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"Dann habe ich den Elfer tatsächlich gehalten"

Andreas Ivanschitz hat definitiv nicht zu viel versprochen.

Schon vor dem WM-Start schwärmte der Levante-Legionär im LAOLA1-Gespräch von seinem Vereinskollegen Keylor Navas.

Dieser sei seiner Meinung nach der beste Goalie der spanischen Liga. Große Worte über einen Akteur, mit dem die breite Öffentlichkeit noch nicht so vertraut war.

Aus dem Insider-Tipp ist inzwischen längst ein über die Landes- und Vereins-Grenzen hinaus bekannter Name geworden. Der WM-Sensation Costa Rica sei Dank.

Erstmals im Viertelfinale

Erstmals stehen die Mittelamerikaner im Viertelfinale einer Weltmeisterschaft. Ein historischer Siegeszug, an dem Navas spätestens seit dem Achtelfinal-Krimi gegen Griechenland großen Anteil hat.

Schon in der Gruppenphase strahlte er Ruhe und Sicherheit aus, im Blickpunkt standen jedoch andere – wie Stürmer-Shootingstar Joel Campbell oder Bryan Ruiz, der auch gegen die Griechen über einen Treffer jubeln durfte.

Gegen den Europameister von 2004 schlug jedoch endgültig die Stunde des Tormanns. Schon vor dem Elfmeterschießen hielt er die „Ticos“ mit einigen Glanzparaden im Rennen, im Shootout selbst avancierte er mit dem gehaltenen Penalty von Theofanis Gekas zum Helden.

Der Levante-Faktor

Sein Arbeitgeber Levante spielte bei diesem Reflex kurioserweise eine durchaus entscheidende Rolle. Denn Gekas wurde ausgerechnet sein Kurzgastspiel beim Verein aus Valencia zum Verhängnis.

„Er hat mit mir gemeinsam bei Levante gespielt. Ich kannte ihn schon vom Training. Deshalb habe ich darauf vertraut, dass er seine Art zu schießen, nicht ändern würde. Und dann habe ich den Elfer tatsächlich gehalten“, verriet Navas gegenüber „FIFA.com“.


„Wir schreiben gerade Geschichte. Dieser Sieg ist für jeden in Costa Rica“, jubelte Pinto, der schon seit Turnierbeginn nicht müde wird, die historische Chance seiner Mannschaft zu betonen, sich auf der Fußball-Landkarte prominenter zu verewigen. Bislang hat der Underdog Wort gehalten.

„Dramatisches und schwieriges Spiel“

Der Weg in Spiel eins der K.o.-Runde war jedoch ein steiniger. Nach der Gelb-Roten Karte für Oscar Duarte in Minute 66 versuchte Costa Rica zu zehnt die 1:0-Führung über die Runden zu bringen. Ein Unterfangen, das in der Nachspielzeit durch den Ausgleich des Dortmunders Sokratis scheiterte.

Im Normalfall der Todesstoß für einen Außenseiter. Mit den Kräften am Ende und Navas als Lebensversicherung im Tor rettete man sich jedoch ins Elfmeterschießen.

„Ein dramatisches und sehr schwieriges Spiel“, gab Pinto zu Protokoll, „in einigen Momenten dominierten wir das Spiel, in anderen Momenten dominierte unser Gegner. Wir waren jedoch stark und sich durchgekommen.“

„Natürlich hat es sich bemerkbar gemacht, dass wir einen Mann weniger auf dem Platz hatten, aber wir haben nie nachgelassen“, ergänzte Navas.

„Wir wollen mehr“

So ergab sich kein Augenschmaus für Fußball-Ästheten, sondern ein wahrer Abnützungskampf. Gerade einmal 39,8 Prozent Ballbesitz stand für die Costa Ricaner am Ende zu Buche – und das gegen Griechen, die nicht sonderlich viel Wert darauf legen, das Spielgerät in ihren Reihen zu haben und vor allem vor der Pause denkbar wenig für das Spiel machten.

Von August bis November 2012 stand Gekas bei Levante unter Vertrag, ehe er selbigen aus persönlichen Gründen auflösen ließ. Lediglich vier Mal kam der Stürmer-Routinier in diesem Zeitraum zum Einsatz. Eineinhalb Jahre später wurde dieses Engagement endgültig zur griechischen Tragödie.

„Dieser Sieg ist für jeden in Costa Rica“

Im konkreten Fall kannte Navas sein Gegenüber, unterm Strich machte es sich aber zudem bezahlt, dass Costa Ricas Teamchef Jorge Luiz Pinto seine Schützlinge auf das mögliche Elfmeterschießen perfekt vorbereitete.

„Wir haben im Vorfeld Elfmeter trainiert und auch den Gegner studiert. Deswegen haben wir 100 Prozent verwertet“, strahlte der Kolumbianer. Auffällig war, dass die Mittelamerikaner den Ball bevorzugt unter der Latte platzierten.

Und damit ein ganzes Land in Freudentaumel versetzten. Die Bilder vom Public Viewing aus der Hauptstadt San Jose sind durchaus beeindruckende.

Im Viertelfinale trifft Costa Rica nun auf die Niederlande. Über die Favoritenrolle muss man wohl nicht lange diskutieren. Dies hindert den selbstbewussten Außenseiter jedoch nicht daran, weitere Heldentaten ins Auge zu fassen.

„Wir haben vor den Niederlanden genauso Respekt wie vor allen unseren Gegnern, aber das hier geht weiter. Wir wollen mehr“, möchte Pinto seine Truppe ins Halbfinale führen.

Träumen ist sicherlich erlaubt. Das sieht auch Navas so: „Wir sind dabei, Geschichte zu schreiben und möchten einen Platz in den Herzen der Menschen erobern.“

Bislang ist dies gut gelungen.