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"Wir sollten weniger reden und mehr zeigen!"

Emanuel Pogatetz ist mittlerweile ein „alter Hase“ im Fußball-Geschäft.

Vereinswechsel sorgen beim gebürtigen Steirer normalerweise nicht mehr für einen erhöhten Puls.

Genauso wenig wie Vorbereitungen, von denen der 29-Jährige auch schon zur Genüge absolviert hat.

In diesem Sommer lernte Pogatetz allerdings ganz neue Seiten kennen. Nämlich jene von Felix Magath.

Der Wolfsburg-Coach hat in der Branche nicht umsonst den Beinamen „Quälix“.

„Du wirst jeden Tag voll gefordert und musst immer an deine Grenzen gehen, manchmal auch darüber hinaus“, sagt Pogatetz und lächelt verschmitzt: „Es war die härteste Vorbereitung meiner Karriere.“

Warum er sich Wolfsburg trotzdem „angetan“ hat, er Los Angeles Ried vorziehen würde, Österreicher nach wie vor belächelt werden und im Nationalteam den Worten endlich Taten folgen müssen, erklärt der Innenverteidiger im großen LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Emanuel, du hast eine berühmt-berüchtigte Vorbereitung unter Felix Magath hinter dir. War sie tatsächlich so hart, wie es immer heißt?

Emanuel Pogatetz: Ja, sie war schon sehr hart, aber mir hat es auch Spaß gemacht. Du wirst jeden Tag voll gefordert und musst immer an deine Grenzen gehen, manchmal auch darüber hinaus. Das verlangt der Trainer. Ich denke, dass ich gut durch die Vorbereitung gekommen bin und mich für die Startformation empfehlen konnte.

LAOLA1: Wie nah ist man unter Magath der körperlichen Aufgabe?

Pogatetz: So schlimm ist es auch wieder nicht. Ich habe zwar viele neue Trainingsmethoden kennengelernt, aber mit der richtigen Einstellung ist alles zu schaffen. Letztlich profitieren wir ja alle davon. Der Trainer will Spieler ja weiter entwickeln. Aber es war schon die härteste Vorbereitung meiner Karriere.

LAOLA1: Was hat dich letztlich von Wolfsburg überzeugt?

Pogatetz: Entscheidend war für mich, dass ich in Wolfsburg mehr Perspektiven gesehen habe. Der Konzern hat das Ziel, nächstes Jahr wieder in der Champions League zu spielen und verfügt dazu auch über die Ressourcen, die dafür benötigten Spieler zu holen. Felix Magath ist außerdem einer der erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre. Es war für mich sehr reizvoll, ein Teil dieses Teams zu sein. Ich hatte in Hannover eine schöne Zeit, aber mittelfristig ist in Wolfsburg mehr möglich.

LAOLA1: Waren die Spannungen, die es zwischen dir und Hannover-Trainer Mirko Slomka gegeben haben soll, auch mitentscheidend für den Wechsel?

Pogatetz: Nein, überhaupt nicht. Die Spannungen wurden eher von außen hereingetragen. Es gab ein Mal eine Meinungsverschiedenheit, die aber gleich danach wieder erledigt war. Auch der Trainer hat keine Anzeichen gemacht, dass er mich verkaufen will. Es war einfach eine sportliche Entscheidung.

LAOLA1: Hat das Alter auch eine Rolle gespielt? Du wirst im Jänner immerhin 30.

Pogatetz: Nein, da sich an der Vertragslaufzeit nichts geändert hat. Ich hatte auch in Hannover einen Vertrag bis 2015. Außerdem fühle ich mich so fit, dass ich sicher noch länger spielen werde, als diese drei Jahre. Wie gesagt, es waren nur sportliche Aspekte entscheidend. Ich will noch einmal in meiner Karriere in der Champions League spielen. Es wäre toll, wenn ich das noch schaffen könnte.

LAOLA1: Wolfsburg ist am Spielersektor nicht unbedingt für Kontinuität bekannt. Wie trainiert es sich in einem 39-Mann-Kader?

Pogatetz: Für mich als Spieler ist es uninteressant, ob 20 oder 40 Spieler beim Training sind. Als Trainer ist das sicher schwieriger, aber Herr Magath hat damit ja Erfahrung. Außerdem wurde der Kader jetzt auf 25 Mann reduziert.

LAOLA1: Ein weiter Umzugsweg bleibt dir erspart. Wolfsburg ist ja nicht weit von Hannover entfernt.

Pogatetz: Das stimmt, aber zum Pendeln wäre es doch zu weit gewesen. Wir trainieren oft zwei Mal am Tag, da will man dann in der Mittagspause zu Hause sein. Ich habe auch schon eine Wohnung in Wolfsburg in Aussicht und hoffe, dass ich das nach meiner Rückkehr vom Nationalteam fixieren kann.

LAOLA1: Paul Scharner ist erst vor wenigen Tagen zum HSV gewechselt und hat danach gemeint, dass für ihn die deutsche Bundesliga über der Premier League steht. Würdest du das unterschreiben?

