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Setzt Van Gaal Rooney richtig ein?

Setzt Van Gaal Rooney richtig ein?

Manchester United liegt aktuell auf Tabellenplatz vier der Premier League, 44 Punkte stehen bei den "Red Devils" zu Buche. In der Vorsaison waren es nach 24. Spieltagen vier Zähler weniger und Rang sieben.

Unter Louis van Gaal läuft es also besser als unter David Moyes, das sagen die nackten Zahlen. Bedenkt man allerdings, dass der neue Coach vor dem Saisonstart knapp 200 Millionen Euro in neue Spieler investierte, relativiert das die ganze Sache ein wenig.

Zufrieden ist man in Manchester mit der Performance von United auch in dieser Spielzeit nicht. Zu schwankend sind die Leistungen des Teams und zu undurchsichtig die Maßnahmen von Van Gaal.

Überangebot an falschen Stellen

Der Niederländer nahm viel Geld in die Hand, um Radamel Falcao von Monaco auszuleihen und musste folglich einen Weg finden, den neuen Star neben seinem früheren Elftal-Schützling Robin van Persie und Kapitän Wayne Rooney einzubauen.

Zudem kamen mit Angel di Maria, Ander Herrera und Daley Blind Hochkaräter für das Mittelfeld. Schon im Sommer wurde Van Gaal vorgeworfen, die besser aufgestellten Mannschaftsteile weiter aufzurüsten und in der seit Jahren bekannten Problemzone Abwehr zu wenig zu tun.

Gerade beim vorhandenen Überangebot an Mittelfeldspielern fragen sich nun viele United-Fans, warum ausgerechnet Rooney aus dem Sturm zurückrücken und auf den zentralen Halbpositionen oder gar am Flügel rackern muss. Den drittbesten Torschützen der Premier-League-Geschichte ins Mittelfeld zu beordern, darauf muss man erst einmal kommen.

2015 kein Torschuss

Van Gaal bezeichnet seinen Skipper gerne als universell einsetzbaren Spieler. "Nicht viele Profis können so viele Positionen besetzten wie Rooney", sagte der "Tulpengeneral" erst kürzlich und meinte: "Ich glaube, er mag es im Mittelfeld zu spielen, denn dort bekommt er deutlich öfter den Ball."

Da hat Van Gaal Recht. In seinen Einsätzen als Mittelfeldspieler verzeichnete Rooney durchschnittlich 83 Ballkontakte, als Angreifer nur 65. 

Doch was hat das Team davon, wenn sein torgefährlichster Spieler im Nirvana des Spielfeldes am Leder ist, aber seiner großen Stärke beraubt wird? Und ob es einem ausgewiesenen Goalgetter viel Spaß macht, den Strafraum nur aus der Ferne zu sehen, darf bezweifelt werden.

Im Kalenderjahr 2015 fand noch kein einziger Rooney-Schuss den Weg auf das Tor. In elf Saison-Partien als Mittelfeldspieler gelangen ihm nur drei Tore, in neun als Stürmer traf er fünf Mal. Zwar kreierte er aus der defensiveren Position mehr Chancen (18/11), aber weniger Assists (1/3).

Unverständnis bei Fans und Experten

Der Unmut der Fans nahm am vergangenen Wochenende beim tristen 1:1 gegen West Ham erneut zu und kanalisierte sich via Twitter. Wie man Rooney im Mittelfeld spielen lassen kann, während ein Herrera und ein Juan Mata auf der Bank schmoren, leuchtete den wenigsten ein.

Auch die "Sky"-Experten können nichts mit der eigenwilligen Aufstellung Van Gaals anfangen. "Ich habe Rooney heute auf einer Position gesehen, die nicht die richtige für ihn ist", sagte Jamie Carragher nach dem Match im Upton Park.

"Die beiden Stürmer hatten heute weniger Ballberührungen als Tormann David de Gea. Es gibt zu wenig Bewegung, keine Sprints, zu wenig Energie. Rooney muss wieder in den Sturm, das ist seine beste Position. Oder, in diesem System, muss er zumindest hinter den beiden Spitzen agieren", forderte die Liverpool-Legende.

Kollege Owen Hargreaves ist ebenfalls der Meinung, der englische Team-Stürmer gehöre an vorderster Front eingesetzt: "Er wird als größter Torjäger Uniteds in die Geschichte eingehen, wie kann man ihn im defensiven Mittelfeld spielen lassen?"

Van Gaal verweist auf frühere Erfolge

Zwar räumt Van Gaal ein, dass Rooneys neue Rolle nicht in Stein gemeißelt ist und es von Formation und Verfassung der Stürmer abhängt, wo der 29-Jährige aufläuft. Im selben Atemzug betont er aber, dass er in seinem aktuellen System einen Rechtsfuß im Mittelfeld braucht.

Zudem weiß der Niederländer auf seine erfolgreichen Umschulungen der Vergangenheit hinzuweisen. "Ich habe schon mit solch außergewöhnlichen Spielern zusammengearbeitet. Edgar Davids war ein extremer Linksaußen und ich habe ihn zum Mittelfeldspieler gemacht. Michael Reiziger war ein Zehner, der zum Außenverteidiger wurde und Frank Rijkaard war ein Sechser, der in meinem Erfolgs-Team von Ajax Innenverteidiger spielte", erinnert sich Van Gaal. Und auch Bayerns Bastian Schweinsteiger stellte erst er in die Mittelfeldzentrale.

"Ich sehe mir immer die Qualitäten des Spielers an und entscheide dann, wo er diese für sich am besten einsetzen kann", erklärt er.

Im Moment sieht Van Gaal Rooneys Qualitäten im Mittelfeld am besten genutzt, eine Meinung, die er relativ exklusiv besitzt.

 

Christoph Kristandl