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Die Zeit drängt

Die Zeit drängt

Die Zeit läuft. Und sie läuft gegen den AC Milan.

Dass die „Rossoneri“ schon wieder einen neuen Trainer suchen, ist ein offenes Geheimnis.

Clarence Seedorf, der Mitte Jänner ohne jede Erfahrung als Coach auf die Trainerbank gesetzt wurde, war der Aufgabe wenig überraschend nicht gewachsen.

Letztlich landeten die Mailänder auf dem achten Platz. Eine Riesenenttäuschung für den Klub, der sich von seinem Selbstverständnis her immer noch unter den Top drei Italiens sieht. Die Realität ist seit geraumer Zeit eine andere.

Machtkampf statt Einigkeit

Zumindest zum Teil hat sich diese Erkenntnis in den vergangenen Monaten auch schon durchgesetzt. Und zu einem Machtkampf an der Spitze des Klubs geführt.

Das einst eingeschworene Duo bestehend aus Eigentümer Silvio Berlusconi und dessen Statthalter Adriano Galliani wurde zum Trio. Barbara Berlusconi, eine der Töchter des „Cavaliere“, drängte an die Macht und Galliani fast erfolgreich aus dem Klub.

Galliani „überlebte“ vorerst, doch Einigkeit zu demonstrieren fiel der Führungsspitze der „Rossoneri“ zuletzt sehr schwer. Nun aber ist Einigkeit gefragter denn je.

Emery ist der Wunschkandidat

Es geht nämlich um Seedorfs Nachfolger. Wer das sein soll, ist seit einigen Tagen offenkundig – Unai Emery soll künftig auf der Milan-Bank sitzen.

Bereits vor dem Europa-League-Finale soll über Umwege der erste Kontakt hergestellt worden sein, einen Tag nach dem Triumph des Spaniers mit seinem FC Sevilla wurde erstmals auch persönlich telefoniert.

Garcia hat den Weg geebnet

Dass ein Iberer die Mannschaft rund um Superstar Mario Balotelli wieder auf Vordermann bringen soll, liegt nicht zuletzt daran, dass Barbara Berlusconi vornehmlich nach Spanien schaut. Am Tag des CL-Finales bezeichnete sie Atletico Madrid als Vorbild.

Vor einem Jahr hätte alleine diese Tatsache wohl nicht gereicht, um Emery zum Wunschkandidaten zu machen. Doch der Franzose Rudi Garcia, der ohne großen Namen und Vorkenntnisse über die Serie A, in seiner ersten Saison mit der AS Roma für ordentlich Furore gesorgt hat, hat den Weg für Trainer wie Emery geebnet.

Milan erhofft sich vom 42-Jährigen frischen Wind und Einflüsse von außen. Dass sich der Klub keinen Gefallen tut, weiterhin im eigenen Saft zu schmoren, ist wohl auch bei den Berlusconis und Galliani angekommen.

Entscheidung Mitte der Woche

Überliefert ist, dass Emery alles andere als abgeneigt ist, diese Herausforderung anzunehmen. Doch er scheint auf eine Entscheidung zu drängen.

Sevillas Angebot auf eine Vertragsverlängerung liegt schon seit Wochen auf seinem Tisch. Unterschrieben ist es aber noch nicht.

Mehrere italienische Medien berichten davon, dass Emery bis Mittwoch eine Entscheidung treffen will – und aus Sicht Sevillas auch muss. Entweder es gibt klare Signale – also Seedorfs Rauswurf und zumindest ein erstes Angebot – vom AC Milan, oder er verlängert bei seinem aktuellen Arbeitgeber.

Das Mailänder Führungstrio muss sich also sputen. Laut „Gazzetta dello Sport“ ist allerdings erst für das kommende Wochenende ein Meeting, in dem die Trainerfrage im Detail diskutiert werden soll, angesetzt.

Nun sind Flexibilität, Einigkeit und eine rasche Reaktion gefragt. Allesamt keine Eigenschaften, die den AC Milan zuletzt ausgezeichnet haben.

Harald Prantl