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Stöger: "Er bekommt überhaupt keinen Druck"

Stöger:

Es kam zusammen, was zusammen gehört.

Philipp Hosiner und der 1. FC Köln. Das passt einfach.

„Seit dem geplatzten Wechsel im Jänner hat er mit dem Effzeh andauernd Kontakt gehalten. Ich glaube, er hat schon jetzt ein Kölsches Herz“, erklärt ein hartgesottener Anhänger am Rande des Trainingslagers in Bad Tatzmannsdorf.

„Bin zu 100 Prozent fit“

Angesichts solcher Unterstützungs-Bekundungen gibt sich der Neuzugang aus Rennes geschmeichelt: „Ich habe während meiner Reha-Zeit in Deutschland zwei Spiele besucht. Da war ich von der Stimmung und den Fans sehr angetan. Die Leute geben absolut alles für den Verein. Ich freue mich schon darauf, im Stadion einzulaufen, Tore zu machen und die Kölner Hymne zu hören.“

Die vergangenen sechs Monate waren nicht leicht für den 26-jährigen Stürmer. Der fast schon perfekte Wechsel zu Köln, die schockierende Diagnose des Nierentumors und der anschließende Weg zurück.

Es ist eine märchenhafte Geschichte, dass Hosiner sich nun wieder voll und ganz auf den Fußball konzentrieren kann.

„Ich bin zu 100 Prozent fit, kann jede Übung, auch das Krafttraining, ganz normal mitmachen – und das nicht erst seit heute, sondern schon seit über zwei Monaten. Daran habe ich in der Reha hart gearbeitet. Im Training braucht niemand auf mich Rücksicht nehmen, ich kann in jeden Zweikampf gehen.“

„Auch Trainer entwickeln sich weiter“

Seine neuen Teamkollegen haben ihn perfekt ins Team aufgenommen. Das ist auch Peter Stöger aufgefallen: „Charakterlich haben wir eine einwandfreie Mannschaft. Da ist es ziemlich einfach, sich einzufügen.“

Für den Köln-Coach und Hosiner ist es ein Wiedersehen, nachdem sie vor zwei Jahren gemeinsam den Meisterteller in die Höhe stemmten. Ohne Stöger und seinen Assistenten Manfred Schmid wäre der Angreifer wohl kaum in der Domstadt gelandet.

Dementsprechend dankbar zeigt sich der Burgenländer: „Sie haben in den letzten beiden Jahren gute Arbeit geleistet, genauso wie schon davor bei der Austria. Den Erfahrungsschatz, den sie dazugewonnen haben, kann ihnen keiner mehr nehmen. Nicht nur Spieler entwickeln sich weiter, sondern auch Trainer.“

Kein Druck

Bei der Austria gelang es Stöger und Schmid, aus Hosiner das Beste herauszuholen. Mit 32 Saisontreffern holte er die Torjäger-Krone. Etwas, das man in Köln (noch) nicht von ihm erwarten sollte, wie Stöger erklärt:

„Er bekommt von uns überhaupt keinen Druck auferlegt, sondern die Chance zu zeigen, dass er in der deutschen Bundesliga bestehen kann. Wir erhoffen uns, dass er fit in die Saison startet und seine Qualitäten – seine Schnelligkeit und seine Torgefährlichkeit – für uns einbringen kann. Ich will nicht sagen, dass er Tore schießen muss. Er muss zeigen, dass er bereit ist und die Aufgabe annimmt.“

Stögers Co-Trainer Schmid war vor dem Transfer höchstpersönlich in Frankreich, um sich von Hosiners Qualitäten ein Bild zu machen. „Wir kennen Philipp sehr gut. Er ist ein ‚Matcher‘, der im Spiel eine bessere Leistung als im Training zeigt. Das heiß aber nicht, dass er schlecht trainiert. Deswegen haben wir beschlossen, dass ich – anstatt einen Scout zu schicken – persönlich hinfahre“, meint Schmid.

„Er ist nun viel ruhiger am Ball“

Anhand der besuchten Trainingseinheiten sah der ehemalige Austria-Profi, dass sich Hosiner nicht nur gut von seiner Operation erholt hat. Auch fußballerisch gelang ihm trotz der wenigen Einsätze für Rennes (13 Saisonspiele) ein Sprung nach vorne.

„Er ist nun viel ruhiger am Ball, weil dort technisch ein feiner Fußball gespielt wird. Beeindruckt haben mich aber auch die Gespräche danach. Wir haben uns zwei Mal zum Essen getroffen, da habe ich gemerkt, dass er sich auch persönlich weiterentwickelt hat. Man hat ihm diesen Willen angemerkt, dass er unbedingt zurückkommen will.“

Köln bietet ihm nun die Möglichkeit dazu. Die manchmal eher abwartende Spielweise der „Geißböcke“ scheint dem Konter-Stürmer dabei perfekt entgegen zu kommen. „Mit seinen Läufen an der Abseitslinie bringt er uns ein neues Element, das gut in unser Spielkonzept passt“, so Schmid.

„Mit Frankreich habe ich abgeschlossen“

Hosiner selbst ist richtig heiß auf die neue Aufgabe. Zumal sein Rückblick auf das Jahr in Frankreich verhalten ausfällt: „Das Fazit ist, dass ich mich freue in Köln zu sein und froh bin, auch gesundheitlich die Zeit gut überstanden zu haben. Mit Frankreich habe ich eigentlich abgeschlossen, auch wenn ich nur ein Jahr ausgeliehen bin. Ich konzentriere mich voll auf Köln und hoffe, dass ich länger hier bleiben kann.“

Köln besitzt eine Kaufoption auf den 26-Jährigen. Wird diese gezogen und Hosiner hat eine gute Saison hinter sich, dürfte wohl auch eine Europameisterschafts-Teilnahme in Frage kommen.

„Die EURO ist natürlich ein großes Ziel von mir. Wenn ich meine Leistungen bringe, dann werde ich hoffentlich ein Thema für Marcel Koller. Zurzeit sieht es mit einer Qualifikation sehr gut aus. Wenn wir dabei sind, hoffe ich mitzufahren.“

In diesem Fall könnte Hosiner den Rennes-Verantwortlichen vor Ort in Frankreich zeigen, was sie sich durch seinen Abgang entgehen haben lassen.

 

Jakob Faber