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"Wir haben viel Arbeit in den Jungen investiert"

Raphael Holzhauser ist gläubig.

Ein Tattoo ziert seinen linken Unterarm. Darauf zu sehen ist sein Schutzengel sowie die Inschrift „Familie, Freundschaft, Glück“. Noch zu erkennen ist eine Kette, die 26 Kugeln zählt.

„26 war meine Rückennummer bei meinem ersten Bundesliga-Spiel“, erklärt der 19-Jährige, der am 21. Jänner dieses Jahres auf Schalke sein Kurz-Debüt gab, im Gespräch mit LAOLA1.

Der ÖFB-Legionär im Dienste des VfB Stuttgart ist auch insofern gläubig, als dass er an seine Chance geglaubt – und sie genutzt hat. Nach den ersten vier Spielen ohne Sieg in der deutschen Bundesliga brachte ihn Trainer Bruno Labbadia das erste Mal beim 0:3 gegen Hoffenheim für 45 Minuten.

Holzhauser bleibt bescheiden

Seither gehörte der Niederösterreicher im Oberhaus jedes Mal der Startelf an und half mit, dass die Schwaben den Turnaround schafften. Seit Holzhauser von Beginn an spielt, gab es keine einzige Niederlage, sondern drei Siege und ein Unentschieden. In der Europa League ebenfalls ein Remis.

„Ich würde nicht sagen, dass ich in der Stammmannschaft bin, sondern an der Mannschaft dran. Ich bin froh, dass mir der Trainer das Vertrauen schenkt“, gibt sich der Mittelfeldspieler bescheiden.

Sein Landsmann Martin Harnik findet indes viele lobende Worte für seinen aufstrebenden Teamkollegen: „Er macht seine Sache bislang sehr gut und wir haben ihn nun da, wo wir ihn haben wollen, weil er es auch geschafft hat, sich die Robustheit anzueignen. Er ist unglaublich wertvoll für uns und spielt zurecht in der Startformation. Wenn er so weitermacht, wird er auch drinnen bleiben.“

Auf dem Platz zeigt sich Holzhauser unglaublich cool. Es ist ihm nicht anzumerken, dass er erst insgesamt sieben Bundesliga-Spiele in den Beinen hat. Seine Pässe sind sicher, teilweise auch sehr elegant. Ist der 20-fache U21-Teamspieler erst einmal am Ball, dann verliert er ihn auch nicht so schnell.

„Er hat eine hohe Ballsicherheit, das ist natürlich unheimlich wichtig“, hält VfB-Sportdirektor Fredi Bobic fest und ist für Behebung gewisser Mängel zuversichtlich: „Er merkt selbst, dass er noch nicht 90 Minuten machen kann. Aber das wird er auch noch hinkriegen.“

Labbadia: „Haben sehr viel in ihn investiert“

Bislang spielte Holzhauser nur ein Spiel im Stuttgarter Dress über die vollen 90 Minuten. Trainer Labbadia geht mit seinem Schützling sorgsam um, zumal dieser auch in einer Entwicklung steht.

„Man glaubt immer, dass es schnell gegangen ist, aber wir haben sehr viel Arbeit in den Jungen investiert und müssen auch noch einiges investieren. Er muss sich weiterhin an das hohe Tempo gewöhnen, er muss sehr viel tun“, hielt der Coach nach dem 1:0-Sieg beim Hamburger SV fest.

