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Die beste 2. Liga der Welt im Check

Die beste 2. Liga der Welt im Check

Es ist wieder soweit. Drei Wochen bevor die deutsche Bundesliga ihren Spielbetrieb aufnimmt, rollt einen Stock tiefer bereits wieder der Ball.

Die 2. Bundesliga geht in ihre 41. Saison und zum Auftakt der Spielzeit gibt es am Freitagabend mit der Begegnung der beiden Spitzenvereine Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig erstmals ein richtiges Eröffnungsspiel.

Dieses könnte standesgemäß für einen Rekord sorgen. So hoffen die Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga (DFL) die bisherige Zuschauer-Bestmarke von 48.385 beim Erstrundenspiel 2010/11 zwischen Hertha BSC und Rot-Weiß Oberhausen übertreffen zu können.

Das Interesse an jener Liga, die den Unterbau für die höchste Spielklasse im Weltmeisterland bildet, ist jedenfalls ungebrochen. Die Liga boomt und mittendrin statt nur dabei sind gleich 18 ÖFB-Legionäre und mit Ralph Hasenhüttl ein österreichischer Trainer. 

Vor allem mit Aufsteiger RB Leipzig hat der oftmals als beste zweite Liga der Welt bezeichnete Bewerb einen schillernden neuen Teilnehmer dazu bekommen. BL-Absteiger Nürnberg steht unter dem Druck, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen und eine Reihe von weiteren Traditionsklubs streben ebenfalls an, sich im Oberhaus zurückzumelden.

Die 2. Bundesliga im Check:

 

Die Bundesliga-Absteiger stehen naturgemäß vor jeder Saison ganz oben, wenn es die Frage zu klären gilt, wer das Aufstiegsrennen erfolgreich meistern wird. Auch die aktuellen Trainer der 2. Bundesliga sind sich einig: Nürnberg und Braunschweig sind die Favoriten, 14 bzw. zwölf Coaches sehen die beiden Vereine auf dem direkten Weg zurück in den Fahrstuhl.

1. FC Nürnberg

Bei beiden war der Aderlass nach dem Abstieg aber nicht zu verhindern und so muss erst einmal wieder eine eingespielte Mannschaft aufgebaut werden. An Qualität mangelt es vor allem dem Club nicht, der sich etwa mit Jan Polak Routine ins Boot holte, mit Jakub Sylvestr den Top-Torschützen der abgelaufenen Zweitligasaison sicherte und zahlreiche vielversprechende Talente wie Alessandro Schöpf vom FC Bayern verpflichtete. Valerien Ismael darf sich erstmals als Chefcoach beweisen, dem zu wünschen ist, dass es auch bei Niederlagen in Nürnberg ruhig bleibt.

Eintrach Braunschweig

Etwas überraschend konnten die Braunschweiger das Abstiegsrennen in der Vorsaison bis zum Schluss offen halten. Von den Spielern, die sich dafür verantwortlich zeichneten, sind zwar viele verschwunden - Leistungsträger wie Karim Bellarabi, Ermin Bicakcic oder Domi Kumbela haben den Klub verlassen - doch der Rest hat aus dem Jahr in der Bundseliga viel gelernt. Trainer Torsten Lieberknecht muss um seine verbliebenen Routiniers erneut ein kampfstarkes Team bauen, dann spricht die Eintracht wieder ein gewichtiges Wörtchen um den Aufstieg mit.

SpVgg Greuther Fürth

Fürth, immer wieder Fürth. In der letzten Spielzeit waren die "Kleeblätter" einmal mehr ganz knapp dran. Einige namhafte Abgänge wie Daniel Brosinski und Nikola Djurdjic mussten ersetzt werden, der Großteil des Kaders, der letzte Saison erst in der Relegation am HSV scheiterte, steht Trainer Frank Kramer aber weiterhin zur Verfügung.

