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Sie haben ihren vierten Stern!

Sie haben ihren vierten Stern!

Deutschland ist zum vierten Mal Weltmeister.

Der Favorit musste in einem mitreißenden Finale am Sonntag in Rio de Janeiro aber lange zittern. Die Deutschen rangen Argentinien erst in der Verlängerung mit 1:0 (0:0) nieder.

Das sehenswerte Goldtor in einer lange Zeit ausgeglichenen Partie erzielte der eingewechselte Mario Götze in der 113. Minute.

Wie schon 1990

Die Deutschen hatten sich gegen die defensiv gut organisierten und im Konter häufig gefährlichen Argentinier schwergetan. Teamchef Joachim Löw sollte aber ein glückliches Händchen beweisen.

Eine Flanke des ebenfalls eingewechselten Andre Schürrle verwertete Bayern-München-Jungstar Götze im Fallen volley, nachdem er sich den Ball mit der Brust heruntergenommen hatte.

Für Deutschland ist es der erste große Titel seit der EM 1996. Bei ihrem bisher letzten WM-Titel 1990 hatten die Deutschen im Finale ebenfalls Argentinien bezwungen - auch damals mit 1:0.

Wahnsinn um Kramer

Argentiniens Superstar Lionel Messi bleibt dagegen vorerst weiterhin ungekrönt. Der 27-Jährige spielte vor 74.738 Zuschauern im Maracana zwar ein ambitioniertes Finale, im Abschluss haperte es aber wie bei seinen Teamkollegen.

Deutschland hatte schon vor Spielbeginn den ersten Rückschlag zu verkraften. Mittelfeldspieler Sami Khedira musste wegen Wadenproblemen, die beim Aufwärmen aufgetreten waren, passen.

An seiner Stelle begann Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach. Der 23-Jährige, bisher bei der WM nur zu zwei Kurzeinsätzen gekommen, schaffte aber ebenfalls nur 32 Minuten.

Nach einem heftigen Zusammenprall mit Ezequiel Garay (17.) offensichtlich benommen kehrte Kramer zwar kurz auf den Platz zurück, musste dann aber mit Verdacht auf Gehirnerschütterung durch Schürrle ersetzt werden.

Higuain vergibt erste Top-Chance

Mesut Özil rückte als Spielmacher ins Zentrum, dahinter agierte das Bayern-München-Duo Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos - Letzterer allerdings nicht so sicher wie gewohnt.

Mit einer verunglückten Kopfball-Rückgabe ermöglichte Kroos den Argentiniern, die erneut ohne ihren verletzten Mittelfeldstar Angel di Maria auskommen mussten, ihre erste Großchance.

Gonzalo Higuain traf aber alleine vor DFB-Schlussmann Manuel Neuer nicht einmal das Tor (21.). Schon davor hatte der Stürmerstar aus spitzem Winkel angeklopft (4.).

Abseitstor der Argentinier

Die Argentinier versteckten sich keineswegs, stellten die deutsche Hintermannschaft mit schnellen Gegenstößen immer wieder vor Probleme. Ein Tor von Higuain nach Querpass von Ezequiel Lavezzi wurde zurecht wegen Abseits aberkannt (30.).

Dazu musste der starke Jerome Boateng nach einem Solo von Messi in höchster Not für den bereits geschlagenen Neuer retten (40.). Kurz nach Seitenwechsel rollte Messi eine Großchance am langen Eck vorbei (47.).

Deutschland Argentinien
Ballbesitz 63,6% 36,4%
Zweikämpfe 53,5% 46,5%
Eckbälle 5 3
Torschüsse 10 10
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 5 6
Kopfballchancen 2 2
Abseits 3 2
Fouls 20 16

Die Deutschen hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz, kamen gegen die gut organisierte und mitunter harte argentinische Defensive aber nur selten durch. Nicht umsonst hatten die Südamerikaner bis zu Götzes Geniestreich in der K.o.-Phase keinen einzigen Treffer kassiert.

Umstrittene Szene um Neuer

Torhüter Sergio Romero parierte Schüsse von Schürrle (37./Abseits) und Kroos (43.), hatte aber auch Glück, dass Benedikt Höwedes nach Kroos-Corner aus fünf Metern an die Stange köpfelte (45.+1).

Zur Pause brachte auch Argentiniens Teamchef Alejandro Sabella seinen Joker. Sergio Aguero machte aber keinen Stich.

Ein Klose-Kopfball war für Romero kein Problem (59.). Kroos schoss nach Vorarbeit von Mesut Özil aus dem Rückraum rechts am Tor vorbei (82.). Auf der Gegenseite attackierte Neuer Higuain mit dem Knie in Kopfhöhe, bekam aber den Freistoß (57.).

Die Schlagzahl der ersten Hälfte erreichte die zweite nicht mehr. Die Verlängerung war aber gerade einmal 15 Sekunden alt, ehe Schürrle aus guter Position zu unplatziert abschloss.

Messi lässt letzte Chance aus

Für Argentinien kam der eingewechselte Rodrigo Palacio einem Treffer am nächsten, hob den Ball aber am Tor vorbei (97.). Die Argentinier hatten zudem Glück, das Spiel nach einigen Härteeinlagen mit elf Mann zu beenden.

Ein letzter Freistoß von Kapitän Messi ging weit über das Tor (123.). Der Ausnahmekönner verabsäumte es, aus dem Schatten des legendären Diego Maradona zu treten.

Dieser hatte Argentinien 1986 zur bisher letzten Weltmeisterschaft geführt - ebenfalls im Finale gegen Deutschland. Die Deutschen waren zuletzt zweimal WM-Dritter, nun erfolgte die Krönung. Und das auf amerikanischem Boden. Dort hatte noch nie zuvor ein europäisches Team den WM-Titel geholt.