news

Rapid in Euro-League mental auf Top-Niveau unterwegs

Rapid in Euro-League mental auf Top-Niveau unterwegs

Es ist schon erstaunlich, wenn man sich Rapids Leistungen in der bisherigen Europacup-Saison vor Augen führt.

Drei Siege in drei Spielen der Europa-League-Gruppenphase, insgesamt nur eine Niederlage bei sieben internationalen Auftritten inklusive CL-Quali (0:1 gegen Shakhtar Donetsk), seit neun Heimspielen in diesem Bewerb (6 Siege, 3 Remis seit dem 0:4 gegen Bayer Leverkusen am 25.1.2012) ungeschlagen – eine eindrucksvolle Statistik, die noch dazu wichtige Punkte für Österreich in der UEFA-Fünfjahreswertung bedeutet.

Der Aufstieg gegen Ajax Amsterdam sowie die hauchdünn verpasste Qualifikation für die Champions League gegen Shakhtar seien nur am Rande erwähnt, hoch einzuordnende Erfolge gegen Villarreal und Pilsen ebenso.

Wenn sich die Wiener auf der großen Bühne präsentieren, dann umgibt sie eine eigene Aura – anders als in der Bundesliga. Einige Eigenschaften zeichnen den Vizemeister in dieser Saison aber international besonders aus.

„Haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen“

Rückschläge wegzustecken, gilt hierbei als Rapids Paradedisziplin in dieser Saison. Das offenbarte sich auch beim 3:2-Heimerfolg gegen Viktoria Pilsen.

„Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen“, lobte Trainer Zoran Barisic und nahm damit Bezug auf den überraschenden Führungstreffer der Gäste in Rapids Drangperiode.

Ärger über den leichtfertig hergeschenkten Torerfolg wollte keiner abstreiten. Entscheidend war jedoch, dass wieder einmal keine Schockstarre einsetzte und der Faden nicht verloren ging.

„Ganz kurz waren wir vielleicht schon geschockt. Aber wir haben dann einfach weiter Fußball gespielt, uns Chancen herausgearbeitet, auch wenn wir sie nicht gleich genützt haben. Aber durch das 1:1 bekamen wir wieder mehr Selbstvertrauen und waren eigentlich voll im Spiel drin“, analysierte Louis Schaub gegenüber LAOLA1.

Balance trotz Rückschlags nicht verloren

Auch Florian Kainz bestätigte, dass man mittlerweile soweit gereift sei, nicht auseinanderzubrechen und mit dem kurzfristigen Schock umzugehen weiß.

„Natürlich haben wir uns über das Gegentor geärgert, weil wir bis dahin spielbestimmend waren. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt, den Ball laufen lassen, hätten aber noch mehr Chancen herausspielen müssen. Wir sind dann aber wieder einmal super zurückgekommen und sind sehr froh, dass wir noch gewonnen haben.“

Für Kapitän Steffen Hofmann ein entscheidender Faktor, der nicht unterschätzt werden darf. Denn sofort wieder auf den Ausgleich hinzuarbeiten, war schlussendlich der Türöffner für den dritten Erfolg im dritten Spiel.

„Deshalb muss man der Mannschaft ein großes Lob machen. Wir waren wirklich gut drin in der Partie. Pilsen schießt das Tor, aber wir haben einfach weitergespielt. Vor allem in der ersten Halbzeit war das richtig gut.“

Mentale Stärke „zeichnet Rapid auch aus“

Ruhe bewahren und spielerische Rückschläge so zu nehmen, wie sie sind, stellen mentale Stärke unter Beweis. Diese war international bisher schon mehrmals spielentscheidend.

„Das zieht sich ja bei uns schon durch die ganze Europacup-Saison, dass wir in den Heimspielen immer in Rückstand geraten. Aber wir haben es bis jetzt noch immer drehen können“, unterstrich Schaub, der seinem Beinamen „Mr. Europacup“ alle Ehre machte.

