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Von "gesundem Neid" und besonderen Trainern

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Ist der BVB in Mainz zu Gast, rückt ein Mann stets in den Mittelpunkt.

Fast 20 Jahre blieb Jürgen Klopp dem Verein aus der Karnevalsstadt als Spieler und Trainer treu, ehe ihn der Ruf aus Dortmund ereilte.

Bei den Fans ist der eloquente Strahlemann mit dem Seitenscheitel unvergessen, bei einigen seiner ehemaligen Schützlinge ebenso, wenn auch aus ganz anderen Gründen.

„Klopp ist ein großartiger Trainer“

„Während der Zeit nach meiner Knie-Operation – ich musste ein Jahr aussetzen – hat er mich sehr unterstützt“, erinnert sich Elkin Soto im Gespräch mit LAOLA1 an die schwere Zeit im Jahr 2007, als ein Kreuzbandriss ihn zu einer langen Pause zwang.

Der Kolumbianer trainierte zwar nur ein halbes Jahr unter Klopp, erkannte aber früh die Fähigkeiten des 45-jährigen Übungsleiters: „Jürgen ist ein großartiger Trainer, dem es gefällt, hart zu arbeiten. Seine Mannschaften zeichnet stets eine Siegermentalität aus.“

Vor dem Bundesliga-Duell der 13. Runde zieht der 32-Jährige Parallelen zu seinem aktuellen Coach, analysiert das ÖFB-Duo Ivanschitz und Baumgartlinger und gibt Einblick in seine Zukunft.

Soto mit Andi Ivanschitz

LAOLA1: Der FSV Mainz liegt aktuell auf Platz acht in der Liga. Entspricht das dem Potenzial der Mannschaft?

Elkin Soto: Ich glaube, die Mannschaft hat schon an Konstanz gewonnen. Wir sind konzentrierter und setzen zu großen Teilen das um, was Trainer Tuchel von uns verlangt. Die Resultate waren zuletzt gut. Wir müssen in der Tabelle nach oben schauen, weil wir sehr gute Spieler haben.

LAOLA1: Vergleicht man Mainz mit den letzten Jahren, fällt die abnehmende Rotation im Team auf. Du bist einer von vier Spielern, die jedes Spiel bestritten haben. Fehlt es heuer etwas an Kadertiefe?

Soto: Die Idee des Trainers war, mit einem verkleinerten Kader zu arbeiten. In den letzten Wochen gab es gesundheitliche Schwierigkeiten. Niko Bungert zum Beispiel erlitt einen Kreuzbandriss, Eric Maxim Choupo-Mouting hatte eine Meniskus-Operation, Eugen Polanski hat Muskel-Probleme. Das sind Ausfälle, die man zu spüren bekommt. Aber ich glaube auch, dass es nicht allzu viel Rotation gab, weil die Mannschaft die Ideen des Trainers schon verinnerlicht hat. Wir verstehen uns auf dem Platz gut. Aber man sollte auch wissen, dass jeder Kaderspieler mithelfen kann. Wir haben gute Spieler, kennen die Strategie und die Anforderungen des Trainers.

LAOLA1: Wie beurteilst du deine bisherigen Leistungen in dieser Saison?

Soto: Ich bin zufrieden, aber das ist nicht ausreichend. Ich kann viel mehr geben. Ich glaube, ich muss mich vor allem in der Offensive verbessern, torgefährlicher werden. Aber generell bin ich zufrieden mit meinen Leistungen und der Konstanz. Ich habe nahezu alle Spiele bestritten und das hat mich schließlich auch in die Nationalmannschaft gebracht, was eine Extra-Motivation ist.

LAOLA1: Und was hältst du von den beiden Österreichern in eurem Team, Julian Baumgartlinger und Andreas Ivanschitz?

Soto: Ich habe einen „gesunden Neid“ auf Julian. Er ist in einer unglaublichen körperlichen Verfassung, läuft von der ersten bis zur letzten Minute und strahlt Energie aus. Darüber hinaus hat er ein sehr gutes Stellungsspiel, kann das Spiel lesen und hilft den Mitspielern somit enorm. Er ist eine große Persönlichkeit auf und abseits des Platzes und ein toller Kollege. Mit Andreas spiele ich ja schon länger in Mainz zusammen. Er ist ein sehr guter, technisch versierter Spieler, der stets an sich arbeitet. Er hat für diese Mannschaft schon sehr viel geleistet und wird sicherlich noch mehr leisten.

