Die Premier League hat es in sich. Spannung pur ist ab diesem Wochenende angesagt.
Es gibt keine eindeutigen Favoriten auf die Meisterschaft. Mindestens fünf Vereine haben das Potenzial, den Pokal am Ende in die Höhe zu stemmen.
Eröffnet wird die erste Runde vom "neuen" Manchester United, das am Samstag um 13:45 Uhr mit Neo-Trainer Louis van Gaal Swansea empfängt. Wie sich der Niederländer bei den "Red Devils" schlägt, wird eine der spannendsten Geschichten der neuen Saison (siehe Pro und Contra).
Was sich sonst noch so im Sommer getan hat und wer die fünf Titelkandidaten sind, erfährt ihr im LAOLA1-Check der Premier League:
Manchester City
Der Meister zählt logischerweise auch diese Saison zu den Top-Favoriten. Zwar hielt sich Manchester City im Vergleich zur Konkurrenz auf dem Transfermarkt vornehm zurück, der Kader wurde aber punktuell und klug verstärkt. So kam mit Bacary Sagna ein erfahrener Defensiv-Allrounder ablösefrei vom direkten Konkurrenten Arsenal und Eliaquim Mangala sowie Fernando, die um insgesamt 55 Millionen Euro vom FC Porto kamen, werden der Verteidigung noch mehr Stabilität verleihen. Dazu bekam Joe Hart mit Willie Caballero eine ernstzunehmende Konkurrenz im Tor. Es ist also alles angerichtet für die Titelverteidigung. Leicht wird es allerdings nicht, in der Premier League gelang dies bislang lediglich Manchester United und dem FC Chelsea.
FC Liverpool
Beim FC Liverpool beherrschte ein Thema den Sommer: Wie ersetzt man einen Spieler, der in 33 Liga-Spielen 31 Tore erzielt und 21 Vorlagen geliefert hat? Die "Reds" entschieden sich, die 81 Millionen Euro, die sie vom FC Barcelona für Luis Suarez erhalten haben, nicht in einen Superstar zu investieren, sondern sich breiter aufzustellen. Adam Lallana, Dejan Lovren, Lazar Markovic, Divock Origi, Alberto Moreno, Emre Can und Rickie Lambert sollen Coach Brendan Rodgers helfen, trotz der zusätzlichen Champions-League-Belastung, wieder vorne mitzuspielen. Für die Meisterschaft wird es wohl nicht reichen, ein Platz unter den Top fünf ist aber allemal Pflicht.
FC Chelsea
Nachdem der Titel vergangene Saison trotz der Rückkehr von Jose Mourinho auf die Trainerbank verpasst wurde, zählt für den FC Chelsea dieses Jahr nur die Meisterschaft. "Ich will nicht über die anderen Mannschaften reden. Jeder weiß, dass sie gut sind, aber wir sind besser", lässt der Portugiese auch keine Zweifel aufkommen, was er von seinem Team erwartet. Wahrscheinlich auch zu recht. Mit Diego Costa hat der Trainer den Stürmer bekommen, den er wollte, Cesc Fabregas macht den Abgang von Frank Lampard mehr als wett und Felipe Luis sollte den zu Paris gewechselten David Luiz ebenfalls ersetzen können. Defensiv ist Chelsea so gut wie eh und je, sollte Costa wie erwartet einschlagen, geht der Titel nur über die "Blues".
FC Arsenal
Einen wichtigen Schritt für diese Saison hat Arsenal bereits in der letzten gemacht. Mit dem FA-Cup-Triumph sollte das Gerede von den titellosen "Gunners" ein Ende gefunden haben. Zumal man sich am vergangenen Sonntag mit dem "Community Shield" gleich die nächste Trophäe sicherte. Das 3:0 gegen ManCity am Sonntag war eine Kampfansage. Man will endlich wieder bis zum Schluss um die Meisterschaft mitspielen. Zumal sich die Nord-Londoner am Transfermarkt so gut verstärkten wie in den Jahren davor nur selten: Mit Alexis Sanchez holte Arsene Wenger einen echten Kracher vom FC Barcelona, zudem wurde mit Kolumbiens WM-Torhüter David Ospina endlich ein Torwart verpflichtet, der Wojciech Szczesny Dampf machen kann. Die "Gunners" sind heiß auf diese Saison. Wenger will endlich zurück ganz nach oben. Nicht auszuschließen, dass deswegen nach dem Abgang von Thomas Vermaelen noch eine frische Defensiv-Kraft kommt.