„Das zeichnet Rapid auch aus. Das hat es bei dem Verein immer schon gegeben, das haben wir zurzeit in uns. Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht immer in Rückstand geraten. So machen wir uns das Leben schwer“, fügte Kainz hinzu.

„Das ist auch eine Stärke. Wir haben dann natürlich hinten gut verteidigt, die Jungs haben das richtig gut gemacht, die Situationen geklärt. Jan hat uns zwei Mal gerettet. Es war mannschaftlich gesehen eine tolle Leistung.“

Zu guter Letzt wäre da noch die Tatsache, dass Rapid trotz des bisher noch nie dagewesenen Erfolgslaufs in der Europa League keine Tendenz zum Abheben zeigt.

„Denn es kommt immer alles zurück“

Von Trainer Barisic knapp an der Perfektion betrieben, dürfte diese Einstellung auch an die Mannschaft übertragen worden sein.

Statt Kampfansagen freut man sich über den Moment, um im gleichen Atemzug klarzustellen, dass man noch nichts erreicht hat. Schließlich könnte man sogar noch mit zwölf Punkten vorzeitig ausscheiden.

„Alltäglich ist das nicht, aber natürlich müssen wir am Boden bleiben – das ist ganz wichtig. Denn es kommt immer alles zurück. Wenn wir abheben oder feiern gehen, wird es im Derby nicht gut ausschauen. Wir müssen am Boden bleiben, regenerieren und uns auf Sonntag konzentrieren“, beschrieb Kainz die Herangehensweise.

Lehrmeister Barisic sah es ähnlich: „Wir sind nach wie vor gefährlicher Außenseiter und haben eine gute Ausgangsposition – nicht mehr und nicht weniger. Es ist schön und macht uns stolz, aber auch dieses Spiel ist abgehakt.“

Nun gilt es die besonders international gezeigten Eigenschaften auch auf den Liga-Alltag umzumünzen – am besten gleich im Wiener Derby.


Alexander Karper

Für Hofmann war es der beste Beweis dafür, dass man den „Mist“ gegen den WAC (1:2) unbedingt ausbügeln wollte – wenn auch in einem anderen Bewerb. Durch diese Antwort konnte wieder einiges gut gemacht werden.

Das Glück erzwungen

Der hohe Aufwand, den die Mannschaft über letztendlich 94 Minuten betrieb, wurde belohnt. Auch weil man das Glück sprichwörtlich erzwang.

„Vielleicht haben wir das ein bisschen, aber wir hätten auch in der ersten Halbzeit einen Elfmeter kriegen können. Vielleicht war das Abseits (Anm: von Schaub beim 2:1) ausgleichende Gerechtigkeit. Aber das ist uns egal. Wir haben verdient gewonnen“, so Hofmann.

Auch beim dritten Treffer von Thanos Petsos hatte man das Glück des Tüchtigen, denn wäre die Flanke nicht kurioserweise im Tor gelandet, hätte es wohl nach Foul am vermeintlichen Passempfänger Schaub Elfmeter geben müssen.

Nach dem neuerlichen Dämpfer durch den aus Sicht von Barisic unnötigen Anschlusstreffer zum 2:3 wurde dann auch noch eine weitere Eigenschaft hervorgekehrt, die international bisher Gold wert war.

Die Kunst, ein Spiel trocken zu Ende zu spielen

Nämlich, dass die Hütteldorfer die Partie trocken nach Hause spielten und in der entscheidenden Phase und Drucksituation, nicht zu Flippen begannen.

„Es war wichtig, dass wir nach dem 2:3 doch ruhig geblieben sind, probiert haben, herauszuspielen und nicht nur die Bälle nach vorne zu puffen. Das haben wir sehr gut gelöst“, bestätigte Schaub, während Hofmann die Mannschaft lobte:

Rapid Pilsen
Ballbesitz 57,6% 42,4%
Zweikämpfe 48,5% 51,5%
Passquote 84,8% 80,8%
Eckbälle 4 3
Torschüsse 15 8
Torschüsse außerhalb Strafraum 8 1
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 7
Kopfballchancen 0 3
Abseits 2 3
Fouls 9 18