Pogatetz: Beide Ligen haben ihre Vorzüge. Deutschland braucht sich vor keiner Liga verstecken. In punkto Fans und Begeisterung ist die deutsche Liga sicher die beste. Auch die Infrastruktur ist top. Vom Spielstil favorisiere ich aber schon die Premier League, da wird einfach noch körperbetonter gespielt. Trotzdem bin ich stolz, in der Bundesliga spielen zu dürfen.

LAOLA1: Gibt es eigentlich schon Pläne für die Zeit nach Deutschland?

Pogatetz: Nein, überhaupt nicht. Drei Jahre sind im Fußball eine lange Zeit – so lange bin ich sowieso an Wolfsburg gebunden. Wie es danach weitergeht, lasse ich auf mich zukommen. Ich will so lange wie möglich auf höchstem Niveau spielen.

LAOLA1:Die WM in Brasilien kommt also nicht zu früh.

Pogatetz: Überhaupt nicht. Wir sollten jetzt aber weniger reden und mehr zeigen. Das wäre mal ganz gut. Darum will ich nicht sagen, dass wir so gut sind und uns sicher qualifizieren. Wir müssen es einfach am Spielfeld zeigen. Der Start gegen Deutschland ist natürlich sehr schwer, aber wenn wir da etwas mitnehmen könnten, wäre das ein hervorragender Auftakt.

LAOLA1: Ist das Türkei-Länderspiel am Mittwoch tatsächlich eine Art Generalprobe?

Pogatetz: Ich glaube, man kann noch nicht viel sagen, da zahlreiche Legionäre noch in der Vorbereitung stecken. Ich selbst bin sicher noch nicht auf Wettkampfniveau, dazu fehlen einfach noch die Bewerbsspiele. Man braucht immer zwei, drei Runden bis man wieder im Rhythmus ist.

LAOLA1: Der Konkurrenzkampf ist vor allem in der Innenverteidigung sehr groß. Du, Scharner, Prödl und Dragovic matchen sich um zwei Plätze.

Pogatetz: Das spricht für uns und dafür, dass einfach mehr Qualität vorhanden ist. Auch auf anderen Positionen. Es wird uns in der Quali gut tun, dass wir viele Alternativen haben, da nicht jeder Spieler immer dabei sein wird.

LAOLA1: Mit Christian Fuchs gibt es nun einen neuen Kapitän. Was sagst du zu deinem Nach-Nachfolger?

Pogatetz: Ich freue mich für ihn. Er und Marcel Koller kennen sich ja schon länger. Es ist für uns alle eine gute Entscheidung. Christian hat sich bei Schalke enorm weiter entwickelt und bringt bei einem der besten Vereine Deutschlands regelmäßig seine Leistungen. Er hat es sich verdient, als Teamkapitän aufzulaufen.

Das Interview führte Kurt Vierthaler

LAOLA1: Eine Rückkehr nach Österreich ist kein Thema?

Pogatetz: Ich habe einmal gesagt, dass ich meine Karriere lieber bei L.A. Galaxy als in Ried ausklingen lassen möchte. Dazu stehe ich nach wie vor. Wenn ich merke, dass ich körperlich auf Top-Niveau nicht mehr mithalten kann, wäre so eine Auslandserfahrung noch einmal toll. Aber das ist zum Glück noch weit weg.

LAOLA1: Es gibt mittlerweile sehr viele Legionäre, vor allem in Deutschland. Und viele davon spielen eine gute Rolle bei ihren Vereinen. Merkst du, dass die Wertschätzung gegenüber Österreichern gestiegen ist?

Pogatetz: Ich habe in den vergangenen Wochen mit vielen verschiedenen Trainern gesprochen. Alle waren der Meinung, dass wir uns vom Potenzial her gesteigert und ordentliche Spieler haben. Aber für unsere Ergebnisse werden wir immer noch belächelt – auch auf Klubebene. Da haben wir Aufholbedarf. Wir müssen das Potenzial, das uns schon ein wenig Anerkennung gebracht hat, nun auch einmal in Ergebnisse umsetzen, um wirklich respektiert zu werden.

LAOLA1: Blamagen wie jene von Salzburg gegen Düdelingen machen dann wieder viel kaputt, oder?

Pogatetz: Ja, so etwas ist natürlich schade. Ich wurde auch öfters darauf angesprochen. Wenn so etwas passiert, leidet jeder Österreicher, der mit Fußball zu tun hat, darunter.

LAOLA1: In Sachen Nationalteam geht es langsam in die heiße Phase. Was ist für die WM-Quali möglich?

Pogatetz: Wir wollen uns endlich qualifizieren, das ist das klare Ziel. Deutschland ist der haushohe Favorit und wird wahrscheinlich auch Erster werden. Aber der zweite Platz ist realistisch für uns. Natürlich haben Schweden und Irland Qualität, aber wir sollten uns so weit weiterentwickelt haben, dass wir mit diesen Gegnern auf Augenhöhe sind und sie auch überholen können.