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"Schön, wenn man hier schon ein paar Fans hat"

Da waren wir also, im Geißbockheim. Nicht auf der Suche nach dem wohl bekanntesten Maskottchen Deutschlands, Hennes, dem mittlerweile VIII.

Auch nicht nach den ehemaligen Ikonen Lukas Podolski und Toni Polster, die hier am Rande der Domstadt, nur einen Steinwurf vom RheinEnergie-Stadion entfernt, noch immer allgegenwärtig sind.

Der Grund unseres Besuches ist ein erfreulicher. Denn mit Kevin Wimmer hat sich ein erst 20-jähriges ÖFB-Talent innerhalb eines Jahres von den LASK Juniors in der Regionalliga zum Shootingstar beim deutschen Zweitligisten gemausert.

Anstatt sich beim Traditionsverein langsam heranzutasten, stand der Welser schon neun Mal in der Startelf und genießt trotz zwischenzeitlicher Auszeiten das vollste Vertrauen von Kulttrainer Holger Stanislawski.

Shootingstar Wimmer beim 1. FC Köln angekommen

„Ich habe es mir selber nicht erträumt, dass es wirklich so schnell gehen würde“, gesteht Wimmer beim Interviewtermin mit LAOLA1, bevor er uns stolz sein neues Fußballer-Domizil präsentiert.

Der rasante Aufstieg macht den Innenverteidiger keinesfalls satt. Mit funkelnden Augen erzählt er vom Umfeld, den Bedingungen und dem deutschen Fußball, dem er durch erhoffte Leistungssteigerungen noch lange erhalten bleiben will, und posiert mit geschwellter Brust die Fahne mit dem FC-Logo.

In seinen ersten Monaten hat sich der Youngster Respekt erarbeitet und Anschluss gefunden, was auf dem Trainingsplatz offensichtlich wird.

Wie zufrieden der Oberösterreicher mit seiner Entwicklung und seinem Schritt ins Ausland ist, wie er mit dem „Kölscher“-Dialekt und Karneval zurechtkommt und wie sehr der FC noch an „Poldi“ und „Toni Doppelpack“ hängt, verrät er uns exklusiv.

LAOLA1: War das Trainingspensum die größte Umstellung von Österreich auf Deutschland?

Wimmer: Das auf jeden Fall. Wir haben in der Vorbereitung ab und zu drei Mal am Tag trainiert und das Training ist immer über zwei Stunden gegangen. Man ist wirklich voll gefordert worden und hat immer seine körperlichen Grenzen überschritten. Mittlerweile hat sich der Körper daran gewöhnt.

LAOLA1: Köln gilt als Karnevalstadt. Kannst du was mit Karneval/Fasching anfangen?

Wimmer: Man hört viel vom Karneval in Köln und dass er anscheinend sehr lustig sein soll. Ich persönlich habe überhaupt keine Ahnung davon.

LAOLA1: Hat dir der „Kölscher Dialekt“ anfangs Probleme bereitet?

Wimmer: Ich bekomme den Kölner Dialekt direkt in der Mannschaft nicht so mit, da es nicht so viele Spieler gibt, die direkt aus Köln sind. Aber das Umfeld des Vereins und die Verantwortlichen geben sich viel Mühe, wenn sie mit mir sprechen. Aber ab und zu rutscht ihnen dann doch einmal ein Ausdruck heraus, den ich überhaupt nicht verstehe.

LAOLA1: Der FC Köln gilt als Kultklub. Bekommt man das sofort mit?

Wimmer: Ich habe es schon in den ersten Wochen hier gemerkt. Man braucht sich nur bei Heimspielen die Atmosphäre ansehen, die ist unglaublich für die zweite Liga. Das Stadion ist fast immer ausverkauft. In der Stadt bekommt man es mit, wenn die Mannschaft gut drauf ist und die Spiele gut verlaufen. Wir werden positiv darauf angesprochen. Das gibt uns schon ein gutes Gefühl, wenn die ganze Stadt mit dem Verein mitfiebert.

LAOLA1: Was imponiert dir am meisten bei deinem neuen Arbeitgeber?

Wimmer: Was mich begeistert, ist, dass nach dem Abstieg aus der Bundesliga ein großer Umbruch mit vielen jungen Spielern stattgefunden hat, aber die Fans trotzdem voll hinter dem Verein stehen, nicht ungeduldig werden, den jungen Spielern Zeit geben, voll an den Verein glauben, zahlreich ins Stadion kommen und gute Stimmung machen, auch wenn es am Anfang nicht so gut gelaufen ist. Das imponiert mir schon sehr.

LAOLA1: Lukas Podolski hat hier Kultstatus. Bekommt man mit, dass er hier ein ganz Großer war?

Wimmer: Die meisten Fans haben bei den Spielen noch Trikots von Podolski an, auch hier im Verein hängen überall Bilder von ihm. Man bekommt schon mit, dass er hier eine wahre Größe war und noch immer ist. Er ist schon ein, zwei Mal bei Heimspielen im Stadion gewesen. Ich glaube, es tut den Fans auch gut – trotz seines Abschieds – dass er dem Verein trotzdem noch treu ist.

