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Selecao vor Neustart, Oranje verabschieden van Gaal

Selecao vor Neustart, Oranje verabschieden van Gaal

Brasiliens Fußball steht vor schweren Zeiten.

Nach dem 0:3 gegen die Niederlande am Samstag und dem enttäuschenden vierten Platz bei der Fußball-Heim-WM geht es hinter den Kulissen drunter und drüber.

Bei "Oranje" verabschiedet sich Louis van Gaal mit einer WM-Medaille - ein weiterer Titelangriff von Arjen Robben und Co. ist aber ungewiss.

Fans pfiffen auf Brasilien und feierten mit Oranje

Brasiliens Fans hatten endgültig genug von ihren WM-Versagern. So schnell es ging, buhten sie die abgestürzten Helden mit dem humpelnden Neymar nach dem erneuten Fiasko vom Rasen und feierten lieber das drittplatzierte Team um Arjen Robben.

Minutenlang liefen der überragende Bayern-Superstar und seine niederländischen Mannschaftskollegen die Ehrenrunde durch das Estadio Nacional und verabschiedeten nach dem 3:0 (2:0) über den Gastgeber ihren Bondscoach Louis van Gaal.

"Ich denke, dass sie immer einen Platz in meinem Herzen haben werden", berichtete der Erfolgstrainer am Samstag sentimental über die Gefühle für sein Team.

"Es gibt eine besondere Beziehung zueinander", antwortete Robben wenig später.

Neymar stand Scolari bei

Auch der Gegner lieferte zum Ende eines gründlich missratenen Heimturniers noch ein Rührstück.

Als der angeschlagene Trainer Luiz Felipe Scolari bei der Pressekonferenz wieder und wieder versuchte, den aufgebrachten brasilianischen Journalisten den Fehlschlag zu erklären, kam plötzlich Neymar als moralische Unterstützung durch die Tür.

Der verletzte Superstar schlich mit schwarzer, falsch herumgedrehter Kappe zu Scolari, herzte lange und innig seinen Coach, der ihm noch ein Küsschen auf die Wange drückte. Szenen eines wahrscheinlichen Abschieds. "Brasilianischer Black-Out: Teil 2. Neues Leiden", titelte die Sportzeitung "Lance!".

"Wir haben die Top Vier erreicht. Ich denke nicht, dass wir das Nationalteam kritisieren können", erklärte der Weltmeistertrainer von 2002 entgegen jeder Erwartungshaltung.

Scolaris Zukunft noch unklar

Nichts anderes als der Titel war von der Selecao verlangt worden - und doch klammert sich Scolari trotz des 1:7-Desasters gegen Deutschland auch nach Auslaufen seines Vertrags an eine mögliche Fortsetzung der Arbeit.

"Darüber muss der Verbandspräsident entscheiden. Wir hatten vereinbart, dass wir nach Ende des Wettbewerbs einen Bericht einreichen werden", sagte der 65-Jährige, nachdem sein Team mehrere Negativmarken gesetzt hatte.

Seit 1986 hatte kein Team 14 oder mehr Gegentore bei einer WM-Endrunde kassiert, zuletzt vor 74 Jahren verlor das stolze Brasilien zwei Heimspiele nacheinander.

Goldene, aber titellose Oranje-Generation

Beim Oranje-Team konnte auch der vierte WM-Podestplatz als ein "schönes und verdientes Abschiedsgeschenk" ("De Telegraaf") für seinen Trainer den Schmerz über den verpassten Titel nur etwas lindern.

Wie der Coach schimpfte Robben trotz des erfolgreichen Abschlusses über das Duell der Verlierer in Brasilia: "Von mir aus könnten sie es abschaffen, ich denke, es geht der FIFA dabei um kommerzielle Dinge."

Brasilien Niederlande
Ballbesitz 58,0% 42,0%
Zweikämpfe 50,0% 50,0
Eckbälle 4 1
Torschüsse 11 8
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 2
Torschüsse innerhalb Strafraum 4 6
Kopfballchancen 1 2
Abseits 1 2
Fouls 16 20

Zu tief saß der Frust immer noch über das Aus im Elfmeterschießen gegen Argentinien: "Hiermit haben wir den Kater ein wenig weggespült, aber die Enttäuschung überwiegt weiter. Wenn wir das Turnier dann heute so abschließen, da bin ich aber ganz stolz auf meine Jungs."

Ob die goldene, jedoch titellose Generation mit dem am Samstag verletzt fehlenden Wesley Sneijder und Robin van Persie noch einen vierten, letzten gemeinsamen Anlauf auf den ersehnten WM-Pokal nimmt, konnte Robben noch nicht versprechen. In Russland 2018 wäre das Angriffstrio bereits 34 Jahre alt.

"Ich kann nur für mich selber sprechen: Solange ich Spaß habe, will ich weitermachen für das Nationalteam. Je älter ich werde, desto besser werde ich anscheinend", betonte Robben. "Aber vier Jahre sind eine lange Zeit."

Bei Brasilien geht es drunter und drüber

In Guus Hiddink haben die Niederlande schon längst ihren Trainer für die Zeit bis zur EM 2016 gefunden, in Brasilien beginnt nun erst die Aufarbeitung. Hinter den Kulissen geht es ebenso drunter und drüber wie auf dem Platz.

Der designierte Präsident des Verbandes (CBF), Marco Polo Del Nero, hatte sich zuletzt für einen Verbleib von Scolari ausgesprochen. Nach der Blamage im kleinen Finale sagte Noch-Verbandschef Jose Maria Marin der Zeitung "Folha da Sao Paulo", die Situation mit Scolari sei "unhaltbar". Adenor "Tite" Bacci (zuletzt Corinthians Sao Paulo) und U20-Nationaltrainer Alexandre Gallo gelten als Nachfolgekandidaten.

Der neue Mann muss vor allem emotionale Aufbauarbeit leisten, das Selbstvertrauen liegt in Trümmern. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein furchtbares Gefühl", sagte Mittelfeldspieler Oscar ratlos und vergoss - wieder einmal - ein paar Tränen. Auch Kapitän Thiago Silva war restlos bedient.

"Dass es so zu Ende geht, haben wir nicht verdient. Wir müssen uns beim Volk entschuldigen." Der verletzte Neymar, der vor dem Spiel unter großem Beifall auf der Bank Platz genommen hatte, zog sich sein schwarzes Leibchen über die Augen. Auch er konnte nicht mehr hinsehen.