news

"Transfer im Winter war eigentlich kein Thema, aber..."

LAOLA1: Düsseldorf liegt in der Tabelle auf Platz zehn, acht Punkte fehlen auf Rang drei. Generell ist alles sehr eng. Ist der Aufstieg bei euch noch ein Thema?

Liendl: Es sind aber auch nur vier Punkte nach unten. Unsere Situation ist nicht ungefährlich. Die Liga ist sehr ausgeglichen, deswegen ist jedes Spiel sehr wichtig. Wir wollen uns einmal bis Sommer stabilisieren und eine gute Rückrunde spielen. Sollten wir in einen Lauf kommen, würden wir den natürlich gerne annehmen und aufsteigen – keine Frage. Unterm Strich ist es aber so, dass das erste Jahr nach dem Abstieg kein einfaches ist. Das hat schon die Hinrunde bewiesen.

LAOLA1: Wie ist eigentlich dein Transfer abgelaufen? Gab es schon länger Gespräch oder ist alles recht schnell gegangen?

Liendl: Es war wirklich kurzfristig. Ich habe mich ja auch schon mit dem WAC zusammengesetzt und über eine Vertragsverlängerung gesprochen. Das hätte ich definitiv nicht gemacht, wenn ich gewusst hätte, dass ich wechseln werde. Ein Transfer im Winter war für mich auch eigentlich nicht wirklich ein Thema. Als der Anruf kam, hat sich das Blatt gewendet und die Geschichte ist recht schnell gegangen.

LAOLA1: Hattest du eigentlich kurz Zweifel, dass der Wechsel am Veto des WAC scheitern könnte?

Liendl: Es gab anfangs ein paar Differenzen. Und es ist klar, dass der WAC probiert hat, mich zu halten. Die Sachen wurden geregelt – eigentlich am letzten Drücker, denn am 31. Jänner habe ich unterschrieben. Ich wollte diesen Schritt unbedingt machen, es war mein großer Wunsch. Ich bin froh, dass der Klub schlussendlich eingelenkt hat. Immerhin mussten sie sich in kurzer Zeit um Ersatz kümmern.

LOALA1: Hast du dir nach dem Düsseldorf-Angebot gedacht: „Das muss ich einfach machen“? Schließlich wolltest du schon nach der Austria ins Ausland. Und: Düsseldorf ist nicht irgendein Klub sondern hat ein gewisses Standing.

Liendl: Es hat alles mitgespielt. Ich wollte immer schon ins Ausland wechseln. Wenn es jetzt im Winter nicht geklappt hätte, wäre der nächste Versuch im Sommer gewesen. Ich bin davon überzeugt, dass sich mit meiner bisherigen Saison auch im Sommer etwas ergeben hätte. Zu Düsseldorf: Ich habe immer gesagt, dass ich nicht zu irgendeinem Verein gehe. Es muss schon passen. Wenn dann tatsächlich ein Klub wie Düsseldorf, der im Schnitt vor 30.000 Zusehern spielt, Tradition und Perspektiven hat, anruft, ist es eine andere Situation als wenn – ohne jemanden schlecht reden zu wollen – Erzgebirge Aue anfragt. Wenn sich im Winter ein kleiner Verein gemeldet hätte, wäre ich wohl beim WAC geblieben.

 Er kam, sah und überzeugte.

Michael Liendl feierte bei seinem neuen Klub Fortuna Düsseldorf am vergangenen Montag ein starkes Debüt.

Der 28-Jährige, der am letzten Transfertag vom WAC in die zweite deutsche Liga wechselte, sorgte beim 1:1 gegen 1860 München nicht nur für Impulse in der Offensive sondern bereitete auch den  Ausgleich ideal vor.

Mit dem Wechsel ins Ausland erfüllte sich der Vorarlberger „einen Traum, den ich seit dem ich ein kleiner Junge bin habe.“

Im LAOLA1-Interview spricht Liendl über seine ersten Eindrücke in Deutschland, das Niveau der österreichischen Liga und seine Zielsetzung.

