news

Manche werden sagen: "Trottel, was macht der dort?"

Manche werden sagen:

Acht Treffer wurden in vier österreichischen Bundesliga-Partien am Wochenende erzielt.

Das überbot eine Partie der deutschen vierten Liga mit links: 8:2 gewann RB Leipzig zu Hause in der Red-Bull-Arena gegen den SV Wilhelmshaven.

Der Tabellenführer startete damit standesgemäß in sein Frühjahr. Einen Auftakt nach Maß erlebten dabei auch zwei Österreicher, die im Winter nach Ostdeutschland wechselten.

Während Niklas Hoheneder (zuletzt Karlsruhe) nach 30 Minuten aufgrund einer Verletzung einspringen durfte, war Roman Wallner schon von Beginn weg mittendrin statt nur dabei.

Der Ex-Salzburger traf bei seinem Debüt gleich drei Mal. „Die Mannschaft hat mir diesen Auftakt leicht gemacht“, bleibt der 30-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 bescheiden.

Österreichische Kolonie

Seit diesem Jahr hat der Aufstiegsanwärter Nummer 1 mit Peter Pacult nicht nur einen österreichischen Trainer, sondern auch zwei rot-weiß-rote Kicker in seinen Reihen.

Zudem hat der ehemalige Rapid-Coach Spieler in seinen Reihen, die ihm nicht unbekannt sind.

Mit Tomasz Wisio (Pasching, LASK), Umut Kocin (Kapfenberg), Timo Rost (Austria), Steven Lewerenz (Kapfenberg) haben weitere Kicker Erfahrung in der österreichischen Bundesliga gesammelt.

„Die Mischung stimmt“, fühlt sich Wallner wohl und spricht im Interview über seinen Einstand, den Wechsel und Salzburg.

LAOLA1: Erstes Spiel, drei Tore. Besser geht’s wohl nicht, oder?

Roman Wallner: Man kann es sich nicht besser wünschen. Ich bin froh, dass es gleich zu Beginn so läuft. Fußball ist ja kein Wunschkonzert. Wenn man sich die Tore ansieht, ist es mir aber auch von der Mannschaft leicht gemacht worden. Das Team ist ein sehr gutes und hat mir ebenso die Bälle aufgelegt. Das muss auch gesagt werden, sie haben mir den Weg zu solch einem Start geebnet.

LAOLA1: Wie ist der Gegner im Nachhinein einzuordnen?

Wallner: Am Anfang haben sie schon noch sehr gut dagegengehalten, aber mit den Gegentoren sind sie müder geworden und haben dann auch den Kopf etwas in den Sand gesteckt. Sie wurden mit Fortlauf der Partie schwächer, das dürfte auch auf die Kondition zurückzuführen sein, denn sie sind eben keine Profis und hatten in diesem Jahr zuvor nicht einmal auf Rasen gespielt. Der war an diesem Tag zudem sehr tief. Das hat sicher mitgespielt, auf der anderen Seite muss man auch einmal acht Tore erzielen.

Roman Wallner wechselte im Winter nach Leipzig

LAOLA1: Wie sehr kannst du die vierte deutsche Liga nach einem Spiel einschätzen?

Wallner: Noch gar nicht. Das Niveau von den Mitspielern ist, ohne dass mich das jetzt überrascht hat, aber sehr positiv. Es wurde einfach und schnell nach vorne gespielt. Auch nach dem 3:0 oder 4:0 haben wir nicht aufgehört zu spielen. Ich kann auch sagen, dass die Stimmung im Stadion sehr gut war. So gesehen ist das Niveau hinsichtlich Mannschaft, Stadion und Stimmung sehr hoch.

LAOLA1: Wirken aber 5000 Zuschauer in einer 45000 Fans fassenden Arena nicht etwas verloren?

Wallner: Es herrschte dennoch eine gute Stimmung, die Akustik ist sehr gut und von dem her war die Atmosphäre toll. Freilich geht es noch besser, wenn noch mehr Leute kommen.

LAOLA1: Kommen wir zu deinem Wechsel von Salzburg nach Leipzig: Wie kam er zustande und wie zufrieden bist du?

Wallner: In erster Linie war es sehr positiv, dass mich der Trainer unbedingt holen wollte. Das ist natürlich auch ein Hauptgrund, warum man wechselt. Ich wollte zudem bei Red Bull bleiben, weil es mir sehr gut gefällt. Ein weiterer Grund war mein Alter, denn so lange werde ich auch nicht mehr spielen können und vielleicht bietet sich ja noch einmal die Chance, weiter oben in Deutschland zu spielen. Es ist der Traum eines jeden Fußballers, in der deutschen Bundesliga zu spielen. Dies ist ein eben anderer Weg, den ich einschlage.