 

FC Heidenheim

2007/08 spielte Heidenheim noch in der Oberliga Baden-Württemberg, der Trainer blieb in diesen sieben Jahren derselbe: Frank Schmidt. Der Übungsleiter, durch den Dokumentarfilm "Trainer!" deutschlandweit bekannt, setzte einen kontinuierlichen Aufbau durch. Angeführt von Kapitän Marc Schnatterer (214 Spiele, 65 Tore, 58 Assists für Heidenheim) und einigen gezielten Verstärkungen dürfte der Klassenerhalt für die bestens eingespielte Truppe aus dem 46.000-Einwohner-Städtchen kein Problem sein.

RB Leipzig

RasenballSport ist auf der großen Bühne angekommen. Nachdem der Red-Bull-Klub in die 2. Bundesliga vorgestoßen ist, wurde die Aufmerksamkeit für dieses Projekt deutlich höher. Es scheiden sich die Geister, ob die Zukunft des Fußballs so aussehen soll, eines steht aber fest: Die Liga zwei ist nur eine Durchgangsstation. In dieser Saison wird es mit dem Aufstieg für die, vor allem offensiv stark besetzte Mannschaft um Daniel Frahn, Yussuf Poulsen und Dominik Kaiser, aber wohl noch nicht klappen. Der Truppe fehlt bei aller Qualität die Erfahrung, um den großen Sprung von der 3. Liga an die Spitze der zweiten zu machen. "Wir mit unserer jungen Mannschaft sicher nicht", winkt auch RBL-Trainer Alexander Zorniger bei der Frage nach den Aufsteigern ab. 

SV Darmstadt

Die "Lilien" stetzten sich in einer der dramtischsten Relegations-Entscheidungen der Geschichte gegen Arminia Bielefeld durch. Diese Euphorie wollen die Darmstädter mit in die neue Saison nehmen und die brauchen sie auch. Für Investitionenen in die Mannschaft war wegen notwendiger Adaptierungen am Stadion kein Geld mehr übrig. Für den Aufsteiger heißt das einzige Ziel Klassenerhalt.

RB Leipzig tut dem deutschen Fußball gut.

 

PRO (ein Kommentar von Christian Frühwald): In Zeiten wie diesen erscheint es beinahe wie eine Mutprobe. Doch auch wenn ich hier einen Sturm der Entrüstung auslöse und mir den Unmut einiger User zuziehe, sage ich aus voller Überzeugung: RB Leipzig tut dem deutschen und auch dem internationalen Fußball gut! Das Dosen-Projekt ist in seiner Umsetzung innovativ, erfolgreich und zukunftsweisend. Zudem wird viel Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt. Rund um die Erdkugel hat Red Bull Nachwuchs-Camps installiert, die in Zukunft viele Talente für die eigenen Vereine schaffen. Auch bei den Klubs selbst hat die Jugendarbeit einen Stellenwert, den sie bei anderen Vereinen nur selten genießt. Hier werden bzw. wurden Strukturen geschaffen, wie sie in jedem Fußball-Manager-Handbuch stehen sollten. Und gerade deshalb kann ich die Kritik an den Bullen nicht ganz nachvollziehen: Seit Jahren ist es im Weltfußball üblich, dass Oligarchen, Scheichs und andere Mäzene innerhalb kürzester Zeit Milliarden Euro verpulvern, um ihr Team so schnell wie möglich an die Spitze zu führen. Unsummen, die fast nur in Transfers investiert werden und damit nicht dem Sport zu Gute kommen. Geht den Gönnern die Lust am Fußball verloren, verziehen sie sich oft so schnell, wie sie gekommen sind und lassen viel verbrannte Erde zurück. Nicht selten folgt den Höhenflügen der große Absturz. Inwiefern diese Art der Finanzierung und Vereinsführung moralisch besser sein soll, als jene der RB-Klubs, kann mir wahrscheinlich auch nicht Kollege Kristandl erklären.