LAOLA1: Nachträglich herzlichen Glückwunsch zu deinem starken Einstand. Besser hätte es für dich nicht laufen können.

Michael Liendl: Danke. Besser wäre es aber gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Prinzipiell  ist es  mir aber persönlich sehr gut gegangen. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden.

LAOLA1: War es für dich überraschend, dass du dich so schnell zurecht gefunden hast?

Liendl: Ich weiß, dass ich ein guter Fußballer bin und vielen Mannschaften helfen kann. Zudem passt das Selbstvertrauen. Daher habe ich gewusst, dass ich mithalten kann. Aber es ist dennoch eine große Unbekannte, wenn du in eine neue Liga kommst. Ich bin froh, dass es mir gut gelungen ist.

LAOLA1: Wieviel Nervosität war dabei. Man weiß ja, neuer Klub, erstes Spiel…

Liendl: Wenn du mit dem Bus zur Allianz-Arena fährst und dich dort einparkst, ist schon ein anderes Gefühl dabei. Am Spielfeld war aber gar nichts mehr. So banal es klingt – es war ein Fußballspiel, wie jedes andere auch.

LAOLA1: Auch wenn es noch sehr, sehr früh ist: Wie schätzt du das Niveau ein?

Liendl: Es gibt keinen großen Unterschied zu Österreich. Es ist das Drumherum  viel spektakulärer,  alles ist einfach größer und es wird viel Wirbel gemacht. Das Niveau war gut, die Intensität sehr hoch. Es ist so wie die Topduelle Austria-Rapid, Rapid-Salzburg, Austria-Salzburg bei uns.

LAOLA1: Sprich: Wenn wir in Österreich das Ambiente der zweiten deutschen Liga hätte, müssten wir uns nicht so schlecht verkaufen.

Liendl: Mit Sicherheit. Die Außendarstellung in Österreich ist einfach nicht gut. Das ist aber klar, wenn ein Fußballspiel vor 1000 Leute stattfindet. Dazu noch die Tatsache, dass im Winter teilweise auf „Eislaufplätzen“ gespielt wird. Ich habe jetzt zwar erst ein Spiel bestritten, aber ich bin davon überzeugt, dass die Qualität in Österreich nicht schlechter ist.

LAOLA1: Hat es denn noch andere Angebote gegeben?

Liendl: Ja, es waren diverse Sachen da, es gab ein paar Anfragen. Es war aber nichts so konkret wie schlussendlich von Düsseldorf. Sonst hätte ich – wie bereits erwähnt – nicht mit WAC über eine mögliche Vertragsverlängerung verhandelt.

LAOLA1: Als „Rapid-Killer“ hast du im vergangenen Jahr einen bleibenden Eindruck bei Düsseldorf-Manager Helmut Schulte hinterlassen. Das war bestimmt ein Vorteil.

Liendl: Das war ein Riesen-Vorteil. Er hat das eine oder andere Match von mir ja gesehen (lacht). Und er wird als Rapid-Sportdirektor wohl nicht die besten Erinnerungen an mich und den WAC haben. Ob der Transfer auch zustande gekommen wäre, wenn Schulte nicht bei Düsseldorf wäre, weiß ich nicht. Ich war froh, dass er sich bei mir gemeldet hat.

LAOLA1: Klassische Abschlussfrage: Wie sieht deine Zielsetzung in Düsseldorf aus?

Liendl: Ich möchte mich gut eingewöhnen und so viel wie möglich spielen. Gegen 1860 habe ich einen ersten Schritt getätigt und gezeigt, was ich kann. Wichtig wird sein, dass ich konstant auf dem Niveau spiele, auf dem ich bereits die letzten eineinhalb Jahre spiele. Das ist ein sehr gutes Level. Das Ziel muss sein, das auch in Deutschland zu zeigen. Dann bin ich zuversichtlich, dass es ein toller Aufenthalt wird.

 

Das Gespräch führte Martin Wechtl