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"Haben Sie ein 5:0 erwartet?"

Die als Geheimfavorit gehandelte Mannschafts Belgiens hat keinen gänzlich überzeugenden ersten WM-Auftritt hingelegt.

Das mit zahlreichen Spitzenclub-Legionären gespickte Team von Marc Wilmots bezwang Außenseiter Algerien am Dienstag nach Rückstand noch 2:1.

Die "Roten Teufel" führen die Gruppe H aber an, weil Russland danach gegen Südkorea 1:1 spielte.

"Das hier ist eine WM"

Wilmots war mit dem nur vor der Pause schwachen Auftritt seiner Mannschaft in Belo Horizonte keineswegs unzufrieden, schließlich habe man gegen die Nummer 22 der Welt gespielt, gab er zu bedenken.

"Haben Sie erwartet, dass wir 4:0, 5:0 gewinnen? Das hier ist eine WM. Hier gibt es keine schwachen Teams. Wenn man gut organisiert ist, werden sich Möglichkeiten ergeben, man muss geduldig sein", erläuterte er. Algerien habe eine einzige Chance vorgefunden, und das sei ein Elfmeter gewesen. "Deshalb war unsere Organisation perfekt."

Goldenes Händchen

Die Belgier waren in Minute 25 durch den Elfer in Rückstand geraten. Sie gaben dem Spiel dank einer deutlichen Steigerung nach dem Seitenwechsel und zwei Toren der eingewechselten Marouane Fellaini (70.) und Dries Mertens (80.) aber noch eine Wende.

Das ballbesitzorientierte Spiel habe sich schließlich bezahlt gemacht, die Algerier seien wie erhofft zunehmend müde geworden, erläuterte Wilmots. "Meine Wechselspieler sind sehr stark. Wir hatten dadurch das Momentum auf unserer Seite."

"Wir hätten mehr laufen müssen"

Algeriens Teamchef Vahid Halilhodzic gab zu, dass der Gegner mehr Klasse habe ("Eines der besten Teams in Europa") und einfach fitter gewesen sei. Er regte sich aber auch über ein angebliches, nicht geahndetes Foul unmittelbar vor dem 1:2 auf.

"Die Belgier sind physisch viel stärker. Wir hätten mehr laufen und mehr riskieren müssen. Aber wir haben sie in der zweiten Hälfte spielen lassen", bekannte der Bosnier.

Sein Team habe mit Fortdauer der Partie abgebaut. "Einige haben darum gebeten, ausgetauscht zu werden." Dennoch erkannte er "eine Menge Qualität" im Spiel seiner unerfahrenen Mannschaft. Von seinen ziemlich limitierten Spielern könne man aber einfach keine 90 Minuten auf höchstem Niveau erwarten könne. "Die Belgier sind in viel besserer Verfassung."

"Das tut weh"

Sauer stieß ihm eine nicht geahndete Attacke von Kevin de Bruyne unmittelbar vor dem Siegestor der Belgier auf. "Das war ein Tackling von hinten an Feghouli, für mich war das ein offensichtliches Foul." Ein Pfiff hätte alles geändert und der entscheidende Treffer wäre nicht gefallen. "Das tut weh."

Belgien Algerien
Ballbesitz 67.1% 32.9%
Zweikämpfe 56.88% 43.12%
Eckbälle 17 3
Torschüsse 21 8
Torschüsse außerhalb Strafraum 10 0
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 3
Kopfballchancen 4 1
Abseits 3 0
Fouls 20 18

Sein Gegenüber sah die angesprochene Situation natürlich völlig anders. "Das war korrekt. Ich habe es zweimal im TV gesehen, der Angriff war perfekt ausgeführt", betonte Wilmots. Ausgleichstorschütze Fellaini, der nach einer Flanke von De Bruyne per Kopf getroffen hatte, gestand Startschwierigkeiten ein.

"Unsere Stärke ist das Kollektiv"

"Wir hatten unsere Probleme mit einem guten algerischen Team, aber schlussendlich haben wir gewonnen, und das ist alles, was zählt", sagte der Manchester-United-Spieler, der fünf Minuten nach seiner Einwechslung eingenetzt hatte.

Kapitän Vincent Kompany war froh, dass seine bis auf Daniel van Buyten WM-unerfahrene Truppe die "Feuertaufe" bestanden hat. "Es war schwierig, den algerischen Abwehrblock zu durchbrechen", meinte Kompany und verwies wie Wilmots auf die starke Bank.

"Unsere Stärke ist das Kollektiv. Wir wussten, dass mit den Wechseln etwas passieren könnte", sagte der Abwehrspieler und hob die schließlich noch belohnte Beharrlichkeit und den Charakter seiner Mitstreiter hervor. Weitere Möglichkeiten, diese Qualitäten zu untermauern, hat Belgien am Sonntag gegen Russland und am 26. Juni gegen Südkorea.