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HSV, Nürnberg und Braunschweig um letzte Chance

HSV, Nürnberg und Braunschweig um letzte Chance

"Die Konstellation ist Wahnsinn", erwartet Torsten Lieberknecht, Trainer von Eintracht Braunschweig, am 34. Spieltag der deutschen Bundesliga ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Relegations-Platz.

Das Schlusslicht hat ebenso wie der 1. FC Nürnberg (17.) noch die Möglichkeit den Hamburger SV von diesem zu verdrängen und sich so zumindest die letzte Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.

Die Lieberknecht-Elf hat als Inhaber der "Roten Laterne" zweifelsohne die schlechtesten Karten, die Relegations-Spiele (15. bzw. 18. Mai) gegen den Drittplatzierten der 2. Bundesliga zu erreichen.

Noch nie schaffte ein Klub am letzten Spieltag den Sprung vom 18. auf den 16. Platz. Die Eintracht, die im Laufe dieser Saison nur an drei Spieltagen nicht am Tabellen-Ende stand, rangiert einen Punkt hinter Nürnberg und zwei hinter Hamburg.

Auch bei einem Sieg in Hoffenheim sind die "Löwen" somit auf Schützenhilfe aus Mainz und Gelsenkirchen angewiesen. Doch Lieberknecht ist bemüht, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. 

"Losgelöst vom Gewinnen müssen, müssen wir auf dem Platz eine taktische Einheit bilden. Mit Geduld, aber auch dem nötigen Mut", sagt der 40-Jährige dem Fußball-Magazin "abseits". Die Mannschaft werde großes Herz zeigen, um das Optimum zu erreichen, fügt der Trainer hinzu.

Sollte es nicht klappen, gehe die Braunschweiger Welt auch nicht unter. "Wir haben keine Endzeit-, sondern Endspielstimmung", so Lieberknecht.

2008 macht den "Löwen" Mut

Unterstützung erhalten die Niedersachsen dabei jedenfalls von den eigenen Fans. Etwa 6000 Eintracht-Fans werden nach Sinsheim reisen. Auch der Coach schickt Beistand. "Ich habe viele Kaufkarten an meine Familie verteilt. Es werden einige da sein."

Lieberknecht hat genaue Vorstellungen im Bezug auf den Samstag. "Am Ende wird einer freudestrahlend den Platz verlassen. Mit dem Wissen, dass er noch zwei schwere Spiele zu bestreiten hat."

Was trotz der schwierigen Ausgangslage für Braunschweig spricht? Zum einen geht es für Hoffenheim um nichts mehr. Zum anderen siegte der Aufsteiger im Hinspiel dank eines Elfmeter-Treffers von Torsten Oehrl mit 1:0.

Der Torschütze kommt mit einem weiteren Hoffnungs-Schimmer daher. Im "kicker" erinnert er sich an die Saison 2008, als die Eintracht mit mehr als einem Bein in der 4. Liga stand und sich am letzten Spieltag rettete. "Die Lage vor dem letzten Spiel war fast so wie jetzt. Das macht Mut", sagt Oehrl.

Rang
Team Torverhältnis Punkte Gegner
16
Hamburger SV 49:72 (-23) 27 (A) Mainz (7.)
17
  1. FC Nürnberg
36:66 (-30) 26 (A) Schalke (3.)
18
Eintracht Braunschweig 28:57 (-29) 25 (A) Hoffenheim (9.)

Bei aller Freundschaft. Nürnberg und Schalke werden sich nichts schenken

"Erklärt mich für verrückt..."

Den Mut verloren hätte man beinahe beim 1. FC Nürnberg, der in Gelsenkirchen gegen Schalke ebenfalls einen Sieg benötigt.

16-Tore-Mann Josip Drmic verletzte sich nämlich unter der Woche im Training am Sprunggelenk. Sein Einsatz auf Schalke ist nicht in Gefahr. Doch der Hoffnungsträger trägt noch eine andere Last. Er wartet seit 485 Minuten auf ein Tor.

