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"Wären auch mit stärkster Mannschaft Außenseiter"

„Leverkusen ist Europa League, da kann sich keiner schlecht anstellen, der nicht dabei ist.“

Rapid-Trainer Peter Schöttel weiß, dass in den vergangenen Wochen nicht alles nach Plan gelaufen ist. Kritik ist teilweise berechtigt, gehe aber in gewissen Fällen zu weit.

Wir sind nicht so schlecht, wie wir im Moment gemacht werden“, gibt Schöttel im Gespräch mit LAOLA1 zu verstehen und verweist auf die starken Leistungen gegen Rosenborg, Kharkiv und Salzburg.

Zwar ließen die Ergebnisse zu wünschen übrig, doch von der Leistung her war er zufrieden. Ein Problem ortet der Chefbetreuer auch intern.

LAOLA1: Was kann man nach drei Niederlagen im Auswärtsspiel gegen Leverkusen erwarten?

Peter Schöttel: Man kann auf jeden Fall eine kämpferisch starke Rapid-Mannschaft erwarten. Sehr viele Offensivspieler stehen nicht zur Verfügung, deshalb werden wir schauen, dass wir hinten gut stehen, kämpferisch überzeugen und es dem Gegner schwer machen. Wie das Spiel dann abläuft, weiß man vorher nie.

LAOLA1: Wie sehr erschweren die zehn Ausfälle die Vorbereitung auf so ein wichtiges Spiel?

Schöttel: Es ist ganz normal, wenn man sieben Offensivspieler vorgibt, dass es schwierig ist. Wir wollen schon anschreiben, aber wir haben das Heimspiel 0:4 verloren, da wissen wir alle, dass das Auswärtsspiel nicht leichter wird. Noch dazu, wenn nicht alle zur Verfügung stehen, speziell in der Offensive. Der erfahrenste Spieler fehlt mit Heikkinen auch noch. Aber in der Phase, in der wir sind, gibt es keine große Vorbereitung. Da geht es nur von Spiel zu Spiel, weil du dazwischen nur regenerierst.

LAOLA1: Was kann man über die drei Amateure sagen, die zum ersten Mal dabei sind?

Schöttel: Sie haben gestern das erste Mal bei uns trainiert. Sie haben bei den Amateuren gute Leistungen gebacht. So ganz gut kenne ich sie auch noch nicht.

LAOLA1: Geht es nach der Analyse des Hinspiels vor allem auch um Wiedergutmachung?

Schöttel: Natürlich haben wir es analysiert. Bis zum 0:1 aus einer Standardsituation ist wenig passiert. Mit dem Doppelschlag nach der Pause ist das ganz eindeutig in die andere Richtung gekippt, dann waren wir in der zweiten Halbzeit klar unterlegen.

LAOLA1: Ist es auch eine Chance, das 0:4 endgültig aus den Köpfen zu bekommen?

Schöttel: Für uns ist es natürlich eine Möglichkeit, dass wir trotz Problemen zeigen können, dass wir alles probieren werden, um das bestmögliche Ergebnis zu holen. Und dass wir nicht so schlecht sind, wie wir im Moment gemacht werden. Es dürfen nicht nur die schlechten Sachen aufgezählt werden. Das ist ein bisschen komisch. Es gab schon auch Gutes.

LAOLA1: Nach dem 0:4 oder auch der ersten Halbzeit gegen Sturm: Welche Punkte müssen besonders verbessert werden?

Schöttel: Zwischendurch haben wir auch Salzburg besiegt und auch den Aufstieg ins Cup-Viertelfinale geschafft. Es ist im Moment der Trend, dass man sich auf unsere schlechten Sachen draufsetzt. Das nehmen wir zur Kenntnis. Am Donnerstag wird es richtig schwer, weil es personell auch das schwierigste Spiel wird. Am Sonntag schaut es dann ganz sicher personell schon wieder besser aus.

LAOLA1: Warum ist es momentan so schwierig, Konstanz hineinzubringen?

Schöttel: Ich weiß nicht, ob es Konstanz ist. Gegen Sturm war es schlussendlich schade, weil man in der letzten halben Stunde gesehen hat, was möglich gewesen wäre. War halt nicht so und ist wieder vorbei. Jetzt ist einmal Leverkusen im Fokus, dann geht es in der Meisterschaft weiter, wo wir wichtige Punkte holen wollen.

LAOLA1: Stehen in den ausstehenden EL-Spielen vor allem die Erfahrungswerte im Vordergrund?

Schöttel: Die Erfahrungswerte nehmen wir immer mit, auch wenn die Ergebnisse unbefriedigend sind. Es ist einfach eine wichtige Phase speziell für die jungen Spieler, von der sie irgendwann sicher profitieren werden. Jetzt ist es natürlich eine schwierige Situation für alle.

LAOLA1: Ist es trotz der Vorzeichen für Sie als Trainer ein Highlight, hier in Leverkusen spielen zu können?

Schöttel: Es ist natürlich etwas Schönes. Wir sind sehr stolz, dass wir in der EL-Gruppenphase sind. Es war schon in Kharkiv ein besonderes Spiel, wo wir lange sehr gut ausgesehen haben. Am Donnerstag wird es besonders schwierig, weil der Gegner richtig gut drauf ist. Wenn man sieht, wie sich die deutschen Mannschaften diese Woche schon im Europacup präsentiert haben, weiß man dass es schwierig wird. Wir wären dort auch Außenseiter, wenn wir die stärkste Mannschaft am Start hätten. So sind unsere Chancen natürlich noch geringer. Wir werden ganz sicher dagegen halten und schauen, was am Schluss herauskommt.

LAOLA1: Die Mannschaft wirkt laut deinen Aussagen oft mutlos und ängstlich. Wie ist das zu erklären?

Schöttel: Ich weiß ja, als wir uns für die Gruppenphase qualifiziert haben, war alles sehr schön, wir waren Erster in der Meisterschaft. Dann mit den vielen Spielen, wo man kaum mehr trainieren kann, bist du sehr von Ergebnissen abhängig, auch von der Stimmung, die es gibt. Das große Problem aus meiner Sicht, ist, dass wir zum Teil auch intern die Erfolge, die wir gehabt haben, schlecht geredet haben. Wenn du dann die Erfolge nicht mehr würdigst und dich nicht mehr freust, ist natürlich jede Niederlage eine Katastrophe.

Das Gespräch führte Alexander Karper