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"Habe kein Problem damit, nicht gleich zu spielen"

Es gibt kleine Städte, die sind in großer Manier fußballverrückt.

Eine in Deutschland nennt sich Kaiserslautern. Keine 100.000 Einwohner zählt die Stadt in Rheinland-Pfalz, doch für die rund 99.800 dreht sich fast alles um ihren 1. FCK.

Das hat auch Christopher Drazan schnell gemerkt. Etwa als er in einer der hiesigen Banken ein Konto eröffnete. „Die dort arbeitenden Frauen sind auch alle fußballbegeistert. Es ist dort das Thema schlechthin“, schildert der Neuzugang des Traditionsklubs im Gespräch mit LAOLA1.

„Er wird uns absolut weiterhelfen“

Wir treffen den 22-Jährigen am Rande des Testspiels zwischen seinem neuen Klub und seinem alten Rivalen, Red Bull Salzburg. Drazan ist nur Zuschauer, denn zuvor spielte er schon 80 Minuten im ersten Freundschaftsspiel des Tages gegen Daegu.

„Er hat eine ordentliche Partie gezeigt. Wenn er in körperlicher Topverfassung ist, wird er uns absolut weiterhelfen“, erklärt uns Trainer Franco Foda nach der 0:1-Niederlage gegen Salzburg.

Der ehemalige Sturm-Trainer, der den Flügelspieler seit Sommer wollte und persönlich überzeugte, spricht dabei die mehrtägige Grippe an, die Drazan zuletzt außer Gefecht setzte.

Seit wenigen Tagen lebt der langjährige Rapidler, der einst bei der Admira groß wurde und nach einem Jahr bei den Amateuren 2008 den Sprung zu den SCR-Profis schaffte, den nächsten Traum in seiner noch jungen Fußballer-Karriere: sein erstes Gastspiel im Ausland.

Drazan zeigt sich geduldig

„Ich kann es mittlerweile realisieren und ich bin einfach sehr glücklich“, zeigt sich Drazan erfreut, zeitgleich aber auch fokussiert. Schließlich wartet beinharter Konkurrenzkampf auf ihn.

Dafür ist der Flankenkünstler auch Realist genug, dass es womöglich etwas dauern wird, ehe er regelmäßig seine Chancen bekommen wird. Drazan zeigt sich in dieser neuen Welt geduldig.

„Es wird für mich kein Problem sein, wenn ich nicht gleich spiele. Wenn ich als Joker reinkomme, will ich der Mannschaft helfen. Natürlich hat man aber das Ziel, Stammspieler zu werden.“

Foda sieht nur die fehlenden Tage aufgrund der Grippe als Problem, ansonsten ist der Deutsche nur guter Dinge. „Er ist ein junger Spieler mit viel Potenzial. Wir werden ihn weiterentwickeln und dann sind wir überzeugt, dass er uns weiterhelfen wird.“

Mit Druck kennt er sich aus

Auch die Tatsache, dass Drazan in Hütteldorf gespielt hat, stimmt den Meistertrainer mit Sturm 2011 optimistisch: „Er hat viele Jahre bei Rapid gespielt, kennt den Druck also und da machen wir uns keine Sorgen.“

Zumal Foda seinem neuen Schützling ja nicht umsonst seit Sommer nachgelaufen ist. Die besonderen Fähigkeiten des dreifachen Nationalspielers sind ihm bei den vielen Duellen mit Rapid natürlich nicht verborgen geblieben. Nicht umsonst bekam Drazan auch einen Vertrag bis 2016.

„Er ist ein Spieler, der über eine gute Schnelligkeit verfügt und auch über die Seiten sehr gut spielt. Er bringt super Flanken, solche Spieler haben wir gesucht und deswegen haben wir ihn auch verpflichtet“, erklärt Foda, der mit Kaiserslautern auf Rang drei der zweiten Liga überwinterte.

Umgarnen schön, aber kein Freibrief

Drazan freute das Umgarnen, will es aber auch richtig verstanden wissen: „Es ist natürlich gut, dass ein Trainer da ist, der mich und meine Stärken kennt. Aber das ist kein Freibrief. Ich werde Gas geben und versuchen, mich über das Training für Einsätze zu empfehlen.“

Freilich mit seinen Qualitäten wie den von Foda oben genannten. In Österreich ist Drazan aber auch für seine harte Gangart bekannt. Nicht selten sah er dafür aber auch eine unnötige Gelbe Karte.

„Manchmal gehört Aggressivität dazu, das ist halt meine Art. Ich werde einfach versuchen, nicht mehr so blöde Fouls zu machen. Ich werde aber auch nicht in Zweikämpfen zurückstecken.“

Jobvermittler Hoffer

So wie man Drazan eben kennt. So wie ihn die Kollegen in Hütteldorf schätzen. Das Lebewohl bei Grün-Weiß fiel freilich schwer. „Weil es viele Jahre bei Rapid waren und ich dort viele Freunde habe. Aber das gehört zum Fußball dazu, wir werden sicher in Kontakt bleiben.“

Sein Freund seit Jugendtagen, Ex-Lauterer Erwin „Jimmy“ Hoffer, riet ihm übrigens zu diesem Schritt („Er hat mir gesagt, dass es ihm voll getaugt hat“). Nun will auch er zum (Noch-)Frankfurter – Indizien verdichten sich, dass sich vor Transferende auch bei Hoffer noch etwas tun könnte – in die Bundesliga. „Das ist unser Ziel und mein Traum.“ Und der Wechsel hätte sich voll ausgezahlt.

Zumindest in einer Hinsicht passt der Wechsel schon voll und ganz. Drazans Spitzname ist in Österreich in Anlehnung an seinen Vater und Ex-Kicker „Fritz“. Die größte Ikone rund um den Betzenberg heißt Fritz Walter. Wenn das nicht ein gutes Omen ist.

 

Aus Belek berichtet Bernhard Kastler