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Legendäre Derbys: Turban-Dieter und das Phantom-Tor

Legendäre Derbys: Turban-Dieter und das Phantom-Tor

Wenn der 1. FC Nürnberg und der FC Bayern am Samstag (ab 15:30 Uhr im LIVE-Ticker) in Mittelfranken aufeinandertreffen, ist es für die Gäste ein Jubiläum.

Zum 100. Mal in der Bundesliga-Geschichte bestreiten die Münchner ein bayerisches Derby. Gegen den „Club“, den TSV 1860, Augsburg, Greuther Fürth und Unterhaching gab es in 99 Spielen 61 Siege, 18 Remis und 20 Niederlagen.

Ex-Rekordmeister gegen Rekordmeister

Beim 100er soll die Bilanz des Tabellenführers weiter aufgebessert werden. Was viele nicht wissen: Der Rekordmeister reist zu seinem Vorgänger. Denn bis Mitte der 80er Jahre war es der FCN, der die meisten deutschen Meisterschaften sein Eigen nennen durfte.

Vom Glanz vergangener Tage ist freilich nicht mehr viel zu sehen, Nürnberg hat sich vielmehr zu Fahrstuhlmannschaft entwickelt. In den vergangenen 20 Jahren stand vier Mal der schwere Gang in die zweite Liga an.

Der "Club" will die Riesen ärgern

Mit der Verpflichtung von Dieter Hecking Ende Dezember kehrte jedoch Ruhe ein. Die „Clubberer“ bauen Altlasten ab, verbessern die Infrastruktur und sind auch sportlich in der Lage, die Großen zu ärgern, wie das 1:1 gegen Double-Sieger Borussia Dortmund beweist.

Die Favoritenrolle ist dennoch klar verteilt. Der Tabellen-15. empfängt den souveränen Leader, alles andere als ein Sieg der Bayern wäre eine Überraschung. Eine Zeitreise in die Vergangenheit beweist allerdings, dass die Rollenverteilung nicht immer so klar war und die Franken auch so manche Sternstunde gegen die Bayern erlebten.

Einige legendäre Duelle zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Bayern im Überblick:

Jeder „Club“-Fan strahlt, wenn man ihn auf das Duell im Dezember 1967 anspricht. 65.000 begeisterte Zuschauer waren ins Nürnberger Stadion gepilgert, um das Prestige-Duell live zu verfolgen. Dabei erlebten sie einen FCN, der wie entfesselt drauf losspielte. Allein Franz Brungs traf für den damaligen Rekordmeister fünfmal, unter anderem gelang ihm ein lupenreiner Hattrick binnen zwölf Minuten. Zehn Minuten vor dem Ende lagen Gerd Müller, Franz Beckenbauer und Co. 1:7 zurück, zwei späte Treffer bedeuteten den 3:7 Endstand. Eine Demütigung für die Bayern.

Deutlich torärmer, dafür aber weitreichender gestaltete sich ein Aufeinandertreffen in der Saison 2010/11. Es war der 29. Spieltag und bei den Bayern kriselte es. Nach einer frühen Führung durch Thomas Müller (4.) wähnten sich die Gäste aus München auf der Siegerstraße, ehe ein Kapitalfehler von Torhüter Thomas Kraft, den Trainer Louis van Gaal zur Nummer eins befördert hatte, zum 1:1-Endstand durch Christian Eigler führte. Präsident Uli Hoeneß hatte genug gesehen, der „Tulpen-General“ wurde vor die Tür gesetzt.

Helmers berühmtestes "Tor" war gar keines

Das kurioseste aller Derbys ging in der Saison 1993/94 über die Bühne. Der 32. Spieltag sollte es sein, an dem in München Geschichte geschrieben wurde. Thomas Helmer vergab eine Großchance, was alle Welt erkannte – außer Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers. Der gab das viel zitierte „Phantom-Tor“, das Spiel endete mit 2:1 für die Hausherren. Die Aufregung war groß, Nürnberg protestierte und der DFB setzte ein Wiederholungsspiel an. Dieses entschieden die Bayern schließlich mit 5:0 für sich. Der FCB wurde Meister, der FCN stieg ab.

In die Geschichte ging auch ein 6:3-Sieg des FCB ein. Herausgeholt im Mai 2005, glänzen konnten dabei Roy Makaay, Sebastian Deisler und Samuel Slovak, die jeweils einen Doppelpack schnürten. Bereits zur Halbzeit war der Käse gegessen, lagen die Bayern doch bereits mit 5:0 in Führung. Das Besondere an diesem Spiel waren jedoch weniger die neun Tore oder die klare Halbzeitführung, als die Tatsache, dass es das letzte Spiel der Münchner im Olympiastadion war. Alle weiteren Duelle mit dem Klub wurden in der Folge in der Allianz Arena ausgefochten.

Zwar kein Bundesliga-, sondern ein Pokal-Duell, dafür aber unvergessen. Es war das Pokalfinale 1981/82 und der „Club“ lag zur Halbzeit bereits mit 2:0 in Front. Zu allem Überfluss zog sich Stürmerstar Dieter Hoeneß auch noch ein klaffendes Cut zu. Der Rest ist Legende. Plötzlich zeigten die Bayern ihr wahres Gesicht und drehten die Partie. Für die Entscheidung sorgte – wie sollte es anders sein – ausgerechnet Hoeneß, der in der 89. Minute zum 4:2-Endstand traf.

 

Christoph Nister