LAOLA1: Erzählen die Zwei öfters von Österreich?

Soto (lacht): Nein, nicht viel. Aber wir waren in der Vorbereitung öfters hier und mir hat es sehr gut gefallen. Die Gegend um Flachau ist sehr schön und hat einen interessanten Eindruck gemacht.

LAOLA1: Kommen wir auf das Trainer-Duell zwischen Jürgen Klopp und Thomas Tuchel zu sprechen. Was macht die beiden so besonders?

Soto: Jürgen und Thomas sind großartige Typen auch außerhalb des Platzes. Sie wissen dich wertzuschätzen, sprechen viel und erkundigen sich etwa nach deinem Befinden und der Familie. Das ist sehr wichtig für den Gemütszustand eines Spielers. Diese Art findet man nicht bei allen Trainern, bei ihnen aber schon. Jürgen ist ein großartiger Trainer, dem es gefällt, hart zu arbeiten. Seine Mannschaften zeichnet stets eine Siegermentalität aus. Ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden. Während der Zeit nach meiner Knie-Operation – ich musste ein Jahr aussetzen – hat er mich sehr unterstützt. Er hat mich stets als Teil der Mannschaft behandelt, was mir sehr geholfen und mich auch beruhigt hat. Das war eine sehr schwierige Phase für mich und Jürgen war ein wichtiger Teil der Rehabilitation. Thomas ist noch ein junger Trainer mit viel Potenzial. Er ist Perfektionist und möchte, dass alles gut verläuft. Wir müssen in den Trainingseinheiten genauso konzentriert arbeiten wie in den Spielen. Er beschäftigt sich sehr viel mit Fußball und überlegt, was das Beste für Mainz ist. Er ist ein sehr guter Trainer für Mainz.

LAOLA1: Also in der Debatte, ob herausragende Trainer herausragende Spieler sein mussten, sagst du klar Nein?

Soto: Nein, für mich ist das nicht notwendig. Eine Sache führt nicht automatisch zur anderen.

LAOLA1: In Mainz habt ihr mit Adam Szalai einen Mann, der acht eurer 15 Tore geschossen hat. Es ist gut, so einen treffsicheren Stürmer zu haben, aber birgt das nicht auch Gefahren, weil die Abhängigkeit von ihm zu groß werden könnte?

Soto: Es ist immer gut, auf Spieler im Kader zählen zu können, die Knipser sind. Adam hat wichtige Tore geschossen, nicht nur in dieser Saison sondern auch in denen davor. Die Idee ist, nicht nur ihn zu haben. In Mainz fühlen wir uns alle wichtig innerhalb der Mannschaft. Ein jeder kann sein Spiel aufziehen und Tore beisteuern. Und wir sind von allen Spielern abhängig. Die Arbeit und der Erfolg gebühren dem ganzen Team, sowohl den Spielern auf dem Platz als auch auf der Bank und im weiteren Kader. Wir ziehen alle an einem Strang und nur diese Gemeinschaftsarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg.

LAOLA1: Man hört aus deinen Worten viel Zufriedenheit mit deiner aktuellen Situation. Dein Vertrag läuft noch bis 2013. Wie sehen die Zukunftspläne aus?

Soto: Mein Wunsch ist es, hier in Mainz weiterzumachen. Ich fühle mich sehr glücklich im Verein und in der Stadt. Meine Familie ebenso. In den sechs Jahren, in denen ich hier bin, gab es nie Probleme. Die Unterstützung des Vereins lag immer bei 100 Prozent. Ich habe schon einen Freundeskreis hier, der mir sehr wichtig ist. Mit diesen Personen treffe ich mich zum Essen oder um zu Plaudern. Meine zwei Töchter sind hier geboren. Ich bin sehr zufrieden hier. Die Fans unterstützen den Verein, sorgen für ein angenehmes Ambiente. Das sind sehr viele Faktoren, die mich hoffen lassen, noch etwas länger hier in Mainz bleiben zu können.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Eberle