als sicher, ob der trickreiche Außenstürmer diese Last auf seinen schmalen Schultern tragen könnte.

Drei Monate später sieht das Ganze schon anders aus. Die italienischen Gazetten überschlagen sich mit Lobeshymnen auf den erst 20-Jährigen Dribbelkünstler. Ohne die Leistungsexplosion des „kleinen Pharaos“ würden die Lombarden noch tiefer in der Krise stecken würden, als sie es ohnehin schon tun, so die einhellige Meinung.

Kein Wunder, hat er doch wettbewerbsübergreifend bereits 16 Tore für Milan und die italienische Nationalmannschaft erzielt. Auch Big-Boss Berlusconi ist vom Youngster begeistert. „Natürlich bedauere ich, dass Ibrahimovic nicht mehr auf dem Platz steht, aber wir ersparen uns durch seinen Verkauf 160 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren und außerdem haben wir ja jetzt El Shaarawy“, adelt er den Torjäger.

Allegri machte alles richtig

El Sharaawy ist sich natürlich bewusst, welche Auswirkungen die Sommer-Transfers von Milan auf seine Karriere hatten. „Ich kann nicht sagen, wie es gekommen wäre, wenn Ibrahimovic und Cassano geblieben wären, aber Fakt ist, dass durch ihre Abgänge zwei Plätze im Angriff frei wurden.“

Dem jungen Stürmer hätte tatsächlich nichts Besseres passieren können. Wurde er letzte Saison noch behutsam aufgebaut, schenkte ihm Coach Massimiliano Allegri in der laufenden Spielzeit gleich von Anfang an das Vertrauen.

„Ich bin Allegri sehr dankbar, er hat in meiner Entwicklung eine große Rolle gespielt. Er wusste in meinem ersten Jahr bei Milan ganz genau, wann er mich einsetzten musste. Als es zu Beginn dieser Saison nicht so lief, hat er trotzdem auf mich gebaut. Das war sehr wichtig!“, weiß der 20-Jährige die Arbeit seines Coachs zu schätzen.

Vorzeigeprofi

Obwohl der Sohn einer Italienerin und eines Ägypters durch seine eigenwillige Haarpracht hervorsticht, ist er das Gegenmodell zu seinem Nationalmannschafts-Kollegen Mario Balotelli. Er lebt noch bei seinen Eltern, die auch sein Geld verwalten und fällt im Gegensatz zum extrovertierten Manchester-City-Stürmer nicht durch Eskapaden abseits des Platzes auf.

„Ich gehe nicht in Clubs und habe keine Freundin. Ich möchte mich einzig und allein auf Fußball konzentrieren“, gibt El Shaarawy den Vorzeigeprofi. Überhaupt wirkt er für sein Alter schon sehr reif, der Druck, an dem schon so manche verheißungsvolle Karriere scheiterte, scheint ihn nur besser zu machen.

„Verantwortung motiviert mich, ich verspüre deswegen keinen Druck. Meine Mitspieler, der Verein und die Fans haben alle Vertrauen in mich. Es ging alles so schnell, aber für mich ist ein Traum wahr geworden.“

Noch nicht das Ende

Auch seine Nationalmannschafts-Karriere profitierte vom plötzlichen Stammplatz bei Milan. Vor einem Jahr hatten andere junge Stürmer wie Lorenzo Insigne, Mattia Destro und Ciro Immobile deutlich die Nase vorne, wenn es um einen zukünftigen Platz im Kader von Cesare Prandelli ging.

Seit er bei der 1:2-Niederlage gegen Frankreich seinen ersten Länderspiel-Treffer erzielte, ist für ganz Italien aber klar, dass die Zukunft des italienischen Sturms nur Balotelli und El Shaarawy heißen kann.

„Ich fühle mich dem Land meines Vaters verbunden und freue mich, wenn ich meine Verwandten in Ägypten besuchen kann, aber ich bin Italiener und kam überhaupt nicht in Versuchung, als mich der ägyptische Verband bat, für sie zu spielen“, stellt der 20-Jährige klar, für welches Land sein Herz schlägt.

Dass dabei sein allein nicht zählt und man Titel holen muss, um zu den ganz Großen zu gehören, ist El Shaarawy bewusst, weswegen er seine Ziele auch hoch ansetzt: „Mein Traum ist es, bei der Weltmeisterschaft 2014 dabei zu sein und sie hoffentlich auch zu gewinnen.“

Sollte ihm dies gelingen, ist ihm ein Platz in der eingangs erwähnten Liste sicher.

 

Fabian Santner