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"Träume seit meiner Kindheit von der dt. Bundesliga"

Wir schreiben die 85. Minute. Die Arena auf Schalke kocht. Die Vorentscheidung ist gefallen, als auf dem riesigen Multimedia-Würfel der Name von Raphael Holzhauser aufscheint.

Mit gerade einmal 18 Jahren geht der Stern des jungen U21-Teamspielers in der deutschen Bundesliga auf – ein Traum geht in Erfüllung.

Seitdem kam der großgewachsene Mittelfeldspieler (1,93m) auch gegen Gladbach zu einem Kurzeinsatz und saß gegen Leverkusen auf der Bank.

Das bisherige Highlight steht aber noch bevor. Im DFB-Pokal-Halbfinale wartet der deutsche Rekordmeister Bayern München.

Im großen LAOLA1-Interview spricht Holzhauser über seinen Aufstieg beim VfB, seine „Vorgänger“ Khedira und Gomez und warum er bei „Schwäbisch“ aussteigt.

LAOLA1: Du bist zuletzt drei Mal im Kader gestanden, wurdest zwei Mal eingewechselt. Was ist es für ein Gefühl, auf einmal in der deutschen Bundesliga aufzulaufen?

Raphael Holzhauser: Seit meiner Kindheit träume ich davon, in der deutschen Bundesliga zu spielen. Dass es dann schon mit 18 Jahren klappt, ist natürlich umso schöner. Allerdings hätte ich mir einen besseren Einstand, mit einem positiveren Ergebnis gewünscht, als dem 1:3 auf Schalke. Das Gefühl war aber einfach überragend, plötzlich eingewechselt zu werden. Jetzt geht es im DFB-Pokal gegen Bayern München weiter, wo wir hoffen, weiterzukommen.

LAOLA1: Im Herbst warst du noch weit von der ersten Mannschaft entfernt. Wie erklärst du dir diesen Aufstieg?

Holzhauser: Ich habe schon gewusst, in welchen Bereichen ich noch Schwächen habe und woran ich arbeiten muss. Ich habe versucht, das im Winter aufzutrainieren. Es ist mir ziemlich gut gelungen, im körperlichen Bereich zuzulegen.  Da kann man sich aber noch immer weiterentwickeln und auch an meinem rechten Fuß arbeiten. Nachdem ich im Trainingslager gute Leistungen gebracht habe, hat sich das so ergeben. Ich bin auch ziemlich glücklich darüber.

LAOLA1: Hat es dich gewurmt, dass du im Herbst noch nicht zum Zug gekommen bist?

Holzhauser: Gewurmt hat es mich nicht. Meine Leistungen waren zu dieser Zeit auch in der dritten Liga nicht okay. Da waren keine richtig guten Spiele dabei. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich gewusst, dass ich was machen muss.

LAOLA1: Wie zufrieden warst du mit deinen zwei allerersten Einsätzen gegen Schalke und Gladbach?

Holzhauser: Man kann das jetzt noch nicht wirklich analysieren, da es im ersten Spiel fünf und im zweiten elf Minuten waren. Trotz allem ist jede Minute ein Traum. Ich versuche mich dem Trainer tagtäglich zu zeigen, um zu noch mehr Einsätzen zu kommen. Mehr kann ich eh nicht machen.

LAOLA1: Welches Feedback hast du von Trainer, Familie und Freunden erhalten?

Holzhauser: Von meiner Familie und Freunden habe ich tausend SMS bekommen, die haben sich alle mit mir gefreut. Es tut sehr gut, wenn alle stolz auf einen sind. Der Trainer hat mich eigentlich nicht direkt auf die Leistung angesprochen.

LAOLA1: Ist Bruno Labbadia ein Trainer, der junge Spieler besonders forciert?

Holzhauser: Das ist natürlich situationsbezogen. Vor dem Sommer war es nicht so einfach. Da konnte man nicht damit rechnen, dass man als junger Spieler seine Chance bekommt. Mittlerweile sind unter der Saison aber schon vier, fünf junge Spieler eingesetzt worden. Also ist Stuttgart sicher kein schlechter Boden.

LAOLA1: Du wirst kommende Woche 19, spielst mit Top-Spielern wie Cacau oder Ibisevic. Siehst du das als Bestätigung für deine Entwicklung in den letzten Jahren?

Holzhauser: Ich sehe mich auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Wenn man mit 18 Jahren in der Bundesliga debütiert, hat man sicher etwas richtig gemacht. Aber ich weiß, woran ich weiter arbeiten muss. Wenn ich mich Tag für Tag verbessere, dann geht’s in die richtige Richtung. Das Ziel muss sein, dass ich irgendwann einmal ein gestandener Bundesliga-Spieler werde.

LAOLA1: Auf wen oder was freust du dich am meisten gegen den deutschen Rekordmeister?

