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Weltklasse-Verteidiger ohne Erinnerung

Weltklasse-Verteidiger ohne Erinnerung

Vincent Kompany prügelt auf einen Trainer seines Klubs Manchester City ein. Schlag auf Schlag fliegt dem Betreuer entgegen.

Ein Ausraster des „Citizens“-Kapitäns? – Mitnichten. Es handelt sich um eine Sparring-Einheit des Belgiers während des Trainingslagers der Engländer im tirolerischen Seefeld.

Skandale? - Fehlanzeige!

Eine solche Entgleisung hätte auch nicht in das Bild gepasst, das der 26-Jährige verkörpert. Anders als einige seiner Teamkollegen ist Kompany nämlich nicht als Skandal-Nudel verschrien.

Im Gegensatz zu Mario Balotelli, Carlos Tevez oder Samir Nasri ist es um den Verteidiger zumeist sehr ruhig. Keine verweigerten Einwechslungen, keine fehlgeleiteten Feuerwerkskörper, keine Fehden mit Journalisten. Kompany macht nur durch Leistung von sich reden.

Entwicklung zum Weltklasseverteidiger

Seine ersten Sporen verdiente sich der Sohn einer Belgierin und eines Kongolesen beim RSC Anderlecht. Mit dem Traditionsklub feierte Kompany zwei Meisterschaften ehe der Wechsel zum Hamburger SV folgte.

Dort entwickelte er sich zu einem soliden Bundesliga-Spieler, galt aber immer noch als eines der größten Verteidiger-Talente Europas. Der Schritt nach Manchester schien groß, erwies sich jedoch als goldrichtig. Den bei den „Citizens“ reifte Kompany zum Weltklasseverteidiger.

Mit rund 8,5 Millionen Euro Ablöse, die Manchester 2008 an den Hamburger SV überwies, ist Kompany eines der absoluten Schnäppchen, die die schwerreichen Investoren der „Himmelblauen“ in den vergangenen Jahren an Land zogen.

"Spezieller Teil der City-Geschichte"

Anders als einige weitaus teurere Einkäufe konnte der Belgier beim Scheich-Klub jedoch überzeugen. Viele Spieler hat er in den vier Jahren kommen und gehen sehen. Einzig Nigel de Jong, Pablo Zabaleta, Micah Richards, Joe Hart und der kaum eingesetzte Michael Johnson gehörten bereits bei Kompanys Ankunft dem Kader an.

Mit konstant guter Leistung überzeugte der 1,91-Schlacks über die Jahre und etablierte sich als fixe Größe in der stetig aufgebesserten Startruppe.

Als Lohn dafür machte ihn Coach Roberto Mancini vor der vergangenen Saison zum Kapitän, wodurch Kompany in der abgelaufenen Saison die Ehre zuteilwurde, den Pokal für den Meistertitel sowie die FA-Cup-Trophäe für sein Team entgegen zu nehmen.

Vor allem Ersterer war bis zur letzten Sekunde hart umkämpft. „Der Gewinn der Meisterschaft war unglaublich, das letzte Spiel gegen Queens Park wird noch die nächsten 50 oder 100 Jahre ein spezieller Teil der City-Geschichte sein“, erklärt der Skipper in Seefeld.

Weißer Fleck Nationalteam

Auf den Belgier kann sich Mancini verlassen, abseits des Platzes und darauf. Der zweimalige Gewinner des Ebenholz-Schuhs (zeichnet den besten afrikanischen bzw. afrikanischstämmigen Spieler in Belgien aus) ist nicht nur der Ruhepool in der Abwehr der „Citizens“, sondern hält auch eine Ansammlung von Superstars und zahlreiche schwieriger Charaktere zusammen.

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An Respekt seiner Kollegen scheint es ihm dabei nicht zu mangeln. Auch wenn er an internationaler Erfahrung gemessen zu den weniger routinierten Spielern gehört. Große Turniere kennt der zweitjüngste Nationalspieler Belgiens - nach Paul van Himst - nur von den Erzählungen seiner Kollegen.

Zwei Einsätze in der Vorrunde des Olympischen Turniers von Peking blieben die bisher einzigen Nationaltam-Auftritte auf großer Bühne.

Konzentration auf den Klub

Auch die EURO in Polen und der Ukraine ging ohne Belgien und damit ohne Kompany über die Bühne, wodurch dieser sich bereits wieder voll und ganz auf die neue Saison vorbereiten kann.

Der Grundstein für eine weitere erfolgreiche Spielzeit soll von 9. bis 20. Juli beim Trainingslager in Seefeld gelegt werden. Dabei steht am 20.7. am Innsbrucker Tivoli noch ein Testspiel gegen Besiktas Istanbul auf dem Programm.

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Ein erstes freundschaftliches Kräftemessen in Tirol ging gegen Al Hilal mit 0:1 verloren. Ohne die EM-Teilnehmer ließ Mancini viele Talente Profi-Luft schnuppern, zudem steckten den Engländern kräftezehrende Traininigseinheiten in den Knochen.

Die Niederlalge nahm Kompany daher nicht tragisch: "Es war gut, dass alle zum Einsatz gekommen sind, so kann jeder Spielpraxis sammeln. Wir stehen in der Vorbereitung und sind ein wenig müde. Wichtig ist, dass wir zum Saisonstart voll da sind.“

Auch das zweite Testmatch gegen Dynamo Dresden endete ohne "Citizens"-Sieg. Die Engländer kamen gegen den deutschen Zweitligisten nicht über ein 0:0 hinaus. Zudem musste Kompany mit einer leichten Verletzung ausgetauscht werden.

Bis zum Liga-Start hat der Meister aber noch genug Zeit, seine Form zu finden. Die Premier League startet für Manchester City erst in rund einem Monat. Am 19. August empfängt City Aufsteiger Southampton.

Vorfreude ist groß

Das Schwitzen wird leichter erträglich, wenn man das Ziel vor Augen behält – und das lautet klar: Titel. Kompany weiß: „Wir haben in der letzten Saison das Fundament gelegt und jetzt wollen wir mehr gewinnen. Wenn wir das schaffen, können wir für lange Zeit eines der erfolgreichsten Teams sein.“

Der Belgier kann es gar nicht erwarten, dass es endlich wieder los geht und blickt der neuen Spielzeit gespannt entgegen.

Und sollte am Ende wieder der Premier-League-Triumph herausschauen, hätte Kompany auch eine weiter Gelegenheit, sich Erinnerungen an eine rauschende Meisterfeier zu behalten. Einem Tweet des Belgiers zufolge klappte das in diesem Jahr nämlich nicht wirklich:

„Ich bin mit einer Medaille um den Hals aufgewacht und mir wurde gesagt, dass es eine ordentliche Feier war. Notiz an mich: Bei der nächsten Meisterschaft weniger trinken und mehr tanzen ...“

 

Christoph Kristandl