LAOLA1: Im Herbst hattest du nicht so viel Einsatzzeit wie gewünscht. Fühlst du dich aus Salzburg auch ein wenig abgeschoben?

Wallner: Eigentlich nicht, weil es meine Entscheidung war und ich bin damit sehr zufrieden. Ich war sehr gerne in Salzburg, die Mannschaft ist super und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Es gibt natürlich Phasen, in denen man weniger spielt. Sei es durch einen Trainer-Wechsel oder andere Dinge. Das passiert überall auf der Welt und da mache ich auch niemanden einen Vorwurf. Es war keine Flucht, ich bin im Guten gegangen. Das Angebot aus Leipzig war auch alles in allem – vom Trainer, Umfeld, den Zielen her – sehr positiv für mich. Hier einen Anteil zu haben, das war für mich ausschlaggebend.

LAOLA1: Du hast einen Vertrag bis 2014 unterschrieben. Wenn alles aufgeht, läuft dieser nach dem Aufstieg in die Bundesliga aus…

Wallner: Gut, das weiß man eben auch nicht, ob alles so aufgeht. Es gibt genug harte Gegner auf dem Weg dorthin, das wird sicherlich ein harter Kampf. Man muss Schritt für Schritt schauen, im Fußball kann man ohnehin nicht weit in die Zukunft planen.

LAOLA1: Peter Pacult und Roman Wallner, das passt vor allem von der Mentalität her, oder?

Wallner: Ich finde ihn sehr positiv, hatte ihn als Trainer zwar zuvor noch nie, die Gespräche im Vorfeld waren allerdings super. Er sagt gerade aus, was er denkt. Etwa meinte er, dass es irrsinnig hart ist, hier zu spielen. Ich müsste mich reinhauen, mit einem Fuß zu spielen würde nicht funktionieren und so weiter. Das war mir vorher auch schon bewusst, etwa von diversen Cupspielen. Gegen kleinere Gegner muss man immer über den Kampf ins Spiel finden. Von dem her hat es mir getaugt, dass er mir gleich von Beginn weg gesagt hat, was Sache ist. Auf dem Platz lässt er viel Fußball spielen. Er ist nicht einer, der extrem viel redet, aber er weiß, wenn er etwas sagen muss. Er hat eine gute Menschenkenntnis.

LAOLA1: Er setzt auch viel auf Leute, die er aus Österreich kennt.

Wallner: Es besteht generell eine sehr gute Mischung in der Mannschaft. Das spricht auch für ihn, dass er weiß, wen er holt. Da hat er schon ein Gefühl dafür. Wir Österreicher etwa müssen aber auch Leistung bringen, das ist klar. Von alleine geht es nicht.

LAOLA1: Wie gefällt dir das Umfeld bislang?

Wallner: Die Menschen sind sehr fußballhungrig hier und vor allem sehr freundlich. Wir sind in der Mannschaft und auch außerhalb sehr gut aufgenommen worden.

LAOLA1: Wie steht es um den Druck?

Wallner: Der ist natürlich groß, denn wir müssen jedes Spiel gewinnen und natürlich aufsteigen. Aber egal ob es sich um Salzburg oder Leipzig handelt. Aufgrund der hohen Ansprüche herrscht überall ein hoher Druck.

LAOLA1: Apropos Salzburg: Hast du beim 0:4 gegen Charkiw deinen Augen trauen können?

Wallner: Ich war schon sehr traurig darüber. In der Vorbereitung war ich noch dabei und die war sehr gut. Wir haben auch in den Freundschaftsspielen sehr gut gespielt. Wenn du dann aber gegen eine so gute Mannschaft so startest, ist es natürlich blöd. Ich finde es schade für die Spieler, dass sie mit so einem Ergebnis in die Ukraine reisen müssen. Die Truppe ist von den Leuten her irrsinnig super und ich hätte es ihnen vergönnt, dass sie weiterkommen. Jetzt ist es natürlich schwer, die Chance ist noch da, wenn auch sehr gering. Rein von der Papierform ist der Aufstieg eher weg, aber vielleicht gelingt ja auch Salzburg in Charkiw ein schnelles Tor.

LAOLA1: Letzte Frage: Vom österreichischen Vizemeister zu einem deutschen Viertligisten. Ab- oder Aufstieg?

Wallner: Für mich persönlich ist es kein Abstieg. Es gibt sicherlich Leute, die mir gegenüber negativ gestimmt sind, die sagen: „Der Trottel, was macht der dort?“ Ich sehe alles sehr positiv, ich bereue nichts. Es ist schon klasse, bei so etwas dabei zu sein. Da kann man zusammenwachsen. Das ist für mich kein Abstieg und ich hoffe darauf, dass wir unser Ziel schaffen. Dann werden uns einige sicher auch beneiden, dass wir den Schritt gegangen sind. Das ist aber freilich Zukunftsmusik.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler