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Wegen "mentaler Erschöpfung" in Behandlung

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Die Hannover-Verantwortlichen sind gebrannte Kinder.

Vor knapp zwei Jahren wählte Robert Enke aufgrund psychischer Probleme den Freitod.

Nun geht mit Markus Miller, die aktuelle Nummer zwei im Tor der 96er, ein Profi des deutschen Klubs mit ähnlichen Problemen an die Öffentlichkeit.

"Großer innerer Druck"

„Ich habe mich dazu entschlossen, meinen Klub, unsere Fans und die Medien über meine Erkrankung zu informieren. Wegen meiner mentalen Erschöpfung werde ich mich ab sofort stationär behandeln lassen“, erklärt der 29-Jährige auf der Klub-Homepage.

Der Vater zweier Söhne spricht offen darüber, was in ihm vorgeht: „Seit meiner Profizeit als Torhüter arbeite ich mit Hochdruck daran, engagiert und immer mit vollem Einsatz, meine Leistungen auszubauen, zu optimieren und auf höchstem Niveau zu halten, um sie in den Dienst der Mannschaft und des Klubs zu stellen.“

„Seit einiger Zeit habe ich immer seltener das Gefühl, dass ich der Mannschaft wirklich helfe oder etwas Wesentliches bewirke. Dabei erlebte ich zunehmenden, großen inneren Druck und Anspannungen, die mich begannen zu blockieren.“

"Symptome eines beginnenden Burnouts"

Unterstützt wird der Goalie von Martin Braun. Er arbeitet als ambulanter Psychologe, Arzt und Psychotherapeut. Seine Erklärung: „Jeder Mensch, der sich tagtäglich mit höchstem Ehrgeiz, starker Motivation verbunden mit hohem inneren Druck, großem Pflichtbewusstsein seinem Team gegenüber voll und uneingeschränkt für gute Arbeitsresultate einsetzt, so wie Markus Miller, also oberflächlich betrachtet sich eigentlich vorbildlich als Fußballprofi verhält, kann Gefahr laufen, Symptome eines beginnenden Burnouts sowie mentaler und körperlicher Erschöpfung und weitere Reaktionen zu entwickeln.“

„Sehr häufig reicht ein spezielles Sportcoaching mit Elementen aus dem Mentaltraining aus, Blockaden zu lösen. Sind individuell spezifische Blockadeursachen und –symptome stärker einschränkend wirkend, ist eine psychotherapeutische Behandlung der effektiv richtige Weg für positive Lösungen.“

Braun gibt auch seine weitere Herangehensweise an den Fall preis: „Es geht unter anderem darum, eigene Stärken, Kompetenzen, Ressourcen im psychischen Umgehen mit zum Beispiel Anforderungen oder einschränkenden gefühlten Anforderungen intensiv positiv modifiziert und dadurch gesund auszurichten. Bei Markus Miller ist von einer deutlich positiven Behandlungsprognose auszugehen.“

"Ein Zeichen von Mut"

Auch Hannover-Geschäftsführer Martin Kind meldet sich zu Wort: „Dieser Schritt ist ein großes Zeichen von Mut. Er hat in einem Klub, der ein furchtbares Erlebnis mit einem persönlichen Schicksal durchgemacht hat, bewusst den Gang an die Öffentlichkeit gewählt und klare Fakten geschaffen. Sein Entschluss verdient allerhöchsten Respekt.“

Trainer Mirko Slomka sind die Probleme seines Schützlings bereits seit einiger Zeit bekannt: „Markus hat mich frühzeitig ins Vertrauen gezogen und umfassend informiert. Wie er seine Situation angenommen hat, sich aktiv um Hilfe bemüht hat und für sich selbst die Entscheidung getroffen hat, die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen, ist imponierend.“

„Ich traue Markus absolut zu, diese Behandlung für sich zu nutzen und gestärkt sowie mit neuer Zielsetzung seine Karriere als Fußballprofi erfolgreich fortzusetzen“, so der Coach weiter.

Radlinger rückt auf

Die stationäre Behandlung Millers ist zunächst für mehrere Wochen anberaumt. Das bedeutet auch, dass Samuel Radlinger die neue Nummer zwei des deutschen Bundesligisten ist.

Der 18-Jährige ÖFB-Legionär ist unmittelbar vor der U20-WM in Kolumbien, wo er im Tor stand, von der SV Ried zu den 96ern gewechselt.