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Von Johannesburg bis Salvador: Was geschah seither?

Von Johannesburg bis Salvador: Was geschah seither?

DER Hit der Gruppenphase steigt schon am zweiten WM-Tag.

In der Gruppe B trifft in Salvador am Freitag (21 Uhr) Spanien auf die Niederlande. Da war doch was?

Natürlich - und nicht irgendetwas. Es ist die Neuauflage des WM-Finals 2010 in der Soccer City zu Johannesburg in Südafrika.

Spanien entschied das Endspiel am 11. Juli mit 1:0 nach Verlängerung für sich. Goldtorschütze war Andres Iniesta in der 116. Spielminute.

Für und gegen Rekorde

Für Spanien, die mit einem weiteren Gewinn erstmals das Quadruple (jeweils zwei Mal EM- und WM-Erfolge in Folge) einfahren könnten, war es überhaupt der erste WM-Titel in der Geschichte.

Auf den müssen die Niederlande weiterhin warten, nach 1974, 1978 und 2010 soll nun nur nicht das vierte verlorene Endspiel dazukommen.

Denn damit würde man den Negativ-Rekord Deutschlands (1966, 1982, 1986, 2002) einstellen.

Nun treffen die beiden Kapazunder gleich in der Gruppenphase aufeinander, das gab es in der WM-Geschichte noch nie. Was hat sich seither bei den Teams getan? LAOLA1 blickt zurück.

  • KADER

Never change your winning team - so heißt eine altbekannte Floskel im Sport. Und Spanien bleibt seiner Linie treu. Gleich 16 erfolgreiche Kicker von der WM 2010 sind auch vier Jahre später am Start. Noch nie kam ein Titelverteidiger mit so vielen Champs zurück. Valdes, Arbeloa, Capdevila, Marchena, Puyol, Navas und Llorente sind nicht mehr mit von der Partie, neu dabei sind De Gea, Juanfran, Alba, Azpilicueta, Koke, Cazorla und der gebürtige Brasilianer Diego Costa. "Bei uns hat sich sehr wenig verändert. Wir sind fast die gleichen Spieler und pflegen weiterhin beinahe das gleiche System", sagt Sergio Busquets. Nur Diego Costa bringt als klassischer Stürmer eine neue Facette mit. Ansonsten bleibt es beim klassischen Tiki-Taka. Xavi betont: "Entweder wir siegen oder sterben mit dem Stil."

Bei den Niederländern sieht es etwas anders aus, eigentlich genau umgekehrt. Denn der Vize-Weltmeister reiste nur mit sieben Spielern an, die damals auch schon im Kader standen. Mit dabei sind noch Vorm, de Jong, Sneijder, Kuyt, Huntelaar, Robben und van Persie. "Gegen Spanien muss alles perfekt laufen, damit wir eine Chance haben",  wähnt sich Spielmacher Sneijder klar in der Außenseiterrolle. Sergio Ramos warnt und tituliert Holland als "Riesen-Mannschaft". Torres bezeichnet die Niederlande als Rivale, "gegen die wir am liebsten spielen. Teams auf höchstem Niveau, die uns das Maximum abverlangen." Holland wird sich auch gegen Spanien in ihrem neuen 5-3-2-System präsentieren, das das offensive 4-3-3 ablöste.

  • EM 2012

Nach der WM 2010 stand die EM 2012 vor der Tür. Sowohl die Spanier als auch die Niederländer marschierten durch ihre Qualifikations-Gruppe. Die Iberer gewannen alle ihre acht Spiele, die Holländer gewannen neun ihrer zehn, nur beim für sie bedeutungslosen letzten Spiel in Schweden zogen sie mit 2:3 den Kürzeren.

Beim Turnier hätte der Unterschied nicht eklatanter sein können. Zwar startete Spanien mit einem 1:1 gegen Italien nur bedingt erfolgreich, doch am Ende setzte sich der Titelverteidiger mit einem 4:0 gegen den selben Gegner wieder die EM-Krone auf. Zu diesem Zeitpunkt war Holland schon längst wieder zu Hause. Mit drei Niederlagen gegen Dänemark, Deutschland und Portugal gab es nicht einmal einen Punkt. Damit war auch die Amtszeit von Trainer Bert van Marwijk beendet.