Holzhauser: Bayern war schon früher als kleines Kind eine meiner Lieblingsmannschaften und jetzt darf ich gegen sie spielen – das ist natürlich ein Traum. Wir werden unser Bestes geben, die Chancen stehen nicht so schlecht, dass wir weiterkommen. Mit der Unterstützung unserer Fans ist daheim alles möglich.

LAOLA1: Stuttgart kam zuletzt einfach nicht in Fahrt. Woran liegt es?

Holzhauser: Das Offensivspiel war noch nicht wirklich gut und unser Verhalten bei Standards, wo wir in den letzten drei Spielen zwei oder drei Stück bekommen haben. Das ist natürlich ärgerlich, deshalb haben wir das auch besonders trainiert. Im letzten Spiel war es schon ziemlich gut. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.

LAOLA1: Du bist doch schon einige Zeit beim VfB. Fühlst du dich rundum wohl?

Holzhauser: Ich habe mich hier immer wohl gefühlt – schon von Anfang an, als ich erst 16 Jahre alt war. Sie haben mich super aufgenommen und es hat nie Probleme gegeben. Jetzt, wo ich oben dabei bin, ist es ein noch schöneres Gefühl. Ich fühle mich richtig wohl.

LAOLA1: Wie sieht es mit „Schwäbisch“ aus? Hast du das mittlerweile drauf?

Holzhauser: Da bleibe ich lieber beim Österreichischen. Das Schwäbische ist nicht so meine Sprache. Die Spieler sprechen das eigentlich nicht. Aber wenn einige Betreuer mal loslegen, wird es richtig schwer, das zu verstehen.

LAOLA1: Wie sieht deine Zielsetzung für die restliche Saison aus?

Holzhauser: Ich will so viele Spielminuten wie möglich bekommen, dafür werde ich mich in jedem Training dem Trainer zeigen. Das ist mein Ziel für das kommende halbe Jahr.


Das Gespräch führte Alexander Karper

LAOLA1: Herrscht beim VfB ein perfektes Umfeld, um sich als Youngster zu entwickeln?

Holzhauser: Das war auch der Grund, warum ich mich vor zweieinhalb Jahren für Stuttgart entschieden habe. Sie legen viel Wert auf Jugendarbeit und haben Spieler wie Sami Khedira oder Mario Gomez hervorgebracht. Dass diese Saison wieder Neue debütiert haben, zeigt, dass man auf junge Eigenspieler setzt. Das passt ziemlich gut.

LAOLA1: Ist es mittlerweile noch etwas Besonderes mit Spielern dieses Kalibers auf dem Platz zu stehen?

Holzhauser: Es ist schon noch etwas Besonderes. Gerade auf meiner Position spielen zum Beispiel Christian Gentner, der zweimal deutscher Meister ist, oder Zdravko Kuzmanovic. Da kann man jeden Tag etwas Neues lernen, das ist natürlich wie im Traum.

LAOLA1: Wie gehen die gestandenen Profis mit einem „Greenhorn“ wie dir um?

Holzhauser: Ich war schon im Sommer im Trainingslager dabei, die meisten haben mich schon gekannt. Ich verstehe mich auch mit allen und bin von Anfang an gut aufgenommen worden. Es ist sicherlich auch ein Vorteil, dass Martin Harnik da ist und mir ziemlich viel weiterhilft.

LAOLA1: Gibt es eine besondere Bindung zu ÖFB-Teamkollege Martin Harnik?

Holzhauser: Ja, klar. Er hat die jungen Spieler überhaupt sehr gut aufgenommen. Und als Österreicher schaut er schon auf mich. Die Österreicher halten zusammen. Es gibt schon immer wieder so Sticheleien – manchmal spielen oder schießen wir gegen die Deutschen.

LAOLA1: Das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Bayern wird sicher dein bisheriges Highlight…

Holzhauser: Ja, das kann man so sagen. Ich bin im Kader, wir sind schon im Hotel. Auf Schalke war es schon richtig geil. Gegen die Bayern wird es noch eine Spur größer.

LAOLA1: In der Liga läuft’s nicht so. Welchen Stellenwert hat der DFB-Pokal?

Holzhauser: Es ist unsere letzte Chance. Wir wollen uns noch über den DFB-Pokal für den Europacup qualifizieren. In der Liga wird das wohl nichts mehr. Wir konzentrieren uns auf das Spiel, werden den Bayern alles abverlangen und im besten Fall einen Sieg herausholen.

LAOLA1: Wie groß schätzt du deine Chancen auf ein Mittelfeld-Duell mit Bastian Schweinsteiger ein?

Holzhauser: Ein Duell mit Schweinsteiger wäre natürlich super, aber davon kann ich nicht ausgehen, weil ich erst einmal auf der Bank beginne. Es würde mich natürlich freuen.