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"Man kann es nicht viel besser spielen"

Die Geschichte wiederholt sich, heißt es. Und im deutschen Oberhaus scheint das nicht anders zu sein.

Borussia Dortmund steht nach dem 1:0-Heimsieg im absoluten Liga-Gipfel gegen Bayern München vor seiner ersten Titelverteidigung in der Bundesliga seit 16 Jahren.

Vier Runden vor Schluss führt der Champion sechs Punkte vor dem Rivalen, der erstmals seit – richtig – 16 Jahren zum zweiten Mal en suite eine Meisterschaft zu verpassen scheint.

Und das nach der vierten Niederlage in Folge gegen die Borussia.

„Bisher bestes Spiel gegen sie“

 „Das war das beste Spiel, das wir bisher gegen sie gemacht haben“, jubelte Trainer Jürgen Klopp nach dem aufreibenden Giganten-Duell, das in der Schlussviertelstunde seine Höhepunkte fand.

Robert Lewandowskis „Ferserl“ ins Herz der Bayern war letztlich das Goldtor. Der Mann, über den nach den 90 Minuten aber alle sprachen, war Münchens Superstar Arjen Robben, der bei allen entscheidenden Situationen seine Beine im Spiel hatte.

Erst hob der Teamkollege von ÖFB-Kicker David Alaba das Abseits beim Gegentreffer auf, dann verschoss der 28-Jährige nach Weidenfeller-Foul an ihm einen Elfmeter (85.) und versemmelte in der Nachspielzeit auch noch den von der Latte kommenden Abpraller aus drei Metern.

Robben fand es peinlich

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir hatten die Chance, den Ausgleich zu machen, aber es nicht geschafft. Das ist peinlich“, sparte Robben nicht mit Selbstkritik.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes hielt sich ebenso zurück: „Wir dürfen nicht einem Spieler die Schuld zuweisen. So etwas passiert eben im Fußball, dass man einen Elfmeter verschießt.“

Wer sich bereits am Spielfeld nicht zurückhielt, war Neven Subotic.

Subotic versus Robben

Dortmunds Innenverteidiger raste nach dem verschossenen Elfmeter auf Robben hin, steckte seinen Kopf unter dem Ellbogen des Niederländers durch, um ihm seine Meinung ins Gesicht sagen zu können.

„Ich habe keinen Bock auf Schwalben, so etwas in der Art“, soll Subotic nach eigener Aussage gesagt haben. Sinngemäß wird es wohl stimmen, in der Ausführung wird es anders geklungen haben.

Ob Subotic‘ Aktion von Nöten war, ist auch aufgrund der Tatsache, dass Weidenfeller Robben berührte, mehr als in Frage zu stellen. Auch wenn der Goalie erklärte: „Da war kein Kontakt.“

Der neuerliche Kontakt mit der Meisterschale ist der Borussia aber wohl kaum mehr zu nehmen. Das sehen auch die Bayern so.

Beckenbauers Kritik

Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, der sich als Sky-Experte in der Pause kritisch über den FCB äußerte und Robben den Elfer nicht hätte schießen lassen („Der Gefoulte schießt nicht, vielleicht ist das nicht nach Holland vorgedrungen“), meinte: „Das lassen sie sich nicht mehr nehmen.“

„Dortmund wird zu 99 Prozent Meister“, schlug der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge in dieselbe Kerbe.

Und auch Heynckes musste eingestehen: „Die Chancen auf den Meistertitel liegen jetzt klar bei Dortmund. Mit einem 1:1 wäre alles offen gewesen, so wird es jetzt sehr schwierig. Trotzdem werden wir bis zum letzten Spieltag alles versuchen.“

Nur noch vier Spiele

Das muss der Rekordmeister auch, vier Siege sind praktisch Pflicht und die Borussen sollten Punkte liegen lassen.

Der FCB bekommt es noch mit Mainz (h), Bremen (a), Stuttgart (h) und Köln (a) zu tun, der BVB mit Schalke (a), Gladbach (h), Kaiserslautern (a) und Freiburg (h).

Doch auch die treuesten Bayern-Fans müssen nach der vor allem in Hälfte eins völlig überzeugenden Dortmunder Vorstellung zugeben: Es braucht wohl ein mittleres Wunder, sollte die Schale doch noch zum ersten Mal seit 2010 wieder am Marienplatz zu sehen sein.

„Ich glaube, man kann es nicht viel besser spielen, als wir das heute gespielt haben – gegen diese Qualität, die die Bayern in die Waagschale werfen“, schwärmte Klopp von seiner Mannschaft.

 „Wir sind alle ein bisschen verknallt“

Angesichts der über 80.000 ausgelassenen Fans im Signal Iduna Park versteckte der 44-Jährige auch seine Emotionen nicht: „Ich möchte nicht übertreiben und pathetisch werden. Das, was wir hier machen, geht nicht im Vorbeigehen. Wir machen das mit Haut und Haaren. Wir sind alle ein bisschen verknallt in den Verein. Das muss man dann ab und zu mal rauslassen.“

Trotz aller Euphorie bremst der Erfolgscoach aber vor einer verfrühten  Meisterfeier: „Wir bleiben schön in der Spur.“

Diese scheint die Borussia zum zweiten Meistertitel en suite zu führen. Auf einem Sechs-Punkte-Polster schläft es sich gut, vor allem vier Runden vor Schluss.

Und wie der Volksmund eben weiß: Geschichte wiederholt sich.