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Von St. Florian in die deutsche Bundesliga

Von St. Florian in die deutsche Bundesliga

Torhüterkrise – Ein oft strapaziertes Wort in den letzten Wochen.

Einer, der diesbezüglich Abhilfe schaffen könnte, ist Samuel Radlinger. Der erst 19-jährige Rieder fungiert momentan als Nummer zwei bei Hannover 96.

Zusammen mit Emanuel Pogatetz und Daniel Royer bildet der U21-Nationalspieler die Österreicher-Connection beim aktuellen deutschen Tabellen-Achten.

Von St. Florian in die dt. Bundesliga

Radlinger wechselte erst im Sommer ins Ausland. Letzte Saison war er noch von Ried in die Regionalliga zu St. Florian ausgeliehen. Dass er jetzt schon der erste Vertreter für Stamm-Goalie Ron-Robert Zieler ist, kam unverhofft.

Markus Miller, der nominelle Ersatztorwart, stieg aufgrund mentaler Probleme aus dem Mannschaftstraining aus. Mittlerweile geht es ihm aber schon wieder besser, wie Radlinger berichtet.

Der 1,98-m-Hühne spricht bei LAOLA1 über das unterschiedliche Vertrauen, das jungen Torhütern in Österreich und Deutschland entgegen gebracht wird, sowie über sein spät entdecktes Talent.

LAOLA1: Wie geht es dir in Hannover?

Samuel Radlinger: Super. Ich habe mich mittlerweile schon gut ins Umfeld eingelebt. Mir taugt es voll.

LAOLA1: Du hast einen steilen Aufstieg hinter dir. Vor einem Jahr hast du noch für St. Florian in der Regionalliga das Tor gehütet, jetzt sitzt du in der deutschen Bundesliga auf der Bank.

Radlinger: Das ist natürlich schon ein schöner Unterschied, alleine von den Zuschauern und der Atmosphäre her. Man merkt, dass es um mehr geht.

LAOLA1: Wie geht es Markus Miller?

Radlinger: Was ich so gehört habe, geht es ihm schon besser. Er hat auch schon mehrere Einzeltrainings mit dem Tormanntrainer gehabt. Wir werden sehen, wann er wieder ins Mannschaftstraining einsteigt. Für mich wäre es gut, wenn er wieder kommt, weil ich bei den Amateuren in der Regionalliga dann Spielpraxis sammeln kann.

LAOLA1: Was kannst du dir von Hannovers Nummer eins Ron-Robert Zieler abschauen?

Radlinger: Einiges. Mit seinen 22 Jahren ist er ein Weltklassetormann. Man sieht es auch im Training: Er spielt mit und redet viel mit der Mannschaft. Er verkörpert einfach das, was einen modernen Torwart ausmacht.

LAOLA1: Ein Vorbild für dich?

Radlinger: Auf jeden Fall. Er hat es mir vorgezeigt. Vor eineinhalb Jahren ist er als dritter Torwart nach Hannover gekommen. Mittlerweile ist er die Nummer 1 und spielt im Nationalteam.

LAOLA1: Wie ist die Stimmung im Team mit drei Österreichern?

Radlinger: Die ist natürlich gut. Es gab schon ein paar Duelle im Fußball-Tennis zwischen Österreich und Deutschland, da ging es ganz schön ab (lacht). Nein, Spaß beiseite, die Stimmung im Training ist super.

LAOLA1: Ist es dir eine große Hilfe, dass zwei Landsmänner mit dir bei Hannover spielen?

Radlinger: Am Anfang hat es mir schon sehr geholfen, dass Emanuel Pogatetz schon dort war. Er hat mir viel gezeigt und war eine große Hilfe.

LAOLA1: Kommen wir zu eurem Team im Allgemeinen. Nach dem vierten Platz in der Vorsaison gelingt es euch heuer diese Leistungen trotz Doppelbelastung zu bestätigen. Was macht euch so stark?

Radlinger: Es gibt bei uns jeder auch im Training einfach jedes Mal hundert Prozent. Es stimmt momentan alles zusammen.

LAOLA1: Mit Mirko Slomka trainiert euch ein Shootingstar des deutschen Trainergeschäfts. Was zeichnet ihn aus?

Radlinger: Er harmoniert sehr gut mit der Mannschaft und ist taktisch ein ausgezeichneter Fachmann.

LAOLA1: Siehst du dich langfristig als Stammtorhüter bei Hannover?

Radlinger: Natürlich will ich das schaffen. Das ist mein Ziel. Dafür gebe ich im Training alles. In den nächsten Jahren möchte ich dieses Ziel erreichen.

LAOLA1: Bei den den deutschen Bundesligisten stehen einige Youngsters zwischen den Pfosten. Könnte es sein, dass junge Torhüter in Deutschland mehr Vertrauen genießen?

Radlinger: Das stimmt, das habe ich auch sofort gemerkt. Wie Miller seine psychischen Probleme bekannt gegeben hat, hat mich Mirko Slomka angerufen und gesagt, er schenkt mir das vollste Vertrauen. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Man sieht in Deutschland immer wieder, wie jung die Torhüter sind. Und sie zahlen das Vertrauen auch zurück.

LAOLA1: Gibt es junge Torhüter, die dir besonders gefallen?

Radlinger: Ja, die gibt es. Gladbachs Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno von Leverkusen. Beide haben sich als gestandene Torhüter in der Bundesliga etabliert. Genauso wie Zieler sind sie für mich Vorbilder, obwohl Leno sogar noch jünger ist, als ich (lacht).

LAOLA1: Du bist erst ziemlich spät vom Feldspieler zum Tormann umfunktioniert worden. Wie war das damals?.

Radlinger: Ich bin mit 14 Jahren ins Tor gekommen. Früher habe ich mich immer nach dem Training noch zum Spaß ins Tor gestellt. Einmal hat mich der damalige Tormanntrainer von Ried, Vlado Cvjetkovic, gefragt, ob ich nicht einmal mit ihm mittrainieren möchte. Das war der Start meiner Torwart-Karriere.

LAOLA1: Inwiefern profitierst du von deinen Erfahrungen als Feldspieler?

Radlinger: Das hilft mir natürlich sehr. Ich war Mittelfeldspieler und wurde damals sogar in die Landesauswahl berufen. Mitspielen wird von Torhütern immer mehr gefordert. Das ist die Zukunft des Torwartspiels.

 

Das Gespräch führten Jakob Faber und Peter Altmann