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BVB hadert - FCB feiert Dortmund-Schreck Robben

BVB hadert - FCB feiert Dortmund-Schreck Robben

Es war die 64. Minute, die die Gemüter erhitzte.

Nuri Sahin führte einen Freistoß für Borussia Dortmund aus, den Robert Lewandowski verlängerte.

Mats Hummels stand in dieser Sekunde wohl um Haaresbreite im Abseits und beförderte den Ball in Richtung Tor.

Dante riss das Bein hoch und klärte, allerdings knapp hinter der Linie, soweit die Fernsehbilder das erkennen lassen.

Hummels drehte jubelnd ab, bemerkte aber schnell, dass das Schiedsrichter-Gespann um Florian Meyer keinen Treffer gab.

Der Rest ist Geschichte: Arjen Robben (107.) und Thomas Müller (120.+3) trafen in der Verlängerung für den FC Bayern, der das DFB-Pokalfinale mit 2:0 gewann und zum zehnten Mal in der Vereinsgeschichte das Double in trockene Tücher brachte.

Klopp und Weidenfeller fassungslos

"In der Phase, als wir stärker wurden, machen wir ein Tor, das gibt er (SR Meyer, Anm.) nicht. Das hätte man auch ohne Torlinientechnik sehen müssen", ließ BVB-Trainer Jürgen Klopp seinen Emotionen freien Lauf.

Der 46-Jährige war aufgebracht und wütend und hielt mit seinen Gefühlen nicht hinterm Berg: "Ich weiß nicht, wo die Torrichter waren. Wahrscheinlich waren die schon alle im Urlaub."

Beim Bankett nach dem Spiel legte Klopp nach: "Wir alle wissen, wie das Spiel ausgegangen wäre, wie es gestanden hätte, wenn das Tor gezählt hätte. 1:0 für uns. Die Bayern haben sich Wadenkrämpfe rausgedrückt, haben irgendwie auf Zeit gespielt - und wir haben alles versucht, was ging."

Auch Torhüter Roman Weidenfeller war fassungslos und konnte kaum glauben, dass das Tor nicht anerkannt wurde. "Wir haben ein ganz klares, reguläres Tor erzielt. Wir hätten das Spiel gewonnen, nun stehen wir mit leeren Händen da."

Sammer zeigt Verständnis

Die Gegenseite sah die strittige Szene naturgemäß etwas gelassener. "Von zwei sehr guten Mannschaften waren wir auch die etwas glücklichere", erklärte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

Sportvorstand Matthias Sammer, von 1993 bis 1998 (als Spieler) sowie von 2000 bis 2004 (als Trainer) bei den Schwarz-Gelben engagiert, ergänzte: "Das ist bitter. Tut mir leid, weil wir Sportsmänner sind, aber so ist Fußball."

Davon kaufen kann sich der BVB freilich nichts, trotz einer starken Saison stehen die Dortmunder mit leeren Händen da.

BVB-Schreck Robben und Peps Coup

In München wurde dagegen ein Mann ganz besonders gefeiert: BVB-Schreck Arjen Robben. Nachdem er den Erzrivalen aus dem Ruhrpott bereits im Pokal-Viertelfinale der letzten Saison mit seinem Treffer eliminierte und schließlich auch im Champions-League-Endspiel das Siegtor markierte, sorgte er zum dritten Mal für miese Laune auf Seiten des Ruhrpott-Riesen.

Damit schrieb er zugleich Geschichte. Nie zuvor gelang es einem Spieler, in drei Pokal-Endspielen zu treffen. Bereits beim 4:0 gegen den SV Werder 2009/10 sowie bei der 2:5-Pleite der Bayern gegen den BVB vor zwei Jahren bewies der Glatzkopf seine Torgefahr.

"Arjen ist ein Vollprofi, der auch bei uns durch ein Tal gegangen ist. Es gibt keine höheren Superlative", schwärmte Sammer vom Niederländer.

Der Torschütze selbst war einmal mehr in einem bedeutenden Spiel gegen die Klopp-Elf "on fire". "Ich habe schon immer gesagt, das sind die schönsten Spiele, die muss man genießen und bereit sein."

Guardiola stellt seine Taktik um

Bereit war auch Pep Guardiola. Nachdem der Spanier zuletzt heftige Kritik einstecken musste und ihm taktische Fehler vorgeworfen wurden, gelang ihm im Pokal-Finale ein Coup.

Er ließ seine Mannschaft - auch aufgrund zahlreicher Ausfälle (u.a. Alaba und Schweinsteiger) - mit einer Fünferkette auflaufen. Javi Martinez agierte dabei als überragender Abwehrchef, Pierre-Emile Höjberg (rechts) und Rafinha (links) fungierten bei Ballbesitz als Mittelfeldspieler. Zudem agierte Robben in der Rolle des Stürmers.

Die Umstellungen erwiesen sich als goldrichtig, die Bayern präsentierten sich vor allem defensiv deutlich kompakter als in den letzten Wochen. "Ich hatte nicht so viele Ballkontakte, aber ich habe gelauert und ich wusste, da kommt eine Chance", verlor Robben nie den Mut.

Den fand auch Klopp schnell wieder. Seine Truppe habe "eine außergewöhnliche Saison gespielt", meinte der Fußballlehrer. "Wir kommen definitiv wieder." Die Bayern sollten gewarnt sein ...


Christoph Nister