LAOLA1: Toni Polster spielte sich hier als Österreicher in die Herzen der Fans. Wie oft bist du hier schon auf ihn angesprochen worden?

Wimmer: Ich bin vor allem in den ersten Tagen relativ oft auf ihn angesprochen worden, weil er hier eine erfolgreiche Zeit hatte. Ich hatte auch selbst das Vergnügen, ein knappes halbes Jahr unter Toni Polster bei den LASK Amateuren spielen zu dürfen und kenne ihn daher relativ gut. Es ist beeindruckend, wie sehr ihn die Fans hier noch verehren. Und dass als Österreicher, was hier in Deutschland auch nicht selbstverständlich ist. Man merkt schon, dass man es auch als Österreicher hier zu viel Anerkennung bringen kann.

LAOLA1: Wie schwer war es, sich bei dieser Konkurrenz vor allem gegen viele Eigenbauspieler durchzusetzen?

Wimmer: Wir haben einen großen Kader, der schon minimiert worden ist. Ich habe schon eine Woche vor dem Saisonstart erfahren, dass es für mich gut aussieht und ich mich weiter reinhauen soll. Alle wollen in die Startformation, das gibt einem schon ein gutes Gefühl, wenn man es dann tatsächlich schafft. Ich habe es mir selber nicht so erträumt, dass es wirklich so schnell gehen würde. Ich habe mir gedacht, dass ich am Anfang vielleicht über die Amateure meine Leistungen bringen und mich nach oben spielen muss. Aber der Trainer hat mir von Anfang an das Vertrauen geschenkt, was mich stolz macht. Natürlich ehrt es einen, wenn man bei so einem großen Verein viele Spiele absolvieren kann.

LAOLA1: Trainer Holger Stanislawski war bei St. Pauli eine Legende, kam über Hoffenheim nach Köln. Was ist er für ein Trainer, was für ein Typ?

Wimmer: Schon zu Beginn, wie mein Wechsel noch nicht einmal fix war, war ich sehr begeistert von ihm, da er mich persönlich eingeladen hat, um mich hier umzusehen. Das hat mir schon ein gutes Gefühl gegeben. Auch im Training sucht er immer wieder die Einzelgespräche mit den Spielern, auch mit den Jungen, was für mich nicht selbstverständlich ist. Das macht es einem schon um vieles leichter, wenn man vom Trainer persönlich hört, wo er einen sieht, wo man steht, an was man noch arbeiten muss, wenn er einem stets das Vertrauen schenkt. Er weiß auch immer genau, wann Ernst zu machen ist und wann das Training auch lustig sein kann. Stanislawski imponiert mir sehr und ich bin froh, dass ich hier in Köln bin.

LAOLA1 besuchte Kevin Wimmer beim 1. FC Köln

LAOLA1: Österreicher werden in Deutschland oftmals belächelt. War das bei dir anfangs auch der Fall?

Wimmer: Ich habe es nicht so mitbekommen, dass wir Österreicher hier nicht so angesehen wären. Wir werden nicht belächelt, schließlich gibt es schon genug Österreicher in der deutschen Bundesliga, die sich etabliert haben. Man sieht, dass es die Österreicher in Deutschland durchaus schaffen können und wir haben viele gute Spieler. Deswegen glaube ich nicht, dass wir Österreicher so belächelt werden, wie man es manchmal vielleicht hört. Es gibt genug Spieler, die das Gegenteil beweisen.

LAOLA1: Mit Daniel Royer hast du rot-weiß-rote Unterstützung. Verbindet euch ein besonderes Verhältnis?

Wimmer: Für mich war es schon ein sehr gutes Gefühl, dass ich gleich mit einem zweiten Österreicher hierhergekommen bin. Ich habe Daniel schon vorher ein bisschen vom U21-Nationalteam gekannt. Das hat mir die Aufgabe schon relativ vereinfacht und mir sicherlich geholfen, mich hier einzuleben. Ich habe vor allem am Anfang relativ viel mit ihm gemacht und es war nur von Vorteil, dass Daniel auch hierhergewechselt ist.

LAOLA1: Mit gerade einmal 20 Jahren schon in der 2. Deutschen Liga. Mit deiner bisherigen Entwicklung kannst du durchaus zufrieden sein, oder?

Wimmer: Das kann man sagen. Ich war praktisch vor zwei Jahren noch in der Regionalliga bei den LASK-Amateuren, wo ich wenig bis gar nicht gespielt habe. Erst dann habe ich ab und zu bei den Profis mittrainieren und reinschnuppern dürfen. Aufgrund einer Verletzung eines Spielers bin ich in die Mannschaft gerückt und habe auch dort gleich meine Chance genützt. Natürlich war das nötige Glück dabei, dass ich immer in den richtigen Situationen meine Chance genützt habe. Es ist wirklich alles gut verlaufen bis jetzt und ich kann mit meinem Weg sicherlich zufrieden sein.

LAOLA1: Du hast schon neun Einsätze auf deinem Konto. Bist du mit deinen Leistungen zufrieden?

