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"Ich sehe bei Martin noch viel Luft nach oben!"

Der VfB Stuttgart ist mittlerweile schon zu einer kleinen Österreicher-Kolonie geworden.

In den Nachwuchsteams spielen mit Fabian Gmeiner (14), Francesco Lovric (15) und Philipp Mwene (17) drei junge ÖFB-Talente.

Alexander Aschauer kickt in der zweiten Mannschaft der Schwaben und zwei weitere rot-weiß-rote Kicker, Raphael Holzhauser (18) und Kevin Stöger (17), haben vor kurzem ihre ersten Profi-Verträge unterschrieben.

"Ich muss sagen, ihr Österreicher habt da wirklich zwei tolle Talente. Nun liegt es an den Beiden, was sie daraus machen", schwärmt VfB-Trainer Bruno Labbadia beim Termin mit LAOLA1.

Während die Beiden jedoch noch genügend Zeit bekommen, steht Teamspieler Martin Harnik mehr in der Pflicht.

Was er sich vom 24-Jährigen erwartet und wie er den nächsten Schritt machen kann, erklärt Labbadia im Interview.

LAOLA1: Herr Labbadia, die Vorbereitung gilt als härteste Zeit für Fußballer. Wie hart nehmen Sie ihre Jungs ran?

Bruno Labbadia: Wir müssen in der Vorbereitung einfach den Grundstock legen. Aber wir versuchen immer, alles auch mit dem nötigen Spaß zu machen. Es ist immer die Frage, wie sehr eine Mannschaft das Training annimmt. Und meine Mannschaft hat das in der Vorbereitung hervorragend gemacht.

LAOLA1: Stuttgart hat nur drei Neuzugänge geholt, dazu mit Julian Schieber (Nürnberg) einen Rückkehrer im Kader. Wie zufrieden sind Sie mit dem Personal?

Labbadia: Man merkt immer wieder den Unterschied zwischen den verschiedenen Ländern. Das Niveau und die Anforderungen wachsen stetig. Und die Bundesliga hat ein ziemlich hohes Niveau erreicht, was das Tempo betrifft. Daran müssen sich die Neuzugänge erstmal gewöhnen. Wir wollen auch die jungen Spieler langsam an das Niveau heranführen.

LAOLA1: Stichwort junge Spieler: Wie nahe sind Raphael Holzhauser und Kevin Stöger an der ersten Mannschaft dran?

Labbadia: Für sie war es die erste Vorbereitung mit den Profis – das darf man nicht vergessen. Außerdem sind sie noch sehr, sehr jung, haben aber vergangene Saison einen Riesensprung gemacht. Wenn du in der dritten Liga spielst, ist das schon eine tolle Sache. Beide haben ein sehr großes Potenzial. Man merkt natürlich noch den Tempo-Unterschied, ihr Engagement gefällt mir jedoch sehr gut.

LAOLA1: Stöger wird in den nächsten Wochen aber aufgrund der U20-WM fehlen. Ein Rückschlag für ihn?

Labbadia: Das ist schade für ihn, aber natürlich auch eine große Herausforderung. Ich hoffe, dass er mit Österreich gut abschneidet.

LAOLA1: Holzhauser wollten Sie dagegen nicht ziehen lassen.

Labbadia: Ich bin auch sehr froh, dass er bei uns bleibt.  Er hat gute Fähigkeiten und muss in den nächsten Wochen und Monaten schauen, dass er den Tempo-Wechsel und auch die Zweikampf-Führung verbessert. Ich muss sagen, ihr Österreicher habt da wirklich zwei tolle Talente. Nun liegt es an den Beiden, was sie daraus machen.

LAOLA1: Auf welcher Position sehen Sie die Beiden?

Labbadia: Raphael ist für mich ein Zentrum-Spieler, mehr ein Achter als ein Zehner. Er kann mit seinem Pass die Seiten wechseln und sorgt somit für eine gute Diagonal-Verlagerung. Aber er braucht für sein Spiel Raum. Bei Kevin ist es ähnlich, wobei er auch auf den Halb-Positionen spielen kann. Wichtig ist, dass sie sich selbst genug Zeit geben. Wenn wir das Gefühl haben, dass sie bereit sind, dann kommen sie auch zum Einsatz. Bei uns spielt es keine Rolle, ob wer 18 oder 35 ist.

LAOLA1: Mit Martin Harnik hat sich schon ein Österreicher in Stuttgart etabliert. Wie wichtig ist er für Sie?

Labbadia: Martin war in der Rückrunde maßgeblich daran beteiligt, dass wir aus dieser Misere rausgekommen sind. Für Martin war es ein sehr wichtiger Sprung. Er war bei uns zum ersten Mal richtiger Stammspieler in der Bundesliga. Zuvor ist er den guten Weg über die zweite Liga gegangen. Jetzt muss er den nächsten Sprung machen. Er muss sich nun auf hohem Niveau etablieren.

LAOLA1: Was schätzen Sie an ihm?

Labbadia: Er hat Fähigkeiten, die wir unbedingt brauchen. Mit seinem Tempo und seiner Geradlinigkeit ist er für uns sehr wichtig. Aber es gibt auch Dinge, die er noch verbessern kann – das sage ich ihm auch immer wieder. Ich sehe bei ihm noch viel Luft nach oben. Ich hoffe für uns und auch für Österreich, dass er den nächsten Schritt geht.

LAOLA1: In der Vorbereitung war Harnik sogar einmal Kapitän. Haben Sie ihn auch als Führungspersönlichkeit eingeplant?

Labbadia: Da passiert natürlich schon einiges im Kopf, wenn man zuvor hauptsächlich Joker war und dann plötzlich Führungsspieler sein soll. Jetzt hat er eine wichtige Rolle und ich will, dass er immer mehr in diese Rolle reinwächst. Er muss auf der einen Seite mehr Verantwortung übernehmen, auf der anderen Seite darf er nicht glauben, dass er jetzt gewisse Sachen nicht mehr machen muss. Das sind Prozesse, die ein Spieler und auch jeder Mensch durchmachen muss. Daran kann Martin noch einmal wachsen.

LAOLA1: Platz zwölf vergangene Saison war nicht unbedingt das, was sich der VfB vorgestellt hat. Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Spielzeit gesteckt?

Labbadia: Wir wollen eine bessere Saison spielen, als vergangenes Jahr. Es muss mehr Konstanz rein. Wir wollen an der erfolgreichen Rückrunde, wo wir das viertbeste Team waren, anknüpfen. Diese Erfahrung, diese enorme Drucksituation im Frühjahr sollte uns einen Schub für dieses Jahr geben.

LAOLA1: Stuttgart zeigt oft zwei verschiedene Gesichter in der Hin- und Rückrunde. Wie kann man das künftig vermeiden?

Labbadia: Da braucht es kontinuierliche Arbeit, da ist der ganze Verein gefordert. Wir haben mal einen Grundstock gelegt, dürfen uns aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wir möchten immer weiter kommen.

Das Interview führte Kurt Vierthaler