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"Alex hat alles, was einen Klasse-Torhüter auszeichnet“

Unverhofft kommt oft.

Am 15. Mai 2010 absolvierte Alexander Manninger sein letztes Liga-Spiel.

Damals noch im Dress von Juventus Turin in der Serie A.

Der mittlerweile 35-Jährige wurde am 38. und letzten Spieltag bei der 0:3-Niederlage beim AC Milan zur Pause für den verletzten Gianluigi Buffon eingewechselt.

Danach vergingen über zweieinhalb Jahre, ehe der Salzburger wieder in einem Meisterschaft-Spiel das Tor hüten durfte.

Liga-Debüt für Augsburg

Am vergangenen Sonntag war es dann endlich soweit. Der ehemalige ÖFB-Teamtorhüter stand für seinen neuen Klub, den FC Augsburg, beim 3:2-Auswärtssieg gegen Düsseldorf zwischen den Pfosten.

Und er konnte überzeugen. Der Routinier erhielt vom deutschen Fachmagazin „kicker“ gute Kritiken und die Note 2,5.

Obwohl Manninger bereits Ende Dezember im DFB-Pokal gegen die Bayern sein Debüt für den Tabellen-17. gab, war seine Nominierung doch überraschend.

Umdenken

Immerhin hatte Trainer Markus Weinzierl vor Jahresende erklärt, dass Mohamed Amsif nach der langwierigen Finger-Verletzung von Simon Jentzsch der Einser-Goalie sei: „Mo ist die Nummer eins, an der Hierarchie wird sich nichts ändern.“ Genauso sah es auch Torwarttrainer Zdenko Miletic: „Wenn die Leistung passt, spielt Mo.“

Doch zum Rückrundenstart kam es scheinbar zu einer 180-Grad-Drehung, denn der 23-jährige Marokkaner verfolgte die Partie über 90 Minuten von der Bank aus.

„Alex ist sehr gut in Form“

Für Österreichs Tormann-Legende Friedl Koncilia kam die „Beförderung“ Manningers hingegen nicht unerwartet.

„Weil ich weiß, dass Alex sehr gut in Form ist. Das werden auch die Verantwortlichen im Training gesehen und ihn deswegen eingesetzt haben. Er hat sehr viel Erfahrung. Und Augsburg braucht in seiner Situation einen erfahrenen Mann als Rückhalt“, erklärt der 64-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Koncilia und Manninger lieben den Golfsport

„Das ist das Beste, was dir passieren kann“

Dass Manninger großen Wert auf die Meinung seines geschätzten Kollegen legt, zeigt die Tatsache, dass er ihn vor dem Engagement in Augsburg um Rat bat.

„Er hat mich nach dem Angebot um meine Meinung gebeten. Ich habe ihm gesagt, dass er es unbedingt annehmen soll. Das ist das Beste, was dir passieren kann. Es hat sich ausgezahlt, denn es schaut momentan gut aus.“

Doch nicht immer nahm sich der EURO-2008-Teilnehmer den Rat seines „Mentors“ zu Herzen. Koncilia bedauert nämlich noch heute, dass Manninger im August 2009 seinen Rücktritt im Nationalteam bekanntgab. „Ich habe Alex damals geraten, nicht aufzuhören. Denn als sich Jürgen Macho verletzte, wäre er sicher Nummer eins gewesen. Okay, er hat sich dagegen entschieden. Das muss man akzeptieren.“

Keine ÖFB-Krise im Tor

Dass Österreichs aktueller Nationalkeeper, Robert Almer, bei Düsseldorf nur die Ersatzbank drückt, ist für den achtfachen Meister keine optimale Situation.

„Für den ÖFB ist es nicht fein, wenn sein Tormann nicht spielt. Almer hat im Team aber immer gute Leistungen geboten, wenn er eingesetzt wurde. Man weiß, dass man sich auf ihn verlassen kann.“

Von einer rot-weiß-roten Tormann-Krise möchte Koncilia daher nicht reden, seiner Meinung fehlt aber die ganz klare Nummer eins.

„Weil Almer und Gratzei nicht spielen und Lindner zuletzt keine gute Figur im Team gemacht hat. Der Austria-Goalie ist aber ein Riesen-Talent, genauso wie Rapids Lukas Königshofer. Ihnen unterlaufen hin und wieder eben noch Schnitzer, doch die beiden werden kommen.“

Angekommen ist jedenfalls Alexander Manninger in Augsburg. „Alex ist für einen Tormann in einem super Alter, er ist auch unverbraucht, weil er, obwohl er schon bei vielen Vereinen tätig war, noch nicht so viel gespielt hat. Jetzt möchte er einfach beweisen, dass er ein Klasse-Torhüter ist“, so Koncilia abschließend.

Martin Wechtl

Koncilia schwärmt von Manninger

Und der 84-fache Internationale muss es wissen, schließlich gilt er nicht nur als Vertrauens-Person und Freund des langjährigen Exil-Ausländers sondern half ihm, sich von Sommer bis Herbst in Bad Ischl fit zu halten.

„Alex und ich kennen uns seit vielen Jahren, sind durch das gemeinsame Golfspielen zusammengekommen. Nach seinem Vertragsende bei Juventus habe ich ihm meine Hilfe angeboten. Diese hat er gerne angenommen und dann haben wir zu trainieren begonnen. Zweimal in der Woche sind wir am Platz gestanden, zudem hat sich Alex mit Laufen und Kraftkammer in Form gehalten.“

Das Mitglied der Austria-Elf des Jahrhunderts schwärmt in den höchsten Tönen vom Blondschopf. „Alex ist perfekt. Er hat von allem etwas. Was ich ihm aber immer vorgeworfen habe, ist, dass er einen Schuss zu wenig Brutalität hat. Ich meine damit nicht hinzuhauen, sondern total aggressiv im Duell Mann gegen Mann zu sein oder bei Flanken drauf zu gehen bzw. sich ins Getümmel zu werfen. Sonst bringt er alles mit, was einen Klasse-Torhüter auszeichnet: Reaktion, Stellungsspiel, Fangtechnik. Und: Alex kann das Spiel lesen und dadurch die Hintermannschaft dirigieren.“

Keine Eintagsfliege

Daher geht Koncilia davon aus, dass die Düsseldorf-Partie keine Eintagsfliege war und Manninger weiterhin spielen wird.

„Ich denke schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Trainer nach dem zweiten Saisonsieg einen Wechsel vornimmt. Bei den zwei Gegentoren kann er nichts machen. Alex hat zudem auch schon gegen die Bayern im Cup sehr gut gespielt.“

Obwohl nach wie vor ein enger Kontakt besteht, habe er dem ehemaligen Italien- und England-Legionär noch nicht gratulieren können.

„Wir telefonieren sehr oft. Noch habe ich ihn aber nicht gesprochen. In den nächsten Tagen werden wir aber über die Geschehnisse plaudern.“