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"Die Partie wird nicht kompliziert zu spielen sein"

Altach goes Europe!

Erstmals in der Geschichte des Vereins haben sich die Vorarlberger für den Europacup qualifiziert.

Und am Donnerstag (19:00 Uhr im LAOLA1-Ticker) ist es soweit.

Mit dem portugiesischen Klub Vitoria Guimaraes wurde auch ein recht attraktives Los gezogen.

Das Motto: „Wir dürfen dieses Duell spielen. Es ist eine Belohnung für unsere letztjährige Leistung. Daher brauchen wir erst gar nicht von müssen, sollten oder könnten sprechen, sondern einfach nur von dürfen“, erklärt Sportdirektor Georg Zellhofer im Gespräch mit LAOLA1.

Der 54-Jährige weiß schließlich wovon er spricht. Zellhofer ist mit Abstand der erfahrenste Mann in Altach, was internationale Auftritte betrifft.

Dank seiner Trainerzeit beim FC Pasching und der Wiener Austria kennt der Niederösterreicher das Flair einer Europacup-Partie - im Gegensatz zu den meisten anderen Leuten in der 6418 Einwohner zählenden Gemeinde.

„Man kann es nur genießen“

Sein Rat an die Truppe: „Man kann es nur genießen. Denn wann kommt man als Altach-Spieler in den Genuss des Europacups? Bei Vereinen wie Austria, Rapid, Sturm oder Salzburg gibt es immer Leute, die schon international gespielt haben. Selbst zu meiner Zeit in Pasching gab es mit Patrik Jezek, Roland Kirchler, Michael Baur oder Christian Mayrleb Akteure, die das Europacup-Flair kannten. Da war es nur für den Klub selbst ungewohnt. In Altach ist es anders. Da gibt es neben Hannes Aigner kaum noch jemanden. Daher wird es für jeden ein positives Erlebnis.“

Über den Gegner wisse man Bescheid, auch wenn die Zeit der Informationsfindung recht kurz gewesen sei. „Wir haben ein Video vom Freundschaftsspiel gegen Fenerbahce gesehen und zudem Informationen von unseren Kontakten im Ausland erhalten, die den Verein kennen“, so Zellhofer, der den Tabellenfünften der abgelaufenen Primeira Liga wie folgt beschreibt:

„Das ist eine Topmannschaft mit vielen Legionären. Da sind Brasilianer, Franzosen, Belgier und natürlich Portugiesen. Guimaraes ist eine spielstarke Truppe, die vierte Kraft in Portugal hinter Benfica, Porto und Sporting. Wir wissen jedenfalls über die Spielweise und ihre gefährlichen Leute Bescheid. Es ist eine typisch portugiesische Mannschaft. Sie holen viele junge Leute, bilden diese aus und verkaufen sie dann weiter.“

Nicht in Ehrfurcht erstarren

Der Ex-Kicker hofft jedenfalls, dass Altach mit keiner zu großen Ehrfurcht in das Match geht.

„Es wird nicht kompliziert zu spielen sein. Ich hoffe, dass wir nicht vor Respekt erstarren werden, denn das brauchen wir nicht. Das Gegenteil soll der Fall sein. Wir sollen frech auftreten. Wir können nur gewinnen. Guimaraes ist der Favorit. Sie sind aber noch nicht in der Meisterschaft, haben noch keinen Rhythmus. Lassen wir uns überraschen.“

Einzig der Umstand, das Heimspiel in Innsbruck austragen zu müssen, trübt ein wenig die Vorfreude auf den ersten Auftritt am internationalen Parkett.

„Altach war ja noch nie in der Lage europäisch zu spielen. Schade, dass wir nach Innsbruck ausweichen müssen. In der Cashpoint-Arena sind wir eine Heimmacht. Unsere Heimstärke war auch ein Erfolgsgrund, warum wir letzte Saison Dritter geworden sind. Das Match gegen Guimaraes wäre wohl ausverkauft gewesen und es hätte eine Bombenstimmung geherrscht“, bedauert Zellhofer.