Wimmer: Ich glaube, dass die Leistungen natürlich noch besser werden können, die werden auch noch besser werden. Mittlerweile passt alles ganz gut und ich werde mich noch mehr daran gewöhnen. Dann werden sich die Leistungen von Woche zu Woche steigern.

LAOLA1: Du hast einen Vertrag bis 2016 unterschrieben. Wie sehen deine Zielsetzungen aus?

Wimmer: Ich will mich hier in der Mannschaft erst einmal etablieren, so viele Einsätze wie möglich machen, meine Leistung immer wieder steigern und an meinen Schwächen arbeiten. Ich habe Vertrag bis 2016. Natürlich kann man nie wissen, was bis dahin passiert, aber natürlich wäre es schön, wenn ich mich auf Dauer hier durchsetzen würde und zum Stammpersonal gehöre. Dann wäre es natürlich schön, wenn es in näherer Zukunft mit der Bundesliga klappen würde.

LAOLA1: Einmal den Sprung ins Ausland geschafft, willst du sicher auch dort bleiben, oder?

Wimmer: Das auf jeden Fall. Ich bin zwar noch nicht allzulange hier, aber das Rundherum ist riesig. Es ist wirklich schön hier, die Trainingsbedinungen, das –gelände, die Möglichkeiten, die sich hier anbieten, sind Extraklasse. Im Vergleich zum letzten Jahr hat man viel mehr Möglichkeiten. Deswegen kommt es für mich sicherlich nicht so schnell in Frage, von Köln wegzugehen.

LAOLA1: Wann war für dich persönlich klar, dass du Fußballer werden willst?

Wimmer: Es hat sich schon ganz klein angedeutet. Mit fünf Jahren bin ich in den Verein gekommen, auch davor habe ich schon zum Spaß Fußball gespielt. Für mich war es eigentlich immer klar, dass ich Fußballer werden will und dass ich mein Hobby zum Beruf mache.

LAOLA1: Welche Ausbildung hast du neben dem Fußball noch genossen?

Wimmer: Ich habe zwei Wochen bevor ich nach Köln gekommen bin, in Linz meine Matura gemacht. Das ist für mich persönlich sehr wichtig, dass ich neben dem Fußball noch ein zweites Standbein habe, dass ich hier eine Ausbildung gemacht habe. Man kann nie wissen, zwecks Verletzungen kann immer alles passieren. Deswegen ist sicherlich kein Nachteil, dass ich neben dem Fußball auch eine schulische Ausbildung habe. Das ermöglicht mir sicher einiges, auch nach meiner aktiven Zeit stehen mir einige Sachen offen.

LAOLA1: Gibt es eine Liga, die für dich schon immer Ziel deiner Träume war?

Wimmer: Ich habe immer drei Ligen gehabt, die mir sehr gefallen haben: Deutschland, England und Spanien.

LAOLA1: Hast du auch einen speziellen Lieblingsverein?

Wimmer: Mein absoluter Lieblingsverein ist Real Madrid, aber auch direkt in Deutschland gibt es schon auch einige sehr gute Teams, wo ich gerne einmal spielen würde.

LAOLA1: Hast du ein Vorbild auf deiner Position und auch allgemein gesehen?

Wimmer: Auf meiner Position gibt es schon ein paar Vorbilder. Von Real Madrid ist es Sergio Ramos, der mir schon sehr imponiert, wie er als Innenverteidiger in die Zweikämpfe geht und die Luftduelle gewinnt. So im Allgemeinen war es für mich schon von klein auf Zinedine Zidane.

LAOLA1: Hast du dich immer als Innenverteidiger gesehen oder hast du auch andere Positionen gespielt?

Wimmer: Ich war früher in der Jugend – auch noch in der Akademie bis 15 Jahre – war ich immer offensiver Mittelfeldspieler bzw. auf der linken Außenbahn. Ich bin dann auch aufgrund meiner Größe zum Verteidiger um orientiert worden. Ich habe mich an das gewöhnt, bin sehr zufrieden mit der Position, fühle mich sowohl innen als auch außen wohl. Ich glaube, ich kann beides relativ gut spielen. Jetzt spiele ich schon knapp fünf Jahre als Verteidiger.

LAOLA1: Klingt so, als hättest du dich im offensiven Mittelfeld auch sehr wohl gefühlt?

Wimmer: Für mich war es am Anfang natürlich nicht so schön, dass ich hinten spielen musste. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Man sieht von hinten das ganze Spiel, hat relativ oft den Ball und die Spieleröffnung hängt auch viel von den Innenverteidigern ab. Das kommt mir zugute, ich kann mich gut damit anfreunden.

LAOLA1: Ist es ungewohnt, auf einmal Köln-Fans mit Trikots mit deinem Namen zu sehen?

Wimmer: Das ist mir jetzt schon ein paar Mal passiert, dass Leute mit meinem Trikot ins Stadion oder zum Training kommen. Das ehrt einen schon und macht einen ein bisschen stolz. Das ist schön, wenn man sieht, dass man schon ein paar Fans hat.


Das Gespräch führte Alexander Karper