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"Das Spiel wird mit Geld überschwemmt"

Kaum war die Rekordsumme in der Fußball-Welt, musste Premier-League-Chef Richard Scudamore sie schon verteidigen.

Die umgerechnet knapp sieben Milliarden Euro für die TV-Rechte seien notwendig, damit die Klubs der englischen Top-Liga eine Chance hätten gegen Real Madrid oder den FC Barcelona. Schließlich sei der Fußball wichtig fürs Image das Landes.

"Die Premier League, die BBC, die Queen - das sind Dinge, die Leute an Großbritannien mögen", betonte Scudamore.

Umgerechnet 13,45 Mio. Euro ist nun jede Partie wert. Zum Vergleich: Österreichs Bundesliga kassiert rund 20 Millionen Euro pro Jahr.

"Senkt die Ticketpreise"

Alan Sugar: "So holt England nie wieder einen Titel"

Doch die astronomischen Geldmengen, die Sky und BT auf den Tisch legen, bringen die Konflikte im häufig verklärten englischen Fußball zutage.

Ex-Nationalstürmer Gary Lineker meldete sich umgehend über Twitter: "Das Spiel wird überschwemmt mit Geld. Senkt die Ticketpreise und macht es für echte Fans erschwinglich, dabei zu sein."

Günstigere Tickets gehören zu den dringendsten Forderungen englischer Fans, die für die billigste Dauerkarte bei Arsenal umgerechnet mehr als 1.300 Euro hinlegen müssen.

Bis zu 100 Euro

Für einzelne Spiele werden schnell 80 oder auch 100 Euro fällig. Zwar liegt die Auslastung der Stadien mit mehr als 95 Prozent auf Rekordniveau, doch untere Einkommensschichten oder Jugendliche sind vom Oberhaus des englischen Volkssports so gut wie ausgeschlossen.

Angesichts der hohen Nachfrage glaubt aber kaum jemand, dass Everton, Liverpool und Co. kollektiv die Preise senken.

"Wenn das Geld nur für Transfers, Gehälter und Beratergebühren ausgegeben wird, und nicht die Kosten derer senkt, die zu Spielen gehen, wird ganz klar eine Gelegenheit verpasst", sagt Tim Rolls, der dem größten Chelsea-Fanclub vorsitzt, dem "Mirror".

Kritik von Alan Sugar

"Je mehr Geld man den Klubs gibt, desto mehr geben sie für Spieler aus", glaubt auch der Tycoon und ehemalige Tottenham-Hotspur-Chef Alan Sugar, der schlimme Folgen des TV-Deals für die Nationalmannschaft befürchtet.

Teure Einkäufe statt eigene Nachwuchsarbeit gelten als Hauptgrund für Englands schlechtes Abschneiden in internationalen Turnieren, das mit dem Aus in der WM-Gruppenphase vergangenen Sommer einen neuen Tiefpunkt erreicht hat.

Am Finanziellen lag es jedenfalls nicht. Schon jetzt sind alle 20 Premier-League-Klubs unter den reichsten 40 Fußballvereinen weltweit, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte ermittelt hat.

Scheichs und Oligarchen wie Roman Abramowitsch (Chelsea) oder Mansour bin Zayed Al Nahyan (Manchester City) pumpen Unsummen in ihre Klubs. Für die Jahre 2013 bis 2016 waren bereits 3,018 Milliarden Pfund (4,07 Mrd. Euro) an TV-Geldern ausgemacht worden - auch das war bereits eine Rekordsumme.