Die Personaldecke beim "Club" ist trotzdem dünn. Mit Javier Pinola, Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt fehlen gleich drei Spieler aufgrund einer Gelbsperre. Hinter den Einsätzen von Makoto Hasebe und Ondrej Petrak steht ein Fragezeichen. 

Fehlen wird jedoch Torwart und Kapitän Raphael Schäfer, dem eine Schulterverletzung den 500. Bundesliga-Einsatz verwehrt.

Coach Roger Prinzen ist auf der abschließenden Pressekonferenz dennoch voll der Überzeugung. "Wenn ich den Glauben an die Spieler verloren hätte, könnten wir einpacken. Das habe ich aber nicht. Erklärt mich für verrückt, aber ich glaube dran", sagt der 45-Jährige und fügt hinzu: „Ich sage nicht, dass wir nichts zu verlieren haben. Im Gegenteil: Es geht um sehr viel."

Schlecht für Nürnberg: Die "Königsblauen" benötigen für die sichere Champions-League-Qualifikation noch einen Punkt. Die jahrzehntelange (Fan-)Freundschaft zwischen beiden Klubs wird am Entscheidungs-Spieltag somit keinem weiterhelfen.

Gut für Nürnberg: Unterstützung hat sich in Form von 75 Fan-Bussen angesagt. 5230 FCN-Anhänger werden in der Veltins-Arena erwartet.

Zwischen Ruhe und "unbändigem" Willen

Die besten Karten hat jedoch der Hamburger Sportverein. Gegen Europa-League-Aspirant Mainz 05 könnte dem "Dino" bereits ein Unentschieden genügen, um die Chance auf die 52. Bundesliga-Saison en suite am Leben zu erhalten.

Nicht nur deshalb strahlt Übungsleiter Mirko Slomka Ruhe aus. 2010 rettete er sich mit Hannover 96 (3:0 gegen Bochum) auch erst am 34. Spieltag. "Aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass ich jetzt vor allem Ruhe ausstrahlen muss", sagt Slomka.

Auf dem Feld werde es jedoch anders zur Sache gehen. Dort werde man den Relegations-Platz mit "unbändigem Willen" verteidigen. "Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Die Relegation bietet lediglich die Chance, dieses Ziel zu erreichen."

Die Statistik spricht dafür. Die Rothosen verloren nur eines der vergangenen sieben Spiele in Mainz. Ob der HSV vor Ort auf ähnliche Unterstützung wie Braunschweig und Nürnberg bauen kannm wird sich zeigen. Zuzutrauen ist es dem gemeinen HSV-Fan jedoch allemal.

Mirko Slomka gibt die Richtung vor

"Wärme und Zuversicht" in Hamburg

Bis zu 300 unterstützten den Tabellen-16. in dieser Woche sogar bei Trainingseinheiten. "Um uns herrscht in Hamburg eine Athmosphäre, die uns Wärme und Zuversicht gibt. Die Leute spüren, dass die Mannschaft diese Unterstützung braucht", bedankt sich Slomka, der deshalb gerne auf eine verfrühte Anreise nach Mainz verzichtete.

Im Übrigen ruhen auch in der Hansestadt die Hoffnungen auf einem Torjäger. Pierre-Michel Lasogga soll gegen die Mainzer sein Comeback geben und dieses erneut mit einem Treffer krönen, so wie nach seinen Verletzungen im Februar und im März, als er gegen Braunschweig bzw. Freiburg traf.

Auch wenn viele dem HSV nach einer Seuchen-Saison den Gang in Liga zwei "gönnen" würden, gibt es für Slomka keinen Zweifel, dass der Klub den Relegations-Platz verdiene. Denn am Ende gehe es darum, wer die meisten Punkte hat. "Wer am 34. Spieltag auf Rang 16 steht, hat es verdient", gibt sich Slomka im "kicker" diplomatisch.

Zu rechnen ist allerdings mit weitaus mehr Dramatik, oder um es mit Lieberknechts Worten zu sagen: "Es wird so kommen, dass irgendeiner den Fuß hinhält und der Held ist."

 

Kevin Bell