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Zehn Dinge über... Roberto di Matteo

Zehn Dinge über... Roberto di Matteo

Nach fast zwei Jahren ist Roberto di Matteo zurück im Geschäft.

Der 44-Jährige übernimmt das Traineramt bei Schalke 04.

Die Gelsenkirchner hatten auf ihre sportliche Talfahrt mit der Entlassung von Coach Jens Keller reagiert (Alle Infos).

Wer ist der Italiener, der die „Königsblauen“ künftig betreut? LAOLA1 weiß zehn Dinge über… Roberto di Matteo:

  • Di Matteo ist in der Schweiz, genauer in Schaffhausen, zur Welt gekommen. Seine italienischen Eltern, die aus Paglieta, einer 4.400-Einwohner-Gemeinde in den Abruzzen, stammen, waren dorthin ausgewandert.
  • Seine Schwester Concetta ist praktisch blind. Aufgrund der Augenkrankheit „Retinis Pigmentosa“ sieht sie lediglich Schatten. „Die Art und Weise, wie sie ihre Probleme bewältigt, ist eine Inspiration für mich“, sagte der Trainer einmal.
  • Als di Matteo 16 Jahre alt war, spielte er im Nachwuchs des FC Schaffhausen. Nachdem aber nicht sonderlich viel auf eine erfolgreiche Profi-Karriere hindeutete, startete der Teenager eine Lehre als Fleischhauer. Nach drei Wochen warf er aber auch schon wieder das Handtuch, weil er nicht das Gefühl hatte, dieser Tätigkeit für den Rest seines Lebens nachgehen zu wollen.
  • Als der Mittelfeldspieler 20 Jahre alt war, kündigte er an, dass er irgendwann einmal für das italienische Nationalteam spielen würde. Insofern eine mutige Vorhersage, als dass er damals noch in der zweiten Schweizer Liga für Schaffhausen kickte. Die Eidgenossen selbst wollten di Matteo übrigens auch in ihrer „Nati“ sehen, doch darauf hatte der Italiener keine Lust. „Die unterkühlte Schweizer Mentalität konnte ich nie verdauen“, erklärte er einmal. Im November 1994 feierte er dann unter Arrigo Sacchi sein Debüt für die „Squadra Azzurra“. Insgesamt machte di Matteo 34 Länderspiele – unter anderem bei der EURO 1996 und der WM 1998.
  • Zwischen 1993 und 1996 kickte er für Lazio Rom. Gegen Ende der Spielzeit 1995/96 zerstritt sich der Mittelfeldmann allerdings mit seinem Trainer Zdenek Zeman. Die dicke Luft ließ sich nur durch einen Transfer auflösen. Chelsea-Coach Ruud Gullit investierte die – für heutige Verhältnisse lächerlich gering erscheinende – Klub-Rekordsumme von rund 6,5 Millionen Euro in den Transfer des Italieners, der fortan an der Stamford Bridge sein Glück versuchte. Die Abreise aus Rom geriet jedoch zum Spießrutenlauf – aufgebrachte Fans bewarfen das Taxi, mit dem di Matteo zum Flughafen befördert wurde, mit Steinen.

  • Im UEFA-Cup-Duell des FC Chelsea mit dem FC St. Gallen (28. September 2000) wurde die Karriere des damals 30-Jährigen in der 32. Spielminute schlagartig beendet. Durch eine komplizierte Unterschenkelfraktur und ein zweifacher Wadenbeinbruch – das Bein war praktisch zertrümmert, die Ärzte berieten sogar über eine Amputation. Es folgten insgesamt fünf operative Eingriffe. „Ich kann mich an die erste Woche kaum noch erinnern, weil ich einige Operationen hatte und die ganze Zeit mit Morphium und anderen Drogen vollgepumpt war“, so di Matteo. 18 Monate lang kämpfte er um sein Comeback, ehe er schließlich seine Karriere beendete.
  • Nach seinem Karriereende fiel di Matteo in ein tiefes Loch: „Für die meisten Spieler ist es hart, zu akzeptieren, dass sie ihre Karriere beendet haben und danach etwas anderes machen müssen. Aber vor allem die Art, wie es mir passiert ist, so plötzlich – ich wurde depressiv und musste damit umgehen, etwas, das mir in meinem Leben noch nie passiert war.“
  • Der Italiener bereitete sich auf verschiedene Arten auf seine Trainer-Laufbahn vor. Neben den obligatorischen Trainerkursen erwarb er in der Schweiz ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre und vertiefte diese Ausbildung anschließend in einem 14-monatigen BWL-Kurs an der European School of Economics in London. Zudem arbeitete er für das Schweizer Fernsehen als TV-Experte und trat in einer englischen TV-Show, in der sich Ex-Sportler in diversen Geschicklichkeitsspielchen miteinander maßen, auf. Im Sommer 2008 bekam er bei Drittligist MK Dons seinen ersten Trainerjob. Es folgten eineinhalb Jahre bei West Bromwich, wo ihm der Aufstieg in die Premier League gelang.
  • Seine Zeit bei Chelsea sollte noch in bester Erinnerung sein. Ende Juni 2011 als Co-Trainer von Andre Villas-Boas angetreten, übernahm er vorerst interimistisch den Chef-Posten, als der Portugiese Anfang März 2012 entlassen wurde. In dieser Phase gewann er nicht nur den FA-Cup, sondern versaute dem FC Bayern auch noch dessen „Finale dahoam“ und gewann Klub-Boss Roman Abramovich erstmals die lang ersehnte Champions-League-Trophäe. Di Matteo durfte über den Sommer hinaus bleiben – aber nur bis Ende November 2012. Dass er seither keinen neuen Verein gefunden hat, mag auch damit zusammenhängen, dass er einige gute Angebote ausschlug. Finanzielle Not hatte di Matteo nämlich keine. Englische Medien berichteten, dass er sich mit Chelsea nicht auf eine vorzeitige Vertragsauflösung einigen konnte, weshalb ihm die „Blues“ bis zu seinem Vertragsende im Juni 2014 pro Woche 130.000 Pfund (rund 165.000 Euro) Gehalt zahlen mussten.
  • Di Matteo ist der erst dritte italienische Cheftrainer in der Geschichte der deutschen Bundesliga. Den Anfang machte Giovanni Trapattoni, der den FC Bayern 1994/95 und danach von 1996 bis 1998 trainierte. Er holte mit den Münchnern die Meisterschaft, den Pokal und den Ligapokal. Weniger erfolgreich war seine Zeit beim VfB Stuttgart von Sommer 2005 bis Februar 2006. Zudem betreute Nevio Scala in der Saison 1997/98 Borussia Dortmund, wo er das schwere Erbe von Ottmar Hitzfeld antrat und seine erste und einzige Spielzeit in Deutschland nach dem Gewinn des Weltpokals auf dem enttäuschenden zehnten Platz beendete.

 

Harald Prantl