CONTRA (ein Kommentar von Christoph Kristandl): Die deutschen Funktionäre haben das Projekt RB unterschätzt und können es nun nicht mehr stoppen. Dass man in der Anfangsphase mit diversen Regelungen nachsichtig war, fällt ihnen jetzt auf den Kopf. Mit Energy-Drink-Millionen gespickt marschiert das Fußball-Unternehmen unaufhaltsam in Richtung Bundesliga und nimmt damit früher oder später auch einem Traditionsklub im Oberhaus den Platz weg. Während einer dieser Vereine nach dem anderen in der Versenkung verschwindet, spielen in einigen Jahren die Konzern-Klubs unter sich, in Deutschland, wie international. Jeder Konzern wird sich eine Hand voll Teams oder noch mehr über die Welt verstreut halten, die jegliche Regeln von Transferklauseln bis Financial Fairplay ad absurdum führen, wenn sich die "Vereine" desselben Unternehmens die Spieler zuschieben wie sie gerade lustig sind. So darf die Zukunft des Fußballs nicht aussehen. Die Standortentscheidung Red Bulls für Leipzig ist der wahre Coup, der den Managern gelungen ist. Nirgendwo anders in Deutschland hätte man sich den Einmarsch der Bullen so gefallen lassen, der fußballerisch ausgehungerte Osten wandte sich aber mangels Alternativen RasenBallsport zu. Das einzig gute an RB ist, der kleine Fortschritt der im Vergleich zum Vorgehen in Salzburg angeführt werden kann: In Leipzig wurde ein neuer Klub aus dem Boden gestampft, zumindest ohne einen Traditionsverein auszuradieren. Etwas, was sich im Übrigen kaum ein Oligarch zu tun getraut.

Name Position von zu
Sergio Pinto Mittelfeld UD Levante Fortuna Düsseldorf
Jakub Sylvestr Angriff Erzgebierge Aue
  1. FC Nürnberg
Lukas Schmitz Verteidigung Werder Bremen Fortuna Düsseldorf
Stanislav Sestak Angriff Bursaspor VfL Bochum
Leonardo Angriff Ferencvaros Budapest TSV 1860 München

Fortuna Düsseldorf:

Ganz heiß dürften die Fortunen in dieser Saison sein. Mit Top-Verstärkungen wurde die ohnehin schon phasenweise gut funktionierende Mannschaft weiter verbessert. Verpflichtungen von Sergio Pinto und Lukas Schmitz sind Ansagen im Kampf um die Erstklassigkeit. Zudem leistet sich Trainer und Ex-Tormann Oliver Reck auf der Keeper-Position einen besonderen Luxus: Neben dem ehemaligen Bayern-Schlussmann Michael Rensing hat die Fortuna nun auch den früheren Schalker Lars Unnerstall zur Verfügung. "Fünf, sechs Teams werden um den Aufstieg spielen, darunter sollten auch wir sein. Das ist unser Anspruch, die Qualität dazu haben wir", zeigt sich F95-Regisseur Michael Liendl im "kicker" selbstbewusst. 

1. FC Kaiserslautern

Kaiserslautern verfügt über eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten. Vor allem mit der Verpflichtung von U21-Nationalstürmer Philipp Hofmann könnte den Pfälzern ein Glücksgriff gelungen sein. Mit den Platzierungen drei und vier in den letzten Jahren schnupperte Lautern schon am Oberhaus, legt das Team von Kosta Runjaic in puncto Konstanz noch ein wenig zu, könnte es in dieser Saison klappen.

1860 München

Zehn Jahre sind die Löwen nun schon in der 2. Bundesliga und wollen - wie in jedem Jahr - endlich wieder zurück dorthin, wo der große Stadtrivale spielt. Mit Ricardo Moniz darf sich wieder einmal ein neuer Trainer an dem Projekt Aufstieg versuchen und die Mannschaft hat Potenzial, um mitmischen zu können. Seinen Lieblingsschüler Leonardo hat sich Moniz von Ferencvaros mitgebracht, zudem mit Rubin Okotie einen Ersatz für Benjamin Lauth geholt.

Gespannt darf man auf die beiden Neuzugänge von der zweiten Mannschaft des FC Barcelona sein, die im 60er-Mittelfeld für Tiki-Taka sorgen sollen. Ilie Sanchez und Edu Bedia, beide bereits Mitte 20, setzten sich bei den Katalanen nicht durch, aber das Konzept ging in Salzburg immerhin schon einmal auf, Stichwort Jonatan Soriano.

Wie immer in München bleibt die Frage, ob das Potenzial des TSV diesmal auch umgesetzt wird.