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In der alten Heimat blüht Kampl wieder auf

In der alten Heimat blüht Kampl wieder auf

Rund ein halbes Jahr war Dortmund die sportliche Heimat von Kevin Kampl, ein echtes Zuhause wurde es für ihn aber nie. Folgerichtig beendete er im Sommer das Kapitel BVB und flüchtete nach Leverkusen. Am Sonntag kehrt er erstmals zurück.

"Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man gegen seinen Ex-Verein spielt, bei dem man noch vor wenigen Tagen gewesen ist", gibt Kampl gegenüber "bundesliga.de" zu. "Ich versuche das aber auszublenden und mir vor dem Spiel so wenig Gedanken wie möglich zu machen. Ich freue mich auf das Spiel."

Als Salzburg-Star kam er im Winter in den Ruhrpott, als einziger Neuzugang der Borussia, die eine desolate Hinrunde hinter sich hatte. Wunderdinge erwartete sich niemand, doch was Kampl in Gelb-Schwarz vorzuweisen hatte, war sicherlich weniger, als man sich beiderseits erhofft hatte.

Schwierige Situation in Dortmund

"Der BVB stand mit dem Rücken zur Wand, war mitten im Abstiegskampf und die Erwartungshaltung war sehr hoch. Zu diesem Zeitpunkt blieb nicht viel Zeit, sich einzugewöhnen", erklärt Kampl bei "Sport1". Selbst die etablierten Spieler, immerhin großteils Meister, CL-Finalist oder Weltmeister, hätten ihre Probleme mit der ungewohnten Situation gehabt, meint er.

Sich in die zu diesem Zeitpunkt kaum funktionierende Mannschaft einzufügen, war eine denkbar undankbare Aufgabe. Andererseits bot die chronische Unform vieler Spieler eigentlich die große Chance, sich seinen Platz zu erkämpfen. Dies gelang dem 24-Jährigen aber nicht. Zu 19 Einsätzen kam er für den BVB, an Zählbarem blieben lediglich drei Assists.

Gescheitert? - Nein

Als gescheitert sieht sich Kampl aber nicht an. "Ich glaube nicht, dass Bayer Leverkusen einen gescheiterten Spieler verpflichten würde", meint er. "Manchmal passt es einfach nicht richtig", nimmt es der Dribblanski locker und versucht aus dieser Erfahrung das Beste zu machen: "Ich bin mir sicher, dass ich davon künftig noch profitieren werde." 

Künftig heißt bei Bayer Leverkusen. Die Voraussetzungen könnten hier für ihn besser nicht sein. Kampl hatte bei seinem Transfer nach Dortmund zwar offenbart, bereits als Kind großer BVB-Fan gewesen zu sein, die Verbindung zur Werkself dürfte aber mindestens so innig sein.

1997 wechselte der gebürtige Solinger in die Leverkusener Jugend und lief 2011 - nach einem Intermezzo bei Greuther Fürth - auch einmal in der Europa League für die Bayer-Kampfmannschaft auf.

"Ich bin überglücklich, dass der Wechsel nach Leverkusen geklappt hat, es sah ja schon im Winter kurz danach aus. In meiner Jugend habe ich elf Jahre hier gespielt, da ist es natürlich etwas Besonderes, wieder zurückzukehren", verrät er "Sport1".

Wieder mit Schmidt vereint

Zudem ist Kampl in Leverkusen zurück in der Obhut jenes Trainers, der ihn groß machte.

"Ich kenne die Art des Fußballs, den Roger Schmidt in Leverkusen spielen lässt, aus unserer gemeinsamen Zeit in Salzburg", sagte er. "Er hat sie mir bei Red Bull mit auf den Weg gegeben. Er ist der Trainer, der mich bisher am meisten in meiner Karriere geprägt hat. Ohne die Zeit in Salzburg hätte ich mich nicht so entwickeln können."

Klopp habe Kampl falsch eingesetzt

Während es zwischen Schmidt und Kampl einfach passt und man sich auf einer Wellenlänge bewegt, scheint dies in Dortmund mit Jürgen Klopp nicht ganz so gewesen zu sein. Schmidt wirft seinem Trainer-Kollegen vor, den Slowenen falsch eingesetzt zu haben.

"Kampl ist kein Flügelspieler"

"Kevin ist kein Außenspieler – da wurde er in Dortmund eingesetzt. Dass er als Spielgestalter ein Spiel ankurbeln kann, war mir klar. Und das hat er gut gemacht. Er ist kein Flügelspieler, sondern einer mit großem Aktionsradius", erklärte der Bayer-Coach nach dem 4:1-Erfolg der Werkself gegen BATE Borisov.

Kampl stand beim Champions-League-Auftakt erstmals seit seinem Transfer in der Startformation und überzeugte mit einem starken Auftritt als Sechser, lieferte zudem den Assist zu Javier Hernandez' Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1.

"Ich fühle mich dort sehr wohl. In den letzten Jahren habe ich zwar eher als Zehner agiert, bin aber auch in einigen Spielen von der Sechs gekommen", kommentierte der 24-Jährige bei "bundesliga.de" seine eher defensiv ausgelegte Rolle gegen die Weißrussen, die ihm durchaus entgegenkam. "Ich hole mir gerne denn Ball ab und versuche dann, etwas damit zu machen. Ich freue mich darüber, dass mir der Trainer das Vertrauen gegeben hat", meinte er.

Kampl tankt wieder Selbstvertrauen

Die vielversprechende Leistung erinnerte an Kampls Glanzzeiten und lässt darauf hoffen, dass er bei Bayer einen bleibenderen Eindruck hinterlassen kann als beim BVB. "Ich bin einfach glücklich, wieder hier und so gut von der Mannschaft aufgenommen worden zu sein. Das macht einiges aus, dann fällt es einem auch leichter, Fußball zu spielen", erklärte der Mittelfeldspieler, der gegen BATE über die volle Distanz zum Einsatz kam. Etwas, das ihm in Schwarz-Gelb nur zweimal vergönnt war.

Gegen BATE überzeugte Kampl

"Ich freue mich, dass ich meine Einsatzzeit bekomme und heute über 90 Minuten spielen durfte. So kann ich Spielpraxis sammeln. Das ist sehr wichtig für mich, um Selbstvertrauen zu bekommen", so Kampl.

Selbstvertrauen, mit dem er auch die Reise zum Auswärtsspiel gegen den BVB antritt. Die letzten beiden Spiele in Dortmund konnte Leverkusen siegreich gestalten. Für Sonntag erwartet Kampl eine "offene Partie".

"Dortmund versucht genauso wie wir, offensiv zu spielen. Deswegen wird es sicherlich ein sehr schweres Spiel, weil der BVB im Moment richtig gut in Form ist und noch kein Pflichtspiel verloren hat", weiß Kampl, der aber auch meint: "Wir haben durchaus Chancen, dort etwas zu holen."

 

Christoph Kristandl