Manchester United
Platz sieben in der Vorsaison und dennoch wird Manchester United hier als Titelkandidat geführt. Das liegt nicht nur am Prestige des Rekordmeisters, sondern auch an Louis van Gaal. Der Niederländer wurde bei den "Red Devils" hervorragend aufgenommen und versetzte Old Trafford in Aufbruchsstimmung. Dabei gibt es mit Außenverteidiger Luke Shaw, der den Saisonstart verletzungsbedingt verpasst, und Ander Herrera bisher nur zwei Neuzugänge. Der Spanier kommt als zentraler Mittelfeldspieler in van Gaals 5-3-2/3-5-2-System stark zur Geltung. Angesichts der Dreierkette würde dem Kader ein zusätzlicher Innenverteidiger gut tun. Auch im Mittelfeld befindet sich United noch auf der Suche nach einem Weltklasse-Spieler. Der Name Arturo Vidal fällt immer wieder. Egal ob mit oder ohne dem Chilenen - ManUnited muss man auf der Rechnung haben, sofern die Aufbruchsstimmung nicht schon nach den ersten Spielen verpufft.
Louis van Gaal macht Manchester United wieder zum Titelkandidaten
PRO (ein Kommentar von Jakob Faber):
Schlimmer als im letzten Jahr kann es gar nicht mehr werden. David Moyes war ein Griff ins Klo. Am Ende stand ein enttäuschender siebenter Platz. Nun muss der „Tulpen-General“ die Scherben der letzten Saison aufräumen. Keiner scheint geeigneter für diese Aufgabe. Der vormalige Bondscoach hat erst bei der WM bewiesen, dass er aus durchschnittlichen Einzelspielern ein überragendes Kollektiv basteln kann. Seine taktische Finesse ist unbestritten, dazu passt er auch vom Charakter her perfekt zu Manchester United. Die Persönlichkeit des berüchtigten Sturschädels erinnert nicht umsonst an jene von Ferguson. Ähnlich wie die Klub-Legende lässt sich Van Gaal von niemandem etwas dreinreden, er zieht seine Philosophie durch. Dass diese Philosophie die richtige ist, belegen nicht zuletzt die Testspiel-Ergebnisse. Den „International Champions Cup“, ein Vorbereitungsturnier in den USA, hat ManUnited schon einmal gewonnen. Andere, ernsthaftere Titel könnten folgen. Schließlich dürfen sich die „Red Devils“ aufgrund der schlechten Vorsaison heuer voll und ganz den nationalen Bewerben widmen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil im dicht gefüllten Kalender des englischen Fußballs. So könnte das verlorene Jahr unter Moyes doch noch etwas Gutes an sich haben.
CONTRA (ein Kommentar von Fabian Santner):
Louis van Gaal alleine wird nicht reichen, um Manchester United wieder zum Titelkandidaten zu machen. Genauso wie David Moyes nicht alleine für die schwache letzte Saison verantwortlich gemacht werden kann. Verglichen mit den anderen Topklubs mangelt es den "Red Devils" vor allem im Mittelfeld ganz einfach an Qualität und Kreativität. Zu verantworten hat dies niemand geringerer als Alex Ferguson, der viel zu lange auf Routiniers wie Paul Scholes oder Ryan Giggs setze, während sich die Konkurrenz einen Superstar nach dem anderen angelte. In der Meistersaison 2012 konnte Robin van Persie in Hochform diesen Mangel noch kaschieren. Letztes Jahr, als der Stürmer oft verletzt war und auch Wayne Rooney nicht gerade seine beste Saison erlebte, wurde deutlich, wie schwer sich die Mannschaft tut, wenn es darum geht, das Spiel zu machen und Chancen zu kreieren. Van Gaal wird United sicher weiterbringen, sollte noch ein Spieler vom Kaliber eines Arturo Vidal oder Angel Di Maria nach Old Trafford wechseln, ist auch ein CL-Platz drin, Titelkandidaten sind aber die anderen vier "Großen".