news

"Das ist natürlich beschissen"

45 Minuten lang sah es so aus, als wäre der BVB zurück. Nach 90 Minuten standen die Schwarz-Gelben aber wieder ohne Punkte da, zum fünften Mal in Serie.

Die 1:2-Niederlage Borussia Dortmunds beim FC Bayern München lässt die Truppe von Jürgen Klopp nicht nur mit einer bitteren Pleite gegen den großen Rivalen der letzten Jahre zurück, sondern auch auf Relegationsplatz 16 der Tabelle.

Viel investiert, nichts mitgenommen

"Es ist hart, weil wir die beste erste Halbzeit seit langem gespielt und trotzdem nichts bekommen haben“, musste Klopp nach Spielende mit versteinerter Miene zugeben und war damit auf demselben Kurs wie Sebastian Kehl. „Wir haben viel investiert, dafür am Ende nichts bekommen. Dementsprechend sind wir sehr enttäuscht“, erklärte der ehemalige Kapitän. Der Blick auf die Tabelle tat auch dem Routinier weh: „Unter dem Strich steht eine Situation, die uns alle sehr unzufrieden macht.“ Und das, obwohl es für den BVB gut anfing.

Die Dortmunder starteten etwas zurückgezogen in die Partie, ließen Bayern kommen und zogen dann jenes Spiel auf, das sie in den vergangenen Jahren oftmals zum Erfolg gegen die Münchner führte: Aggressives Pressing und schnelle Gegenstöße.

Mit 67 Prozent gewonnenen Zweikämpfen hielten sie den Tabellenführer in Schach und kamen sogar zum Führungstreffer, als Aubameyang in der 31. Minute die Seite hinunter marschierte und Reus die Flanke des Gabuners einköpfte - das erste Bundesliga-Gegentor für den FCB nach 688 Minuten. Man hatte den Eindruck, der BVB könne den Bayern in diesem einen Spiel wieder auf Augenhöhe begegnen. Eine Vermutung, die sich nach Seitenwechsel nicht aufrechterhalten ließ.

"Haben dem Druck nicht standgehalten"

Mit der Wut im Bauch rannten die Hausherren nach Wiederbeginn an, drückten den BVB in die eigene Hälfte und fuhren einen Angriff nach dem anderen auf das Tor von Roman Weidenfeller. „In der ersten Halbzeit hatten wir zwar Chancen, aber wir waren in vielen Szenen nur Zuschauer gegen diesen BVB, die beste Konter-Mannschaft der Welt. Vielleicht hatten wir auch ein bisschen Angst. In der zweiten Halbzeit waren wir aber wir und haben super gespielt. Großes Kompliment an die Mannschaft!“, war auch Pep Guardiola schlussendlich mit seinem Team zufrieden.

Die Gäste hatten dem bayrischen Dauerdruck nichts mehr entgegenzusetzen, wohl auch, weil mit Mats Hummels der Abwehrchef und erste Mann im Spielaufbau in der Kabine bleiben musste. Der Weltmeister bekam einen Schlag auf den Fuß ab und wurde zur Pause durch Neven Subotic ersetzt. Laut Informationen der "Bild" soll es sich um einen knöchernen Abriss des Außenbandes handeln. Es droh eine Pause von sechs Wochen.

„Die Bayern hatten viele Chancen. In der zweiten Halbzeit standen wir zu tief. Das war der Grund für die Niederlage“, wusste Henrikh Mkhitaryan. An Möglichkeiten mangelte es Lewandowski und Co. wahrlich nicht. Der Pole scheiterte selbst freistehend aus sieben Metern an Weidenfeller, Benatia köpfte aus kürzester Distanz vorbei. Dortmund fand indes offensiv nicht mehr statt, Entlastung Fehlanzeige.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis es im Kasten des Vizemeisters einschlagen würde. „In der zweiten Hälfte hatten wir keinen Zugriff mehr und haben dem Druck nicht mehr standgehalten“, analysierte Klopp.

Ribery bringt die Wende

Um die Münchner Überlegenheit auch auf die Anzeigentafel zu bringen, musste aber erst Franck Ribery kommen. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung wollte der Franzose auf Robben durchstecken, Subotic‘ Rettungsaktion landete vor den Beinen von Lewandowski, der in Minute 72. den Ausgleich besorgte. Nicht die letzte unglückliche Aktion des Dortmunder Innenverteidigers.

In der Schlussphase fehlte dem Serben an der Seitenoutlinie die Konsequenz, Ribery zog davon und Subotic musste die Hände zu Hilfe nehmen – Elfmeter, Robben, die Entscheidung.

Dass er in Subotic eine Schwachstelle im BVB-Spiel erkannte, wollte Guardiola nicht zugeben, Zufall war es aber nicht, wie die Wende in diesem Spiel herbeigeführt wurde. „Franck Ribéry hat uns nach seiner Einwechslung sehr geholfen. Er sollte bei Subotic spielen und seine Stärken im Eins-gegen-eins zeigen“, verriet der Spanier.

Peps Plan ging voll auf, die Überlegungen von Klopp fruchteten nur 45 Minuten lang. „Ein Teil unseres Plans war, früh auf Alonso zu gehen. Das haben wir gut gemacht bis zur Halbzeit“, sagte der zweifache Meistertrainer und gab zu: „Wir haben in der zweiten Hälfte viel zu wenig Fußball gespielt. Es war keine unverdiente Niederlage.“

Kein Kopfproblem

Mit einer Pleite in München konnte man im Dortmunder Lager zwar rechnen, letztlich schmerzte sie aber ebenso, wie die vorangegangenen. Der Abstand auf die Champions-League-Plätze wird dadurch immer größer.

„Es ist alles andere als gut, was gerade passiert. Wir haben viele Baustellen und viele Spiele selbstverschuldet verloren. Wir haben eine tolle erste Hälfte gespielt, müssen aber darüber reden, dass wir die Marschroute nicht verändern dürfen“, verstand Klopp nicht, warum man sich nach der Pause von dem eingeschlagenen Weg abbringen ließ. Ein mentales Problem sei es aber nicht, versicherte Kehl. „Hier werden noch andere Mannschaften verlieren und nicht nach einem Kopfproblem gefragt. Wir haben in anderen Spielen die Punkte liegen gelassen", war sich der Mittelfeldspieler sicher.

„Das ist natürlich beschissen“, formulierte Klopp abschließend kurz und treffend die aktuelle Situation und bemühte sich dennoch, positiv in die Zukunft zu blicken. „Selbstvertrauen kann man sich aber zurückholen, das ist ja das Coole daran", so der 47-Jährige.