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Hoeneß tritt Haftstrafe in Landsberg an

Hoeneß tritt Haftstrafe in Landsberg an

Zweieinhalb Monate nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung hat Uli Hoeneß am Montag seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech angetreten.

Dies bestätigten nach einer Mitteilung der Anwälte des Ex-FC-Bayern-München-Präsidenten das bayerische Justizministerium und die Münchner Staatsanwaltschaft.

Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März in sieben Fällen der Steuerhinterziehung schuldig gesprochen und zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Zeitpunkt selbst gewählt

Der Fußball-Manager hatte dem Fiskus mit einem Geheimkonto in der Schweiz mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern vorenthalten. Seine Selbstanzeige vom Jänner 2013 wertete das Gericht als unzureichend.

Der Beginn der Gefängnisstrafe hatte sich bereits Montagfrüh abgezeichnet. Journalisten und Schaulustige versammelten sich daher vor dem Gefängnistor. Doch niemand konnte einen Blick von Hoeneß erhaschen.

Als sogenannter Selbststeller, der nicht aus der Untersuchungshaft ins Gefängnis muss, konnte sich Hoeneß innerhalb einer Zwei-Wochen-Frist den Tag selbst aussuchen. Kurz vor 12.00 Uhr fuhr eine silberne Limousine durch den Seiteneingang.

Zunächst geschlossener Vollzug

Ob der 62-Jährige darin saß, war aber unklar. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatte er sich in der Früh noch wie üblich frische Semmeln beim Bäcker in seinem Wohnort Bad Wiessee am Tegernsee gekauft.

Einen Tag nach dem Urteilsspruch hatte Hoeneß erklärt, er werde die Haftstrafe akzeptieren und auf eine Revision verzichten. Daraufhin ließ auch die Staatsanwaltschaft die Revision fallen. Hoeneß trat zudem als Präsident und Aufsichtsratschef des FC Bayern zurück.

Zunächst muss Hoeneß seine Strafe im sogenannten geschlossenen Vollzug absitzen. Der offene Vollzug beginnt üblicherweise 18 Monate vor dem voraussichtlichen Haftende.

Ausgang und Urlaub schon im Frühjahr?

Hoeneß könnte bei guter Führung nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Strafe entlassen werden, also nach zwei Jahren und vier Monaten. Das wäre im Herbst 2016.

Zieht man davon die 18 Monate ab, dürfte Hoeneß bereits nach rund 10 Monaten geschlossenem Vollzug, also im nächsten Frühjahr, mit spürbar gelockerten Haftbedingungen rechnen. Ausgang, Urlaub und Freigang würden dazugehören. Freigänger kehren abends in die Zelle zurück. Tagsüber gehen sie in relativer Freiheit einer geregelten Arbeit nach.

Hoeneß akzeptierte zwar die Haftstrafe als solche. Er war aber juristisch gegen die Verbüßung der Haft im Gefängnis von Landsberg am Lech vorgegangen. Er sah seine Privatsphäre verletzt, weil die Justiz Ende März mehr als 150 Journalisten das dortige Gefängnis gezeigt und sogar Haftzellen geöffnet hatte.

Der Ex-Bayern-Boss verabschiedet sich in den geschlossenen Vollzug

Verlegung in Außenstelle in Aussicht

Außerdem befürchtete der prominente Gefangene, dass Mithäftlinge oder Justizbeamte Details vom Alltag hinter Mauern des ehemals wohl mächtigsten Mannes im deutschen Fußball ausplaudern könnten. Sein Antrag auf Absitzen der Haftstrafe in einem anderen Gefängnis wurde aber offensichtlich abgewiesen.

Vielleicht wird Hoeneß schon bald in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe Andechs im Landkreis Starnberg verlegt. Der Gutsbetrieb dient seit 1995 als arbeitstherapeutische Einrichtung. Hohe Mauern und Stacheldraht sucht man vergebens.

Die Insassen können sich im Gelände frei bewegen. Zwischen 10 und 15 Gefangene versorgen dort an die 1.200 Rinder, Ziegen, Damwild und Geflügel oder helfen bei der Arbeit im Gemüsegarten und im Wald.

Straffer Tagesablauf

Doch zunächst sitzt er in Landsberg. Malzkaffee, Brot und Marmelade zum Frühstück. Kartoffelsuppe, Schinkennudeln und Salat zu Mittag, abends Brot, Käse und Margarine stehen auf dem Speisezettel.

Wecken um 5.50 Uhr, Arbeitsbeginn 7.00 Uhr, Mittagspause 11.00 bis 12.00 Uhr, dann wieder Arbeit, zwei Stunden Freigang nachmittags, "Generaleinschluss" in der Zelle um 19.00 Uhr.

Eine Zelle in dem über 100 Jahre alten Gefängnis misst acht Quadratmeter: Tisch, Bett, Stuhl, Waschbecken, Toilette, Spind. Als Luxus ein Fernseher, aber natürlich ohne Pay-TV. Mehr steht den Häftlingen nicht zu, Handy oder Laptop sind tabu. Hoeneß muss dunkelblaue Anstaltskleidung tragen, nur beim Freigang darf er einen Jogginganzug haben.