Innsbruck ein gewaltiger Aufwand

Während  sich durch den Austragungsort Innsbruck die Belastung für die Mannschaft mit einer Busreise und einer zusätzlichen Übernachtung in Grenzen hält, hatte der Verein einen enormen Aufwand.

„Enorm ist noch untertrieben, gewaltig trifft es besser. Ich kann den handelnden Personen nur meinen Respekt aussprechen. Wir haben ja nicht 20 Leute angestellt, sondern vier bis fünf. Sie haben alle UFEA-Richtlinien und Vorgaben managen müssen. Angefangen von Zimmerbestellungen, über Fahrpläne der ÖBB bis zu den Sicherheitsvorkehrungen. Im logistischen Bereich haben unsere Mitarbeiter wirklich Höchstleistungen erbracht“, lobt der SCRA-Sportdirektor.

Finanziell würde es hingegen keine große Rolle spielen, wo das Heimspiel ausgetragen wird, wie der Ex-Trainer verrät: „Der Europacup ist am Anfang kein Gewinn. Rentieren tut es sich erst, wenn man in die Gruppenphase kommt. Aber um das geht es gar nicht. Für uns steht sowieso der sportliche Reiz, wo wir viele Erfahrungen sammeln können, im Vordergrund.“

Grödig-Partie abgehakt

Trotz der Auftakt-Niederlage gegen Grödig sei die Mannschaft von Trainer Damir Canadi gerüstet. Das 1:2 ist abgehakt.

„Es war kein gutes Spiel, sehr enttäuschend nach einer Führung. Das sind wir eigentlich nicht gewohnt – speziell eben die Art und Weise der Niederlage sowie die Körpersprache. Wir haben komplett mit dem Fußballspielen aufgehört und verdient verloren.“

Angst, dass sich die zweite Saison wie bei vielen Aufsteigern als enorm schwierig herausstellen wird, hat Zellhofer nicht.

Mit Pasching konnte er sich im Jahr nach der Premiere (2002/2003) sogar steigern und kletterte vom fünften auf den dritten Rang.

Ratschläge für seinen Trainer, wie das funktioniert, kann er dennoch keine geben. „Ich brauche Damir keine Tipps geben, es gibt auch keine Formel. Wir müssen schauen, dass wir unsere Spielart, die uns ausgezeichnet hat, beibehalten. Irgendetwas zu kopieren bringt nichts. Wir sind eine Mannschaft, die sehr vom Kollektiv lebt. Das ist unsere Stärke.“

Keine Transfers mehr geplant

Obwohl mit Christian Schilling ein Neuzugang längere Zeit ausfallen wird, sind die Transferaktivitäten definitiv abgeschlossen.

„Für Christian tut es mir leid. Wir sind 100 Prozent von ihm überzeugt. Er ist ein toller Spieler mit einer super Einstellung und einem Top-Charakter. Wir werden auf ihn warten. Wir haben zwar immer die Augen und Ohren offen, eine Verstärkung ist aber nicht mehr geplant.“

Der nur leicht adaptierte Kader passt. „Mit Ismael Tajouri und Ivan Kovacec  gingen zwei Leute verloren, die öfter gespielt haben. Doch Altach muss in der Lage sein, sie zu ersetzen. Juan Barrera, Christian Schilling oder Martin Harrer haben die gleiche Stärke - das traue ich mir zu sagen.“

Abschließend freut sich Zellhofer nicht nur auf den ersten Europacup-Auftritt der Altacher, sondern auch auf das erste Liga-Heimspiel, welches planmäßig am 9. August in der umgebauten Cashpoint-Arena gegen Sturm Graz stattfinden wird.

„Es ist alles auf Schiene. Der Platz ist größer geworden, hat internationale Maße. Das Licht ist fertig, die Tribüne verlängert. Seit Mittwoch wird der Rollrasen verlegt. Wir können loslegen.“

So wie auch in Europa.

 

Martin Wechtl