Proteste in kleinem Rahmen

Proteste in kleinem Rahmen

Proteste in kleinem Rahmen

Wenn einen der Lärm von durch die Straßen ziehenden Menschen an einem WM-Spieltag, an dem Gastgeber Brasilien antritt, um 8:30 Uhr aus dem verdienten Schlaf reißt, dann kann es sich nur um zwei Anlassfälle handeln. Entweder die Brasilianer stimmen sich schon auf die anstehende Partie ein oder es handelt sich um Proteste. An diesem Morgen ist zweiteres der Fall.

Eine kleine Gruppe von Demonstranten versammelt sich und nutzt den Match-bedingten Feiertag um ihrem Unmut über unter anderem das kränkelnde Gesundheitssystem und den geringen Mindestlohn Luft zu machen. Die Meinungsführer sprechen per Megaphon zu ihren Mitstreitern, immer wieder brandet kurzer Jubel auf. Am Ende sind es gut einhundert, die einen Teil der Straße lahmlegen. Der Aufmarsch weniger ist sinnbildlich für den Eindruck während der bisherigen WM. Bilder von Kundgebungen gegen die immensen Ausgaben für die WM wandern regelmäßig durch die brasilianischen Nachrichtensendungen, die Größenordnung ist allerdings nicht mit den Protesten während des Confed-Cups im Vorjahr zu vergleichen. Auch auf dem Weg zu den Spielen trifft man auf Demonstranten, die gegen den Weltverband wettern und „FIFA go home“ skandieren. Im Vergleich zu den Tausenden, die in die Stadien pilgern und nach den Spielen auf den Straßen feiern, verblassen die kleinen Gruppen jener, die sich offen gegen die Organisation der WM wehren, aber nahezu.

Und auch hier in Fortaleza verstummen die kritischen Stimmen am späten Vormittag vorerst wieder, bevor sich eine weitaus größere Menschenmenge am Abend formieren wird, um das abschließende Gruppenspiel der Selecao gegen Kamerun zu zelebrieren. Aber Fußball ist manchmal eben auch nur Fußball und für die meisten ist der Kampf um das runde Leder in diesen Tagen die Hauptsache.