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Matchball #1 für Red Bull Salzburg

Matchball #1 für Red Bull Salzburg

Die vergangenen Tage standen bei Red Bull Salzburg in Zeichen personalpolitischer Entscheidungen.

Andre Ramalho und Kevin Kampl werden, wie Sportchef Ralf Rangnick am Montag in Leipzig bekanntgab, die Mozartstadt spätestens im Sommer verlassen.

Ob sie sich nicht schon im Winter vom Klub verabschieden, hängt auch vom Abschneiden in der Europa-League-Gruppenphase ab.

Diesbezüglich sieht es für einen Verbleib im Frühjahr eigentlich recht gut aus, denn die „Bullen“ haben bereits am vierten Spieltag beim Gastspiel bei Dinamo Zagreb (Donnerstag, 19 Uhr) die Möglichkeit zum Aufstieg ins Sechzehntelfinale im kommenden Februar.

Mit einem Sieg sind sie fix durch.

Es gibt einige Gründe, warum der Meister gleich den ersten Matchball verwerten könnte.

 

Der Bewerb liegt den „Bullen“

Gut, mit der Champions League hat es für Red Bull Salzburg noch nie geklappt, aber in der Europa League kann sich die „Bullen“-Bilanz durchaus sehen lassen. Zum fünften Mal stehen die Salzburger in der Gruppenphase dieses Bewerbs, zwei Mal (2009 und 2013) stiegen sie ohne Punktverlust auf, einmal reichte ein zweiter Platz (2011) und nur einmal zogen sie den Kürzeren (2010). Vergangene Saison fixierte Salzburg auch bereits am vierten Spieltag durch einen 3:1-Sieg bei Standard Lüttich das Weiterkommen. Damals fehlte mit Sadio Mane ein prominenter Spieler gesperrt, dieses Mal muss auf den verletzten Alan (Bändereinriss) verzichtet werden, der vor einem Jahr den Aufstieg mit einem spektakulären Fallrückzieher in Belgien fixierte. Das Ziel ist klar, wie Christoph Leitgeb untermauert: „Wir wollen auch in Zagreb gewinnen und für eine frühzeitige Entscheidung in der Aufstiegsfrage sorgen. Es wird ein Spiel, in dem wir aggressiv spielen und dagegenhalten müssen.“ Sportchef Ralf Rangnick ist schon ein Remis Recht: „Wir haben die Chance, alles klar zu machen. Und selbst ein Unentschieden würde uns mit einem Bein in die nächste Runde bringen.“

 

Der Gegner ist (wieder) schlagbar

Das zeigt die jüngere Vergangenheit. Die Austria hat es vergangene Saison auch in Kroatien vorgezeigt. Im Playoff der Champions League legte man in Zagreb den Grundstein zum Aufstieg in die Gruppenphase, gewann durch Tore von Marin Leovac und Marko Stankovic 2:0 und so reichte im Rückspiel auch eine 2:3-Heimniederlage. Salzburg gewann vor fünf Jahren in der 3. CL-Quali-Runde nach einem 1:1 zu Hause mit 2:1 in der Hauptstadt. Damals wie am Donnerstag dabei sind die ins ÖFB-Team einberufenen Andreas Ulmer und Christoph Leitgeb sowie Franz Schiemer. Das Salzburger Lazarett hat sich indes gelichtet, die beiden Ersteren nach Krankheit bzw. Zahn-Operation sowie Massimo Bruno nach Bauchmuskelverletzung kehren zurück. „Die drei sind sehr wichtig für unser Spiel“, freut sich Trainer Adi Hütter, der vor dem Gegner (traditionell) warnt. „Wir müssen in Zagreb hochkonzentriert und taktisch äußerst diszipliniert ans Werk gehen. Die Kroaten verfügen über eine spielerisch sehr starke Mannschaft und stehen aufgrund der Tabellensituation schon ordentlich unter Druck. Für sie ist ein Heimsieg fast schon Pflicht.“ Zwar ist Top-Stürmer Duje Cop wieder am Start, doch Zagreb zeigte in der Mozartstadt, dass es absolut schlagbar ist, auch wenn gute Individualisten am Werk sind. Doch zuletzt spielte Dinamo in der Liga auch bei RNK Split nur 0:0. Salzburg braucht ganz und gar nicht in Ehrfurcht erstarren. Auch auswärts nicht.

 


 

Die Auswärtsstatistik spricht für einen Sieg

„Ich gehe davon aus, dass das eine durchaus heiße Atmosphäre werden wird. Da wird sich auch zeigen, ob wir uns tatsächlich entwickelt haben“, sagte Rangnick am Montag. Klar ist, das Maksimir-Stadion in Zagreb wird bei weitem nicht ausverkauft sein. Ganz im Gegenteil, es scheint, als wären schon um die 10.000 Fans im 37.000 Zuschauer fassenden Stadion ein Erfolg. Damit sollte Salzburg umgehen können. Und wenn das Drama von Malmö etwas Gutes an sich hat, dann, dass man sich in Zukunft von entsprechenden Geräuschkulissen nicht mehr so schnell beeinflussen lässt. Zudem kann Salzburg in der Europa League auswärts bestehen – und mehr als das. Vergangene Saison gab es bis auf das 0:0 gegen Basel nur Siege. Die letzte Niederlage in diesem Bewerb in der Fremde datiert vom 23. Februar 2012, als man im EL-Sechzehntel-Finale Metalist Kharkiv 1:4 unterlag. Die aktuelle Mannschaft hat in zwei Saisonen auswärts ganz ein anderes Selbstbewusstsein entwickelt und die mentale Komponente ist bekanntlich nicht unwichtig. Kampl spricht es aus: „Wir sind mit breiter Brust nach Zagreb gefahren.“

 

Der Faktor Teamgeist

Demonstrativ geschlossen zeigten sich die „Bullen“ am Dienstag, einen Tag nach der Bekanntgabe, dass Ramalho und Kampl sich auf Salzburger Abschiedstour befinden. In den sozialen Netzwerken wurde ein Foto vom Team beim Mannschafstraining gepostet, wo Trainer und Spieler mit den Armen um die Schultern Teamgeist betonten. Wer auf den Gedanken kommen sollte, die beiden betroffenen Protagonisten würden nach der Bekanntmachung ihres Abschieds weniger Willen zeigen, der wird sich irren – weil es auch gar keinen Sinn macht. Schließlich wissen die beiden das nicht erst seit Montag und es liegt auch nicht in ihrem Interesse, ihre sportliche Situation zu verschlechtern. Wer weiß, wohin die Reise gehen kann. Wohl mehr erzeugt es also das Gegenteil, eine schöne Zeit in Salzburg würdig abzuschließen. Die Teamkollegen werden zudem über die Entscheidung der beiden nicht sonderlich überrascht sein. Die „Bullen“ schossen sich aus ihrer Malmö-Krise, verloren zuletzt zehn Spiele in Serie nicht, gewannen acht Mal (holten bei beiden Remis Rückstände auf) und spielten bei der Admira mit nur 14 Mann am Blankett 2:0. Das spricht auch alles für die Moral, noch dazu, weil die Admira mehr als nur gut bedient war. Plus: Nach 14 Spielen stand endlich auch wieder die Null, genau zur richtigen Zeit. „Es war psychologisch wichtig", weiß Martin Hinteregger. Nicht nur das, sondern einiges spricht eben für das Verwerten des ersten Salzburgs Matchballs in der Europa League.

 

Bernhard Kastler