  • TEAMCHEFS

Auch hier hat sich bei Spanien nicht viel verändert. Denn Vicente del Bosque stand auch schon 2010 an der Linie und coachte die Seleccion zum ersten WM-Titel ihrer Geschichte. Mit seiner ruhigen, besonnenen Art führte der 63-Jährige "La Roja" auch zum EM-Triumph vor zwei Jahren. Kein anderer Coach konnte jemals eine WM, eine EM und die Champions League gewinnen. Die Favoriten-Rolle schiebt del Bosque gekonnt weg. "Es gibt viele fantastische Teams, die problemlos die WM gewinnen können", sagte der spanische Teamchef der "Welt." Wie immer in jüngerer Vergangenheit geht es bei Spanien harmonisch zu.

Auf der anderen Seite ist der General am Werk. Louis van Gaal übernahm nach der EM 2012 und gibt das Amt zwei Jahre später auch schon wieder ab. Eine kürzere Amtszeit legte der 62-Jährige 2000/01 hin, als er mit Holland die Qualifikation für die WM 2002 verpasste. Dieses Mal ist nach rund zwei Jahren Schluss. Denn van Gaal wird nach der WM neuer Trainer von Manchester United. Kein unbedeutener Posten und die Frage wird sein, wie sehr ihn sein neuer Job nicht vom aktuellen ablenkt. In jedem Fall zieht seine Umstellung auf das defensivere 5-3-2 Kritik nach sich. "Eine Todsünde", hält Arie Haan fest.

  • WM-QUALI 2014

Wieder hatten beide Teams in der Qualifikation keine Probleme. Dieses Mal erwiesen sich die Holländer sogar als erfolgreicher, denn Oranje brachte es bei zehn Spielen auf neun Siege und ein Remis (2:2 in Estland). Spanien musste sich zwei Mal zu Hause mit einem Remis begnügen. Während das gegen Frankreich noch zu verschmerzen war, machte ein 1:1 gegen Finnland spanische Fans etwas nervös - ehe vier Tage später wieder ein 1:0 in Frankreich alle beruhigte.

Spanien geht als Favorit in die Neuauflage des WM-Finales 2010. Das muss allerdings nichts heißen. Denn in Südafrika verloren die Iberer gegen die Schweiz 0:1 und vor zwei Jahren starteten sie eben auch "nur" 1:1 gegen Italien. Nichtsdestoweniger wird den Holländern wohl unweigerlich wieder die Momente von 2010 in die Köpfe schießen, wenngleich dieses WM-Trauma bei Seite geschoben wird. "Das ist erst möglich, wenn wir weiterkommen und uns am Ende im Finale wieder gegenüberstehen. Nur dann können wir uns revanchieren, sonst nicht", sagt Arjen Robben. Andres Iniesta schwelgt indes in Erinnerungen: "Ich habe vergessen, wie oft ich dieses Tor angeschaut habe. Ich war so glücklich. Es war ein einmaliges, bisher unbekanntes Gefühl für mich."

 

Bernhard Kastler



Spanien - Niederlande
Freitag, 21 Uhr MESZ, Arena Fonte Nova Arena, Salvador SR Rizzoli/Italien

Spanien: 1 Casillas - 22 Azpilicueta, 15 Sergio Ramos, 3 Pique, 18 Alba - 14 Xabi Alonso, 16 Busquets - 21 Silva, 8 Xavi, 6 Iniesta - 19 Costa.

Ersatz: 12 de Gea, 23 Reina - 2 Albiol, 4 Martinez, 5 Juanfran, 10 Fabregas, 17 Koke, 20 Cazorla, 7 Villa, 9 Torres, 11 Pedro Rodriguez, 13 Mata

Teamchef: Vicente del Bosque

Niederlande: 1 Cillessen - 7 Janmaat, 3 de Vrij, 2 Vlaar, 4 Martins Indi, 5 Blind - 6 de Jong, 10 Sneijder, 8 de Guzman - 9 van Persie, 11 Robben

Ersatz: 22 Vorm, 23 Krul - 12 Verhaegh, 13 Veltman, 14 Kongolo - 16 Clasie, 18 Fer, 20 Wijnaldum, 21 Depay, 15 Kuyt, 17 Lens, 19 Huntelaar

Teamchef: Louis van Gaal