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"Das ist ein Riesen-Vertrauensbeweis des Trainers"

Elf seiner zwölf Punkte in der EM-Qualifikation hat das österreichische Nationalteam erobert, wenn Sebastian Prödl auf dem Feld gestanden ist.

Die entscheidenden Duelle gegen Deutschland, die Türkei und zu Hause gegen Belgien hat der Innenverteidiger wegen einer mehrmonatigen Verletzungspause versäumt.

Eine Operation am Gesäßmuskel riss den Steirer im März mitten aus einer Saison, die zwar für Arbeitgeber Werder Bremen weniger erfreulich verlaufen ist, in der er selbst sich jedoch als unumstrittener Stammspieler etabliert hatte.

Nur einmal stand Prödl bis dahin nicht über 90 Minuten am Platz, und zwar als er wegen einer Gelbsperre fehlte. Auch wenn Werder die Saison nur auf Rang 13 beendete, ist das vereinsinterne Standing des ÖFB-Legionärs gestiegen.

Die Vertrauensbeweise von Schaaf

„Alleine dass der Trainer immer auf mich gebaut hat – auch in schwierigen Zeiten, war ein gewisser Vertrauensbeweis“, blickt der 24-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 zurück.

Vertrauensbeweis von Coach Thomas Schaaf ist ein gutes Stichwort. Denn in der laufenden Saison wurde Prödl ungewöhnlich schnell wieder in die Mannschaft eingebaut, unmittelbar nachdem er sich fit gemeldet hatte.

„Es war auch für mich überraschend, dass ich so schnell wieder integriert wurde. Das ist ein Riesen-Vertrauensbeweis des Trainers und auch von der Mannschaft, dass sie mich wieder so gut aufnimmt. Wenn man vier Monate verletzt ist, ist das keine Selbstverständlichkeit. Von dem her fühle ich mich ganz gut und denke, das auch mit Leistung zurückzahlen zu können.“

Mit Per Mertesacker hat Werder den langjährigen Abwehrchef am Ende der Transferzeit zu Arsenal verkauft. Mit dem aus Nürnberg verpflichteten Routinier Andreas Wolf und dem nach langer Pause wieder fitten Star-Verteidiger Naldo ist die Konkurrenz jedoch kaum geringer geworden.

„Ich persönlich fühle mich gefestigter“

Das Gefühl, dass man im hohen Norden Deutschlands auf ihn setzt, hat jedoch auch Prödl reifen lassen:

„Ich persönlich fühle mich gefestigter und sicherer in meinen Aktionen, spüre die Akzeptanz in der Mannschaft und vom Trainer, und das gibt mir auch die Zuversicht und das Selbstvertrauen, in den kommenden Wochen weiter voll anzugreifen.“

Voll angegriffen hat Werder bereits in den ersten acht Runden dieser Spielzeit. Als Tabellen-Zweiter ist man erster Bayern-Jäger, am Freitag kommt Meister Borussia Dortmund zum großen Schlager ins Weserstadion.

Mit diesem Höhenflug war von Expertenseite her nicht unbedingt gerechnet worden, da sich die Mannschaft ein wenig im Umbruch befindet. Neben Mertesacker verließ mit Torsten Frings auch das langjährige Aushängeschild den Verein.

„Wir haben versucht, aus Fehlern zu lernen“

Worin liegt der Unterschied zum Vorjahr? Prödl: „Wir haben versucht, aus Fehlern zu lernen. Wir hatten kein gutes Jahr, hatten viele Verletzte, viel Unruhe in der Mannschaft, viele Sachen, die einfach nicht gestimmt haben. Wir haben uns gesagt: Da wollen wir gemeinsam raus, wir wollen gemeinsam an dem arbeiten, was wir letztes Jahr falsch gemacht haben. In diese Richtung ist uns ein guter Start gelungen.“

Der 31-fache ÖFB-Teamspieler legt Wert auf die Feststellung, dass bislang erst ein guter Start gelungen sei. Der zweite Tabellenplatz sei nur eine Momentaufnahme, die jedoch Ruhe in der täglichen Arbeit verschaffen würde.

„Klar ist, dass ein Umbruch stattgefunden hat. Dieser ist aber ein Prozess, und ein Prozess bedeutet immer, dass er Zeit braucht. Ich glaube, dass wir diesen Prozess noch nicht abgeschlossen haben“, betont Prödl.

„Ein gutes Gefühl“

An der 2:3-Niederlage in Hannover vor der Nationalmannschafts-Pause habe man gesehen, dass Werder noch nicht über die gewünschte Konstanz verfüge:

„Wenn wir das abstellen, können wir von einem gelungenen Umbruch sprechen. Aktuell haben wir einen guten Start, ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen, das wir hoffentlich auf die nächsten Spiele übertragen können.“

Wer die neuen fußballerischen Aushängeschilder in der Heimat der Stadtmusikanten sein können, will der Steirer nicht nennen, da im Moment das Kollektiv im Vordergrund stünde.

„Es gibt natürlich einige Spieler, die in den letzten Jahren nicht so im Fokus gestanden sind. Da gilt es für jeden, sich zu zeigen. Im Moment sind wir aber nicht darauf bedacht, einzelne Spieler herauszubringen, sondern gemeinsam als Mannschaft stark zu sein. Dann werden eh wieder von den Medien ein paar Spieler auserkoren.“

„Als Spieler hat man immer gerne Planungssicherheit“

Auch für Prödl gilt es, sich weiterhin zu zeigen. Der frühere Sturm-Kicker befindet sich bereits in seinem vierten Jahr in Bremen, kommenden Sommer läuft sein Vertrag aus.

Was etwaige Verhandlungen über seine Zukunft betrifft, gibt er sich zugeknöpft. Es soll jedoch bald Klarheit darüber herrschen, wie es für ihn persönlich weitergeht:

„Wenn man sieht, dass man mit Verletzungen ausfallen kann, hat man als Spieler immer gerne Planungssicherheit, auch über den kommenden Sommer hinaus. Ich denke schon, dass es in der nahen Zukunft darum geht, wo ich nächsten Sommer spielen werde. Mit diesem Thema möchte ich mich aber nicht beschäftigen, weil ich mich aufs Fußballspielen konzentrieren will.“

Sollte Prödls Vertrag bei Werder verlängert werden, wäre es der nächste Vertrauensbeweis.

Peter Altmann