LAOLA1: Du hast in den Jahren eine ziemliche Wandlung durchgemacht, zählst nun zu den Feldherren, den Routiniers. Siehst du das genauso?

Trimmel: Wir haben schon vorige Saison gewusst, dass bald ein riesengroßer Schnitt passiert und viele Routiniers, die die Mannschaft immer geführt haben, weggehen. An Spieler wie Heikkinen, Katzer oder Kulovits muss man einen großen Dank aussprechen. Die sind, obwohl sie gewusst haben, dass ihre Verträge nicht verlängert werden, jeden Tag in der Kabine gesessen und haben uns aufgebaut. Kulo hat uns darauf vorbereitet, dass das eine Riesenverantwortung ist, jetzt bin ich auch einer der Älteren. Das war dann kein Problem mehr. Früher war ich eher der schüchterne Typ, jetzt versuche ich, sehr viel mit den Jungs zu reden. Es macht mir einen riesigen Spaß, wir sind auf einem guten Weg und es wird sich alles ins Positive wandeln.

LAOLA1: In welcher Hinsicht bist du der Meinung, dass du dich am meisten verändert hast?

Trimmel: Erstens menschlich, aber ich merke es vor allem auch körperlich. Ich habe immer wieder meine Probleme – vor allem muskuläre – gehabt. Irgendwie hat es immer einen kleinen körperlichen Einbruch gegeben, den es jetzt nicht mehr gibt. Ich fühle mich wirklich topfit und merke das vor allem nach den Spielen. Früher  war ich danach k.o., jetzt geht es mir immer gut. Das merke ich auch im Spiel. Ich wollte viel mehr Konstanz hineinbringen, nur dann kann ich auch jungen Spielern helfen.

LAOLA1: Die Berufung in den Mannschaftsrat war eine Art Belohnung für deine Entwicklung bei Rapid. Was bedeutet dir das?

Trimmel: Es freut mich riesig, weil es auch ein Zeichen ist, dass der gezeigte Einsatz stimmt und mich die Leute im Verein akzeptieren und glauben, dass ich das machen kann. Im Prinzip sind das eh die älteren Spieler, aber ich habe kein Problem damit.

LAOLA1: Zudem verwaltest du auch die Mannschaftskassa. Fließt da ständig was hinein? Was sind die häufigsten/kuriosesten Vergehen?

Trimmel: Bei uns sind es eher die Strafen, aber das ist eh bei jedem Verein so. Wir haben einen kleinen internen Strafenkatalog, zu dem ich aber nicht sage, wie es um die Summen steht (lacht). Da zählen die Gelben und Roten Karte durch Unsportlichkeit oder Kritik genauso dazu. Das ist mir jetzt auch gegen Grödig passiert, da muss ich in meine eigene Kassa einzahlen. Aber das gehört dazu und ist wichtig. So kriegt man ein bisschen Disziplin hinein. Stefan Kulovits hat mir das übergeben.

LAOLA1: Apropos Kulovits: Dieser galt als „gute Seele“ des Vereins, dem er alles untergeordnet hat. Entdeckst du ähnliche Eigenschaften auch bei dir?

Trimmel: Das war bei mir immer schon so. Ich gebe alles für den Verein, es ist ein super Klub. Jeder, der hier gespielt hat, weiß, wie schön es hier ist. Mir geht es genauso wie dem Kulo. Ich habe noch immer sehr guten Kontakt zu ihm. Wenn ein Typ, dessen Vertrag nicht verlängert wird, trotzdem vor jedem Match alles Gute wünscht und mit so einer Euphorie dabei ist, dann ist er durch und durch ein Grün-Weißer. Mir geht es genauso und ich fühle mich pudelwohl hier.

LAOLA1: Du hast Rapid auch schon als Kapitän aufs Feld führen dürfen. Wie fördernd bzw. lähmend empfindest du es, mit 26 Jahren eine Führungsrolle spielen zu müssen?

Trimmel: Damit habe ich auch kein Problem, ich weiß, wie es gemacht gehört. Wichtig ist, dass man mit den Jungs redet und nicht nur am Feld steht und nichts sagt. Dafür sind die älteren Spieler da, das erwartet sich auch der Trainer. Ich glaube jetzt nicht, dass ich der König bin, nur weil ich die Schleife habe. Wir sind eine Mannschaft, jeder redet mit jedem – das ist ganz wichtig. Trotzdem ist es eine Riesenehre, das mache ich immer wieder gerne.

LAOLA1: Inwieweit gehst du auf junge Spieler zu bzw. fragen diese tatsächlich um Rat?

Trimmel: In erster Linie ist es bei Rapid eh schon so, dass sowohl privat beim Training als auch während dem Match viel miteinander geredet wird. Das Wichtigste ist, dass wir von jedem die Schwäche akzeptieren. Das hat uns der Trainer vor der Saison ganz klar gesagt. Jeder Spieler wird Fehler machen, jeder muss für den anderen laufen. Nur so werden wir eine zusammengeschweißte Mannschaft werden. Daher ist wichtig, dass am Feld alle miteinander reden und jeder mitzieht. Da darf keiner stumm herumstehen. Es ist jetzt also nicht so, dass nur der Kapitän oder zwei Spieler herumschreien.

LAOLA1: Die Niederlagen gegen Admira und Grödig wurden unter die vorhergesagten Schwankungen eingereiht. Sind diese Erfahrungswerte in einem jungen Team deiner Meinung nach unvermeidlich?

Trimmel: Das wird immer so sein im Fußball. Ansonsten muss man eine komplett routinierte und zusammengeschweißte Mannschaft haben, die das wirklich über eine ganz Saison durchzieht. Mit einer jungen Mannschaft wird das immer passieren, aber es geht um die Art und Weise. Admira hat uns allen nicht gefallen, das war ein komplettes Blackout von uns. Grödig war eine andere Partie, wo wir super Torchancen hatten und nicht so schlecht gespielt haben. Es wird eine kleine Phase geben, aber mannschaftsintern sind wir nicht unzufrieden.

LAOLA1: Dein Ärger über die Grödig-Niederlage war sehr groß. Frisst du das in dich hinein oder ist das für dich schnell wieder abgehakt?

Trimmel: Es ärgert einen schon irrsinnig, speziell bei mir bleibt das schon ein, zwei Tage in mir drin. Das lässt mich einfach nicht los. Aber sobald der Trainer sagt, dass das nächste Match angesagt ist, muss das sowieso aus dem Kopf sein und man muss sich konzentrieren. Das geht dann eh ziemlich schnell.

LAOLA1: Du stehst erstmals als Rechtsverteidiger auf Abruf im ÖFB-Nationalteam, nachdem du schon drei Einsätze als Offensivspieler aufweisen kannst. Wie stehst du dazu?

Trimmel (lacht): Ich weiß nicht genau, auf welcher Position ich auf Abruf stehe, aber ich gehe davon aus. Keine Ahnung, darauf konzentriere ich mich nicht. Es ist für mich nur Rapid wichtig. Falls es sich einmal ergibt, dass ich wieder dabei sein darf, werde ich hundert Prozent für das Nationalteam geben.


Das Gespräch führte Alexander Karper