Der 46-Jährige hat neben seinem Youngster und Harnik mit Kevin Stöger, der am Mittwoch im DFB-Pokal sein Debüt beim 3:0-Sieg gegen St. Pauli gab, einen weiteren Österreicher in seinem Kader. Holzhauser brachte er die Defensivarbeit näher: „Seine Spielweise war immer ein Stück weit anders, die Ballsicherheit hat er aber schon immer gehabt. Jetzt versucht er auch gegen den Ball zu arbeiten, das kostet, wenn man es nicht so gewöhnt ist, Kraft. Das muss man steuern, das werden wir auch tun. Seine Entwicklung freut mich aber sehr.“

Raphael Holzhauser tauscht sich mit Bruno Labbadia aus

Auch der Protagonist selbst weiß, was er leisten musste, um sich den „Kindheitstraum, in solchen Stadien zu spielen“, zu erfüllen. „Ich habe einfach hart an mir gearbeitet, der Trainer hat mir das Vertrauen gegeben und ich denke, dass ich es bislang ziemlich gut gemacht habe.“

Die Vorgaben seines Trainers klingen ebenfalls einleuchtend: „Er sagt mir einfach, ich soll mein Spiel spielen, den Ball zu halten und die Bälle auch zu fordern sowie defensiv zu arbeiten.“

Harnik lobt seine Qualitäten

Am Feld ist Holzhauser abgeklärt. Egal wo er spiele, er könne das pompöse Rundherum gut abschalten und sich auf das Spiel konzentrieren. Zudem sei die Mannschaft eine enorme Stütze.

Harnik redet vor jedem Spiel mit dem zentralen Mittelfeldmann, der im Sommer 2009 von der Rapid-Akademie nach Baden-Württemberg wechselt und via 60 Drittliga-Spiele den Sprung schaffte.

Vor seinem Wechsel gab es mehrere Optionen, der gute Ruf der Stuttgarter Nachwuchsarbeit gab aber den Ausschlag. „Es sieht so aus, als wäre es die richtige Entscheidung gewesen“, schmunzelt Holzhauser, der sich binnen drei Jahre den Weg in die Kampfmannschaft bahnte.

Für den 33-fachen Teamspieler Harnik kam dieser Aufstieg nicht überraschend: „Ruhe am Ball, Übersicht, der starke linker Fuß. Er hat viele Qualitäten, die er schon öfters unter Beweis gestellt hat und er kann sicherlich noch einen drauflegen. Das weiß er auch.“

Kommt ÖFB-Einberufung zu früh?

Paul Scharner, seines Zeichens 40-facher ÖFB-Teamspieler, beobachtete Holzhauser bei seinem Debüt für Hamburg 85 Minuten von der Bank aus und war ebenso angetan.

„Er hat sehr beeindruckend gespielt und mir sehr gut gefallen. Definitiv einer für das Nationalteam.“

Wer sich einen Stammplatz in Deutschland gesichert hat, der rückt zweifellos auch in den Fokus des Teamchefs. Marcel Koller beruft am Dienstag seinen Kader für das Freundschaftsspiel  gegen die Elfenbeinküste am 14. November in Linz. Eine Einberufung Holzhausers ist nicht ausgeschlossen.

Der Nachwuchs-Teamspieler gibt sich diplomatisch: „Es gab bislang keinen Kontakt, ich schaue aber von Spiel zu Spiel. Ich mache mir keinen Druck. Klar ist aber natürlich, dass es für jeden Spieler ein Traum ist, in der A-Nationalmannschaft zu spielen.“

Harnik rät von einer Einberufung vorerst ab: „Es ist ein bisschen zu früh, wir haben in der Nationalmannschaft auch gerade einen sehr guten Kern, Rapha muss sich erst einmal etablieren, er hat sehr gute Spiele gemacht, aber er muss es auch erst einmal unter Beweis stellen und bis zum Ende der Hinrunde konstant spielen. Wenn er so weiter macht, wird er sicher nächstes Jahr ein Thema für die A-Nationalmannschaft sein. Er sollte aber erst den ersten Schritt vor dem zweiten machen.“

Auch sein Sportdirektor zeigt sich geduldig: „Er muss weitermachen, jede Woche es neu beweisen.“

Das weiß keiner besser als der Youngster selbst. Das erste Hoch macht aber Lust auf mehr. Viel mehr.

An das glaubt auch Holzhauser.

 

Bernhard Kastler